Tübingen

Tübinger Seifenblasenhersteller Pustefix setzt seit 74 Jahren erfolgreich auf ein Produkt

23.11.2022

von Iris Simon

Tübinger Seifenblasenhersteller Pustefix setzt seit 74 Jahren erfolgreich auf ein Produkt

© Pustefix

4,5 Millionen Pustefix-Dosen lieferte das Tübinger Unternehmen in 2021 weltweit aus. Die Marke kam recht gut durch die Corona-Zeit.

Was haben Schoko-Nikoläuse, Spargel und Seifenblasen gemeinsam? Alle haben eine Saison. Ob nun in der Vorweihnachtszeit, im Frühjahr oder (im Fall der Seifenblasen) „von O bis O“, von Ostern bis Oktober.

Denn: „Es ist ein bisschen wie bei Sommerreifen“, erklärt Armin Christian, Geschäftsführer von Pustefix. „Die warmen Monate sind die Zeit, in der wir unsere Seifenblasen am besten verkaufen.“ Der Grund liegt auf der Hand. Die schillernden Seifenwasser-Kugeln lassen sich am besten bei Sonnenschein und im Freien pusten. Und das seit nun 74 Jahren.

1948 gegründet, produziert die Pustefix GmbH als kleiner Weltmarktführer an der B28 zwischen Rottenburg und Tübingen seit jeher Seifenblasen in unterschiedlichen Ausführungen. Aktuell hat das Unternehmen 30 Mitarbeiter mit einem konsolidierten Umsatz von rund 6 Millionen Euro.

Modern inszeniert

Doch wie bleibt man mit dem immer gleichen Produkt erfolgreich? Pustefix-Chef Armin Christian deutet auf ein wand-hohes Regal im Konferenzraum des Kilchberger Firmensitzes. Dort ist die Firmengeschichte in Form von Plüschbären, Seifenblasen-Pistolen und Blechschildern ausgestellt „Wir haben das Altbewährte genommen und modern inszeniert.“

So wurde in den vergangenen Jahren die Außenwirkung der Marke überarbeitet. Pustibär, das Markenmaskottchen, lächelt jetzt. „Wir wollten den Pustibär lebendiger machen. Seifenblasen bringen Kindern und Erwachsenen Freude. Warum das nicht auf unserem Maskottchen wiederspiegeln?“, erklärt der Geschäftsführer. Ebenso wurde das Online-Angebot erweitert, die Produktion nachhaltiger und wurden neue Produkte speziell für Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Messen entwickelt.

„Es gab eine abartige Preiserhöhung“

Eine Modernisierung, die sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren ausgezahlt hat. „Wir hatten während der Corona-Pandemie 30 Prozent weniger Umsatz im Werbeartikelbereich, dafür jedoch deutliche Steigerungen im Online-Geschäft und im klassischen Spielwarenhandel“, betont Christian.

Bei den Werbeartikeln ist das Unternehmen nach wie vor nicht auf Vorkrisenniveau. Hinzu kommt der nahtlose Übergang in die Energiekrise. Christian erinnert sich: „Es gab eine abartige Preiserhöhung bei unseren Rohstoffen. Unsere Produktion ist an sich nicht energielastig.“

Doch die Preisexplosionen bei allen Rohstoffen und Teilen für die Seifenblasenspiele waren deutlich spürbar. Sicherheitshalber hat das Unternehmen vorgesorgt, die Lager gefüllt und musste bereits Mitte des Jahres die Preise für Seifenblasen leicht anheben. Auf Dauer ist diese Preisspirale allerdings nicht möglich, betont der Geschäftsführer. „Seifenblasen sind ein Mitnahmeprodukt, etwa wenn man an der Kasse im Supermarkt oder im Spielwarengeschäft steht. Dementsprechend niederschwellig muss unser Angebot sein.“

Auch wenn das Unternehmen mit Sorge auf den angespannten Rohstoffmarkt blickt, grundsätzlich ist man zuversichtlich. Zum einen hätten die Kunden verständnisvoll auf die notwendigen Anpassungen reagiert. Zum anderen ist die Firma nach eigenen Angaben krisensicher aufgestellt.

Wie wenn man Badewasser trinkt

Zwar werden einzelne Teile, etwa die Seifenblasen-Pistole, noch in China gefertigt, doch die Produktion der Kernprodukte liegt seit jeher in Deutschland. „Preislich macht der Produktionsstandort keinen Unterschied, wir haben geringere Frachtkosten und sind nicht an den Wechselkurs des Dollars gebunden. Alles in allem haben wir so eine größere Unabhängigkeit“, so Christian.

Zudem setzt das Tübinger Unternehmen immer stärker auf Nachhaltigkeit. Ziel sei es, in der Produktion einen möglichst geschlossenen Ressourcenkreislauf zu haben, der die Spielzeugsicherheit nicht gefährdet. Trotz umweltfreundlicher Inhaltstoffe sollte das Seifenblasenwasser also trotzdem nicht getrunken werden? Armin Christian schmunzelt: „Das ist so, als würde man einen großen Schluck aus der Badewanne nehmen. Sollte nicht passieren, aber wenn es doch passiert, ist es nicht so schlimm.“

Ein ehemaliges Familienunternehmen

Der Chemiker Dr. Rolf Hein erfindet gründete Pustefix 1948. Der gelbe Teddy seiner Kinder wurde zum Markenzeichen. 1973 übernahm Gerold P. Hein das Unternehmen von seinem Vater, 1998 folgte Enkel Frank W. Hein. 2011 ging das Unternehmen an die österreichische Firma Stadlbauer. Die Familie Hein zog sich zurück. 2019 wurde Stadlbauer von der Münchner Investmentfirma Quantum Capital Partners aufgekauft. Armin Christian folgte im selben Jahr als neuer Geschäftsführer. Das Unternehmen exportiert seine Produkte neben Europa auch in die USA, nach China, Japan, Australien und Südafrika. Produktkrisen, steigenden Kosten und billiger Konkurrenz zum Trotz.

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