FUSSBALL

Trotz Regionalliga-Platz 3: Balinger wollen „das Träumen anderen überlassen“

05.12.2022

Von Marcel Schlegel

Trotz Regionalliga-Platz 3: Balinger wollen „das Träumen anderen überlassen“

© Eibner

Jubelnde Balinger – ein fast schon gewohntes Bild in den letzten Wochen.

In dieser Regionalliga-Saison präsentiert sich die TSG Balingen nahezu sensationell. Im 100. Punktspiel von Martin Braun als Trainer der TSG holten sich die Schwaben ihren dritten Tabellenplatz zurück.

Mit Fragen, ob die TSG Balingen nun Tabellenführer SSV Ulm 1846 jagen und um den Aufstieg in die 3. Liga mitspielen wolle, kann man Matthias Schmitz nicht locken, allenfalls ein müdes Lächeln entlocken. „Wir wollen zunächst den Klassenerhalt fixieren und alles andere ist Zukunft und interessiert uns noch nicht“, sagte der Kapitän der TSG Balingen nach dem 3:1-Sieg der Schwaben am Samstag beim SGV Freiberg, auf den Martin Braun seine Mannen in seinem 100. Punktspiel als TSG-Coach wie schon im Hinspiel (3:2-Sieg) perfekt eingestellt hatte.

Durch diesen, den zehnten „Dreier“ im 19. Saisonspiel, haben die Balinger den dritten Tabellenplatz der Regionalliga Südwest zurückerobert, punktgleich mit dem TSV Steinbach Haiger auf Rang 2, sieben Zähler hinter Spitzenreiter Ulm. Faktisch also haben die eingangs erwähnten Fragen durchaus ihre Berechtigung, Schmitz aber wiegelte ab: „Das Träumen überlassen wir anderen. Wir konzentrieren uns nun aufs kommende Heimspiel gegen den VfR Aalen.“

Amateure mischen Profiliga auf

Dennoch sollte man es nochmals hervorheben: Da spielt eine nominelle Amateurmannschaft in einer formalen Profiliga im oberen Tabellendrittel mit, positioniert sich knapp vor Viertliga-Größen wie Kickers Offenbach (4.) oder dem FC 08 Homburg (5.) und dies alles seit einigen Wochen ohne Jan Ferdinand, ihrem besten Torjäger. Dreimal die Woche trainieren die Balinger Amateure zusammen – die Freiberger, die sich schon in der Oberliga eine Profimannschaft leisteten, absolvieren sechs Einheiten die Woche und blieben am Samstag dennoch chancenlos. Und tatsächlich fast ohne echte Torchance. „Wir haben die schlechten Bedingungen auf dem schmierigen Rasen angenommen, haben gekämpft, unsere Chancen genutzt und verdient gewonnen“, fand denn auch Schmitz.

Für die TSG Balingen traf Ex-Profi Moritz Kuhn, der erneut überragend auftrat, kurz vor und kurz nach der Halbzeit zum vorentscheidenden 2:0. Der eingewechselte Walter Vegelin legte in der Schlussphase das 3:0 nach, ehe der SGV in der Schlussminute nochmals zum Anschluss kam. Vorbereitet wurde das Balinger Jokertor von Aron Viventi, der gemeinsam mit Vegelin nur Sekunden vor dem dritten Treffer eingewechselt worden war.

Viventi kommt wieder in Fahrt

„Es war schwer, auf diesem schlechten Platz spielerisch zu glänzen“, fand Viventi. „Dennoch haben wir es gut gemacht, uns auch gute Gelegenheiten erspielt und verdient gewonnen.“ Der 25-jährige Vorlagengeber vom Samstag musste in der Hinrunde eine zähe Muskelverletzung auskurieren und kommt nun „langsam wieder in Fahrt“, wie er erklärte. „Es geht aufwärts und ich freue mich, dass ich meinen Beitrag dazu leisten konnte, dass wir unseren guten Trend fortsetzen.“

Diesen Samstag (14 Uhr) erwartet die TSG Balingen nun den VfR Aalen in der Bizerba-Arena. Es ist das letzte Spiel vor der Winterpause. Der Ostalb-Klub, der erneut ein Insolvenzverfahren einleiten musste, kam am Wochenende mit 0:5 (0:3) beim Aufsteiger SG Barockstadt-Fulda unter die Räder und verlor zudem Ali Obadas mit Rot. Nach den neun Punkten, die den Aalenern wegen ihrer Zahlungsunfähigkeit abgezogen wurden, rangiert der VfR auf dem drittletzten und damit ersten Abstiegsplatz der Viertliga-Südweststaffel. Ein Zähler fehlt dem Team zum rettenden Ufer.

Klostermann schaut bei Ex-Klubs vorbei – Ferdinand vor Rückkehr?

Mit Simon Klostermann mischte sich am Samstag ein alter Bekannter auf die Tribüne des Regionalliga-Aufsteigers SGV Freiberg. Zu beiden Vereinen hat der 22-Jährige eine Verbindung: Aus Freiberg, die damals noch Oberliga spielten, wechselte Klostermann 2020 zur TSG Balingen, reifte dort zum Edelstürmer heran und schloss sich im vergangenen Winter dann dem SSV Ulm 1846 an. Beim Tabellenführer kam Klostermann bislang allerdings kaum zum Zuge, zudem plagt ihn eine Verletzung. Gut möglich aber, dass der gebürtige Ludwigsburger bald schon wieder im Trikot seines Ex-Klubs zu sehen – dem aus Freiberg.

Dass Klostermann, der vor seinem Abschied Balingens bester Torschütze war, bei der TSG nicht vermisst wird, liegt an Neuzugang bzw. Rückkehrer Jan Ferdinand, der mit seinen Toren direkt in Klostermanns Fußstapfen trat und wie letzterer derzeit angeschlagen ist. Dass Ferdinand am Samstag (14 Uhr, Bizerba-Arena) gegen den VfR Aalen nun wieder aufs Feld zurückkehren wird, ist zumindest nicht unrealistisch. Laut Trainer Martin Braun hat der Stürmer seine Schulterverletzung auskuriert, jedoch wolle man kein unnötiges Risiko eingehen. Die Saison verpassen wird derweil Luca Kölsch (dritter Kreuzbandriss).

Jonas Fritschi wird in diesem Jahr derweil nicht mehr für die TSG Balingen auflaufen. Der Verteidiger verletzte sich vor zwei Wochen beim 1:0-Heimsieg über Koblenz am Knie. Die erleichternde Nachricht: Es ist nichts Schlimmes. Denn zunächst hatte der Verdacht auf einen Kreuzbandriss im Raum gestanden.

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