Zollernalbkreis

Sonderprojekt im Zollernalbkreis hilft, wenn Pandemie zu Arbeits- und Wohnungsverlust führt

15.09.2022

Von Gert Ungureanu

Sonderprojekt im Zollernalbkreis hilft, wenn Pandemie zu Arbeits- und Wohnungsverlust führt

© Landratsamt

Im Balinger Landratsamt stellte die Caritas das Projekt „Wohnen für alle“ vor.

„Wohnen für alle“ heißt ein Sonderprojekt des Zollernalbkreises. Das Ziel: bezahlbaren Wohnraum zu finden und an Menschen zu vermitteln, die ihre Miete nicht mehr aufbringen können. Darüber haben Isabell Buck-Vasiliadis von der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau und Christian Heck von der Caritas Hechingen im Schul-, Kultur- und Sozialausschuss des Kreistags informiert.

Ziel sei es, die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern, sagte Sozialdezernent Georg Link. Bei vielen Menschen sei – bedingt durch Pandemie und Lockdown – das Einkommen weggebrochen, das Mietverhältnis gekündigt worden.

„Wohnraum auf Augenhöhe“

„Die Leute können sich bei uns melden“, sagte Isabell Buck-Vasiliadis. „Wir versuchen, den Verlust abzumildern, Wohnraum auf Augenhöhe zu vermitteln.“ Neben der Akquise von Mietwohnungen gehe es auch darum, Vorurteile abzubauen, potenziellen Vermietern die Angst zu nehmen: „Wir haben eine Scharnierfunktion“, erklärte sie.

Psychische Probleme nehmen zu

Corona, Lockdown und Geschäftsschließungen hätten dazu geführt, dass viele Paare das „Aufeinanderhocken“ leid wurden und sich trennten, und in dem Fall gleich zwei Wohnungen gefunden werden mussten. Vermehrt habe man auch mit Hilfesuchenden zu tun, die wegen psychischer Probleme nicht mehr arbeiten und demnach auch ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können. „Auch das sind Spätfolgen der Pandemie“, sagte Buck-Vasiliadis.

„Wir sind keine Makler“

Unterstützt wird das Sonderprojekt vom baden-württembergischen Sozialministerium und seit Juni 2021 zu 100 Prozent finanziert aus dem Europäischen Sozialfonds. Die Projektförderung laufe zum Jahresende aus, „aber gerade jetzt kommen viele Anfragen“. Man sehe sich als Ansprechpartner für die Hilfesuchenden: „Wir sind keine Makler und wir prüfen keine Bonität“, schilderte die Caritas-Mitarbeiterin ihre Tätigkeit. „Wir schauen: Was ist am Markt? Was kostet eine Wohnung?“ Der Mietpreis im Zollernalbkreis liege bei zwölf Euro pro Quadratmeter, bezahlt bekomme man nur neun Euro. Schwierig, für den Preis Wohnraum zu bekommen.

Energiekosten machen Sorgen

Dennoch sei die Vermittlungstätigkeit innerhalb des Sonderprojekts erfolgreich: Von 59 Anfragen seien 23 erfolgreich vermittelt worden. Ziel sei es jetzt, Wege zu finden, um das Projekt auch nach Auslaufen der EU-Förderung weiterzuführen. Wie es mit der Preisexplosion durch gestiegene Energiekosten aussieht, die vorhandenen Wohnraum sicher nicht günstiger machen wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Wohnraumsituation, sagte Landrat Günther-Martin Pauli, sei zudem durch die Folgen des Ukraine-Kriegs „sicher nicht besser geworden, es fehlt in jedem Bereich“. Er selbst sei „froh über die rege Bautätigkeit im Landkreis“.

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