Fußball

TSG Balingen im WFV-Pokal-Viertelfinale: Über Göppingen in die Geschichtsbücher

28.07.2020

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen im WFV-Pokal-Viertelfinale: Über Göppingen in die Geschichtsbücher

© Moschkon

Zuletzt standen für die TSG Balingen nur Tests an, nun wartet das erste Pflichtspiel seit vielen Monaten: Im Pokal treten die Kreisstädter gegen Göppingen an.

Sollte die TSG Balingen das erste Mal in ihrer Vereinsgeschichte den WFV-Pokal gewinnen und damit ebenfalls erstmalig in den DFB-Pokal einziehen, träfe sie in dessen erster Runde auf Erzgebirge Aue.

Dass dieses Los schon feststeht, noch bevor die Landesverbände ihre Verbandspokal-Wettbewerbe beendet haben, ist eine coronabedingte Premiere. Der Grund: Anders als die vergangene Punktspielsaison wird der Verbandspokal 2019/20 noch nachgeholt und geht nach dem „Finaltag der Amateure“ am 22. August dann ab dem 11. September nahezu nahtlos in DFB-Pokal 2020/21 über, für den sich die Gewinner der jeweiligen Verbände qualifizieren.

Fokus auf dem nächsten Spiel

Martin Braun will davon nichts hören. Natürlich dürfte der Trainer der TSG die Auslosung verfolgt haben, in der DFB-Präsident Fritz Keller am Sonntag live zuerst die Platzhalter-Kugel mit dem WFV-Logo und dann den Zweitligisten aus Sachsen zog. Dennoch sagt Ex-Profi Braun: „Ich habe nie die Erfahrung gemacht, dass es nützlich ist, gedanklich einige Spiele zu überspringen.“ Und die Erfahrung, auf die der frühere Spieler von unter anderem dem SC Freiburg und dem 1. FC Köln verweisen kann, sucht in der Kreisstadt bekanntlich ihresgleichen. Über 200 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga und auch Partien im DFB-Pokal hat der 51-Jährige in den Beinen.

Fast siebenmonatige Pause

Die haben Braun stattdessen gelehrt, sich zunächst auf das zu konzentrieren, „was in unserer Macht liegt und was im Moment wichtig ist“, wie er sagt: Und das ist der 1. Göppinger SV. Oberliga statt Bundesliga, WFV- statt DFB-Pokal also. Nach fast siebenmonatiger Pflichtspielpause ist Balingen am Samstag (15.30 Uhr; maximal 500 Zuschauer) wieder unter Wettbewerbsbedingungen gefordert. Beim Oberligisten vom Hohenstaufen holt die Braun-Elf das während der Corona-Unterbrechung ausgefallene Viertelfinale nach.

Dicklhuber wieder fit

Das seit 2014 von Gianni Coveli gecoachte Göppinger Team, das in der abgebrochenen Fünftliga-Spielzeit Vizemeister wurde und nun offiziell einen Mittelfeldplatz anstrebt, zeichne sich durch Erfahrung sowie körperliche Präsenz aus, so Braun. „Das ist ein richtig guter Gegner mit einem richtig guten Trainer. Wir wissen, was auf uns zukommt.“ Zu diesem zählt seit 2016 auch der Onstmettinger Kevin Dicklhuber, der nach langer Verletzungspause wieder fit ist. Brauns Marschroute: „Gut spielen und gewinnen.“

Vier Tests gewonnen

Für die Balinger ist das Samstagsspiel trotz seiner enormen Bedeutung eine Art finaler Testlauf für die dritte Regionalliga-Saison, der die TSG ab 5. September (14 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Brauns früheren Klub VfR Aalen entgegenblickt. Auch der Löffinger weiß natürlich, wie viel Auftrieb Siege geben können. Und obwohl die Balinger derer in der Vorbereitung reichlich feierten – sie gewannen vier ihrer sechs Tests und spielten zweimal Remis –, so sind Vorbereitungs- eben nicht mit Pflichtspielen zu vergleichen. Und schon gar nicht mit Pokalfights.

Souverän sieht anders aus

Braun muss das niemand erklären. Auch er kennt die Ergebnisse, die die Balinger in dieses Viertelfinale gebracht haben: 5:3 beim Landesligisten FC Ostrach, aber erst nach Verlängerung. Auch beim Verbandsliga-Klub TSV Berg brauchte der Alb-Regionalligist 120 Minuten, um 3:2 zu gewinnen. Die Stuttgarter Kickers bezwang man auf der Waldau erst im Elfmeterschießen mit 6:5. Souverän sieht anders aus. Andererseits: Zwischen dem Achtelfinale in Degerloch und dem kommenden Viertelfinale in Göppingen liegen fast genau zehn Monate, zwei Trainerwechsel (Volkwein zu Bauer, Bauer zu Braun) und der erste Saisonabbruch in der Geschichte. Zeit für die TSG, nun selbst Geschichte zu schreiben.

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