Fußball

TSG Balingen unterliegt Primus TSV Steinbach: Gut präsentiert, dennoch verloren

09.10.2020

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen unterliegt Primus TSV Steinbach: Gut präsentiert, dennoch verloren

© Soeren Herl

Ein kleines Stück fehlte der TSG Balingen (im Bild Cedric Guarino, links) gestern gegen den Regionalliga-Primus TSV Steinbach Haiger. Ein Gäste-Treffer in der Schlussphase machte den Unterschied.

Eine Hälfte lang hielt die TSG Balingen gegen den TSV Steinbach Haiger mit. Dann erzielte Torjäger Enis Bytyqi für den Tabellenführer der Fußball-Regionalliga den Siegtreffer.

Ein Punkt war drin für die TSG Balingen, doch am Ende war der 1:0-Sieg des TSV Steinbach Haiger am Freitagabend nicht unverdient. Dies, weil der Regionalliga-Tabellenführer, für den Enis Bytyqi seinen fünften Saisontreffer erzielte, im zweiten Durchgang immer stärker wurde.

Noch in der ersten Hälfte war es eine, gemessen am Gegner, überzeugende Leistung der TSG gewesen. Diese trat in den Anfangsminuten anders auf, als man das vor der Partie gegen den offensivstarken Regionalliga-Tabellenführer erwartet hätte: nicht defensiv und lauernd wie gewohnt, sondern zielstrebig und offensiv. Ja, die Braun-Elf machte in der Anfangsviertelstunde das Spiel und drängte die hessischen Gäste zunächst in den eigenen Defensivbereich zurück.

Anfangs schafften es die Balinger, die ihr offensiv ausgerichteten Ketten dann nach rund einer halben Stunde buchstäblich zurückfuhren, sich in den Steinbacher Strafraum zu kombinieren oder zu dribbeln – dort jedoch endeten die meisten Angriffsbemühungen. Einzige Ausnahme zunächst: von außerhalb des Strafraums. Von da hatte Balingens spielender Co-Trainer Lukas Foelsch etwa einen strammen Fernschuss abgefeuert, der in der 10. Minute knapp am linken Pfosten vorbeistrich.

Steinbach zunächst schwach

Die Mittelhessen taten sich schwer, ihren gefürchteten Kombinationsfußball zu zeigen. Das lag vor allem am holprigen Rasen in der Bizerba-Arena, aber auch am disziplinierten Positionsspiel der Gastgeber, denen das sandige Grün gelegen zu kommen schien. Aber auch den Balinger unterliefen platzbedingte Fehler: Dino Bisanovic hatte nach einem fahrlässigen Vochatzer-Fehlpass an der Balinger Strafraumkante mit einem abgefälschten Abschluss die erste Chance des TSV Steinbach (16.). Im Anschluss an die folgende Ecke zog Christian März seinen Distanzschuss aus dem Rücken der Abwehr ins Außennetz des von Julian Hauser gehüteten TSG-Tors (17.).

Chance um Chance – das Spiel im Ticker zum Nachlesen.

Auf der Gegenseite nahm sich Kapitän und Innenverteidiger Matthias Schmitz ein Herz und marschierte in die für ihn ungewohnte Sphäre des gegnerischen Strafraums (18.): Sein Querpass landete über Umwege bei Cedric Guarino, dessen Schuss in den Händen von Steinbach-Keeper Raphael Koczor und der Nachschuss von Ivan Cabraja im Tor der Gäste. Nur: Der Pfiff der gut leitenden Schiedsrichterin Fabienne Michel unterband den Torjubel. Der Grund: Der Balinger hatte im Abseits gestanden.

Nunmehr verlor das Spiel an Tempo, der Spitzenreiter gewann derweil an Ballbesitz – und mit jeder Minute an Dominanz, wenngleich viele Spielunterbrechungen auch den Steinbacher Spielfluss zuweilen jäh unterbrachen. Gefährlich wurde es im ersten Durchgang noch auf der Gegenseite: Zuerst als Balingens „Turbo“ Marc Pettenkofer bei einem Konter seinen Gegenspieler abschüttelte, ihm im Abschluss aber die Kraft ausging (38.) und dann als Schmitz in einem Strafraum-Tohuwabohu nicht durchdrang (41.).

Schmitz klärt doppelt

Nach der Pause nun wurde der Druck, den die Steinbacher auf Hausers Tor ausübten, minütlich größer. Die Hessen setzten auf lange Bälle, nicht jeden konnten die Schwaben abräumen. Außerdem musste die TSG, die nun tief stand und zu selten Konter-Entlastung erfuhr, schon vor der Steinbacher Führung einige brenzlige Situationen überstehen: In der 54. Minute etwa eine Doppelchance, in der Schmitz mit dem Kopf zunächst auf der Linie klärte. Kurz darauf rollte der von Hauser im direkten Duell mit Bytyqi abgefälschte Ball bereits auf die Torlinie zu, als dieses erneut von Balingens Kapitän in höchster Not weggedroschen wurde (57.). Dann schoss Torschütze Bytyqi aus elf Metern freistehend über die Balinger Latte (59.), ehe Hauser einen Marquet-Kopfball mit einer feinen Flugeinlage rettete (71.).

Szene für Szene – Fotos vom Spiel.

Die darauffolgende Ecke ergab für Steinbach dann das, was sich in der zweiten Hälfte angedeutet hatte: das Siegtor. Erneut hatte Sascha Marquet am langen Pfosten geköpft und Bytyqi hielt direkt vor Hauser stehend den Fuß rein – zum entscheidenden 0:1 (73.). Die TSG warf alles nach vorne und hatte in der Schlussminute noch die Möglichkeit auf den Ausgleich, als der eingewechselte Daniel Seemann fünf Meter vor dem Steinbach-Kasten am linken Pfosten auftauchte – und genau diesen traf (90.).

Trainer Alipour: "Eine bodenlose Frechheit"

Noch bevor sich Cheftrainer Adrian Alipour am Freitagabend über den 1:0-Auswärtssieg in Balingen und die verteidigte Tabellenführung seines TSV Steinbach Haiger freuen konnte, musste er sich erst einmal abregen. Nach einem solchen Fußballspiel gebe es für ihn eigentlich keinen Grund, über das Sportliche zu sprechen, sagte Alipour. Nein, der Coach des finanzstarken Vollprofi-Mäzen-Klubs aus Mittelhessen wollte über den mit Sand aufgefüllten, entsprechend holprigen Rasen in der Balinger Bizerba-Arena sprechen. Der sei der Regionalliga nicht würdig – oder in Alipours Worten „ein Skandalplatz“ und „eine bodenlose Frechheit“. Da schwang ein Hauch des Zorns in der Tonlage des Trainers mit, als der Steinbacher Coach diese Worte bei der öffentlichen Pressekonferenz den Zuschauern auf der Tribüne durchs Mikrofon zurief. Und entsprechend erntete Alipour ein ebenso aggressives Feedback der Zusehenden und Zuhörenden und die ein oder andere unflätige Bemerkung. Der Disput setzte sich dann auch in den Sozialen Medien fort.

Übers Sportliche sprach derweil Martin Braun, gewohnt in sich ruhend und analytisch. Braun, Trainer einer Amateurelf, sah einen verdienten Sieg des Viertliga-Tabellenführers. Im Großen und Ganzen habe seine Elf indes umgesetzt, was man sich vorgenommen hatte. „Wir können eigentlich zufrieden sein: Wir haben ein gutes Spiel gegen einen sehr guten Gegner gemacht“, so Braun. „Aber natürlich hätten wir gerne einen Punkt geholt“, sagte der TSG-Trainer. Dieser sei möglich gewesen. „Wir hätten die Führung machen können und hatten am Ende auch die Großchance zum Ausgleich. Etwas ärgerlich ist das deshalb schon.“

Für die TSG Balingen, die noch Regionalliga-Zehnte ist, geht es diesen Mittwoch (19 Uhr) im WFV-Pokal-Viertelfinale nun zum FV Olympia Laupheim. Am Sonntag (14.30 Uhr) in einer Woche steht dann das Punktspiel bei der U23 des SC Freiburg an.

TSG Balingen: Hauser; Kölsch (85. Heim), Wöhrle, Vochatzer, Akkaya (62. Eisele), Cabraja (79. Seemann), Pettenkofer, Foelsch, Guarino, Schmitz, Vogler.

Tor: 0:1 Bytyqi (73.).

Schiedsrichterin: Fabienne Michel (Gau-Odernheim).

Zuschauer: 463.

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