Balingen

Sigtryggsson: „Sollen uns ruhig alle abschreiben“

09.05.2017

von Marcus Arndt

Nach der Länderspielpause sind die „Gallier von der Alb“ am Samstag gegen die Körperkulturellen aus Leipzig gefordert. Nach der Solingen-Schlappe ein Endspiel für die Sigtryggsson-Schützlinge. Die Vorgabe ist klar: Verlieren verboten.

Sigtryggsson: „Sollen uns ruhig alle abschreiben“

© Eibner

Nach der Niederlage in Solingen nimmt der Druck auf den akut abstiegsbedrohten Balinger Bundesligisten (im Bild Yves Kunkel) markant zu.

In der Handball-Bundesliga tut sich der HBW Balingen-Weilstetten seit der WM-Pause unglaublich schwer und wurde in der Tabelle durchgereicht. „Sollen uns ruhig alle abschreiben“, sagt Trainer Runar Sigtryggsson süffisant, „noch ist nichts entschieden.“

Nur ein Sieg (29:26 in Hannover) in der Rückrunde, lediglich zwei Zähler gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt – das ist zu wenig, um erstklassig zu bleiben. Dennoch sehen die Protagonisten neben der Platte einen positiven Trend. „Wie die Mannschaft in den drei vergangenen Spielen aufgetreten ist, macht Mut – auch über diese Saison hinaus. Alle haben sich voll reingehängt, der Zusammenhalt ist top“, betont Balingens Geschäftsführer Wolfgang Strobel nach der 22:23-Niederlage im Kellerduell bei den Bergischen Löwen. Das sind keine branchenüblichen Plattitüden, denn die Schwaben machten in Solingen ein Klassespiel, blieben nach einem weiteren Siebenmeterschock aber ohne zählbaren Erfolg. „Wir waren besser, gewinnen aber wieder nicht“, so HBW-Coach Sigtryggsson, „bis kurz vor Schluss haben wir gegen die aggressive Abwehr immer wieder Lösungen gefunden.“ In den finalen Minuten schafften die Westdeutschen allerdings noch die Ergebniswende, während die „Gallier von der Alb“ vergebens versuchten, die Uhr runterzuspielen. „Wir sind bis Mitte der zweiten Spielhälfte immer volles Risiko gegangen“, analysiert der Isländer „haben dann aber die Aggressivität in der Abwehr heruntergeschraubt anstatt so weiterzumachen.“ Für ihn nachvollziehbar, nachdem sich seine Mannschaft einige strittige Zeitstrafen eingehandelt hatte. „Unglückliche Pfiffe kommen in unserer Situation dann noch dazu“, hadert der 45-Jährige, welcher in der Summe allerdings zu viele Fehler bei seiner Truppe sah.

Die gilt es in den finalen Spielen abzustellen, „denn es kann noch viel passieren“, wie es der Balinger Kommandogeber formuliert. „Wir haben sicherlich nicht das einfachste Restprogramm“, räumt der frühere Bundesligaprofi ein, „aber die Mannschaft kommt mit der Außenseiterrolle besser klar.“ Gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt holte der HBW nur magere neun Punkte – gegen die Aufsteiger aus Coburg, Minden und Erlangen bislang nur zwei. „Das ist natürlich viel zu wenig“, betont Sigtryggsson, der ruhig und zielorientiert weiterarbeitet. Da kam ihm die Länderspielpause nicht ungelegen, obwohl mit Tomas Mrkva (Tschechien), Viachaslau Saldatsenka (Weißrussland) und Tim Nothdurft (DHB-Junioren) sowie Sascha Ilitsch, der nur individuell trainiert hat, vier Spieler gefehlt haben. Gestern stieß das Quartett wieder zur Mannschaft – es folgt in den kommenden Tagen der Feinschliff für das Leipzig-Spiel. „Wir werden selbstbewusst in die Partie gehen“, blickt der HBW-Coach voraus, „wissen um die Qualität des Gegners.“ Die Körperkulturellen haben vier der vergangenen fünf Begegnungen verloren. Dennoch liegt das Team von Bundestrainer Christian Prokop noch in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen.

Der HBW wurde hingegen auf Rang 17 durchgereicht. Klar, dass sich die Verantwortlichen mit einem möglichen Abstieg beschäftigen. Dass Kapitän Martin Strobel seinen Vertrag vorzeitig verlängert hat und mit den Balingern auch in die 2. Liga gehen würde, sieht Wolfgang Strobel als ein wichtiges Zeichen. Aufgrund der Tabellensituation sind noch einige Personalien offen – zumal der Spohn-Wechsel wackelt. Der Juniorennationalspieler besitzt ausschließlich ein Arbeitspapier für Liga eins. Sollte er im Abstiegsfall nicht zum HBW kommen, hätte dieser im linken Rückraum doppelt Handlungsbedarf. Aufgrund der knappen Einsatzzeiten sind auch der Österreicher Tobias Wagner und Keeper Saldatsenka unzufrieden. Gut möglich, dass den acht Abgängen weitere folgen.

 

Zittern, hoffen, rechnen

Sechs Spiele absolvierte der abstiegsbedrohte Balinger Bundesligist in den kommenden sechs Wochen. Das Restprogramm der Schwaben hat es in sich: Der HBW trifft noch auf die Meisterschaftskandidaten aus Flensburg und Mannheim sowie Serienmeister Kiel. Entscheidend im Abstiegskampf werden andere Begegnungen sein. Am kommenden Samstag erwarten die Schwaben die Körperkulturellen aus Leipzig. Nach dem baden-württembergischen Derby in der SAP-Arena (20. Mai) folgt der wichtige Doppelpack in Erlangen (24. Mai) und gegen Göppingen (27. Mai.).

20 Pluspunkte oder mehr braucht der HBW, um nicht abzusteigen. Aktuell haben die Kreisstädter nur 15 Zähler auf dem Konto, liegen nichtsdestotrotz nur knapp hinter dem Tabellen-15. Stuttgart (16:36 Punkte) – auch der BHC und Gummersbach (17:39) sind noch in Schlagdistanz. „Abgerechnet wird im Juni“, betont Runar Sigtryggsson. Balingens Trainer machte zuletzt einen Aufwärtstrend bei seiner Truppe aus. „Hoffentlich kommt dieser nicht zu spät“, so der Isländer, „wir müssen die kommenden beiden Heimspiele gewinnen und eine Überraschung schaffen.“

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