Albstadt

Südumfahrung: alles zurück auf Anfang?

10.09.2016

von Dagmar Stuhrmann

Unverhofft kommt oft. Manchmal denkt man, alles ist in trockenen Tüchern – und dann kommt doch plötzlich etwas völlig Unerwartetes. Etwas, womit man nie gerechnet hätte. So geschehen bei der Lautlinger Umfahrung.

Nach 30 Jahren Diskussion und Planung, nach unzähligen Verfahrensschritten, Rückschritten und Fortschritten, nach dem nicht endenwollenden Warten auf den Sichtvermerk, der dann 2014 doch noch erteilt wurde, ist es endlich soweit: Im kommenden Frühjahr steht der Einstieg ins Planfeststellungsverfahren an.

Zwei bis drei Jahre später wäre im Idealfall das Verfahren abgeschlossen, dann könnte, wenn Geld dafür da ist, ab 2022 gebaut werden und ein paar Jahre später könnte das Band durchschnitten und die neue Umgehungsstraße für den Verkehr freigegeben werden.

Hört sich einfach an – ist es aber nicht. Denn kurz vor knapp meldeten sich in diesem Frühjahr Gegner eben dieser Trasse zu Wort. Was ihnen von denen, die seit vielen Jahren sehnlichst auf Entlastung von Lärm und Gestank warten, den Anwohnern der Ortsdurchfahrt nämlich, zum Vorwurf gemacht wird. Sie hätten sich ja nun wirklich auch schon mal früher zu Wort melden können, heißt es. Doch sei's drum. Denkverbote darf es nicht geben. Fragt sich nur, was die politisch Verantwortlichen nun machen können.

Neu planen? Vielleicht, aber auf welcher Grundlage? Bis dato gibt es keinen wirklichen Alternativvorschlag, dem die Südumfahrungsgegner das Placet geben würden. Alfred Müllers Vorschlag – er spricht sich für eine Südumfahrung mit einem 1200 Meter langen Tunnel unter dem Bühl aus – könnte das Zeug hierzu haben, doch die Bürgerinitiative hält sich mit einer Bewertung noch zurück.

Hört man den Diskussionen in der Bürgerschaft zu, dann fällt auf: Hier wird munter einiges vermengt. Viele reden von einem Tunnel – aber welchen meinen sie eigentlich? Einen Tunnel unter der bisherigen Ortsdurchfahrt hindurch? Oder eine Teil-Vertunnelung der geplanten Südtrasse – à la Vorschlag Müller? Oder vielleicht doch eher einen Tunnel unter dem Eisental? Wie und unter welchen Voraussetzungen ein Tunnel tatsächlich machbar wäre, das können nur Baufachleute beurteilen.

Was aber würde ein „Zurück auf Anfang“ bedeuten? Auf jeden Fall wäre die Folge, dass die Situation erst einmal so bliebe wie sie ist. Kann das die Lösung sein? Natürlich hat die Vorstellung, irgendwann durch einen Lautlinger Tunnel fahren zu können, ihren Charme. Aber ist sie realistisch? Vergibt man nicht mit Tagträumen wie diesen eine Chance, die eventuell nie wiederkehrt? Um am Ende mit leeren Händen dazustehen und sich wehmütig daran zu erinnern, dass man den Spatz schon mal in der Hand hatte?

Diesen Artikel teilen: