Balingen

Schüler der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule unterstützen junge Afghanen bei Integration

07.08.2023

von Pressemitteilung

Schüler der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule unterstützen junge Afghanen bei Integration

© Privat

Auch Landrat Günther-Martin Pauli (hinten links) sah sich vor Ort in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule die Graffitis an.

Ankommen, die deutsche Sprache erlernen, sich in die Gesellschaft integrieren. Dieser Dreischritt wäre das Ideal für 13 unbegleitete minderjährige Ausländer aus Afghanistan. Schüler des beruflichen Schulzentrums Balingen (Philipp-Matthäus-Hahn-Schule) unterstützen die Geflüchteten aktiv auf diesem Weg.

Seit den Pfingstferien werden an der PMH-Schule Balingen 13 afghanische Jugendliche beschult, die als unbegleitete Flüchtlinge in Schömberg und Haigerloch in Wohngruppen untergebracht sind. Dafür wurde kurzfristig eine neue VABO-Klasse gebildet – die Abkürzung steht für „Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen“ – und ein vielfältiger Stundenplan erstellt.

Schülermentoren helfen

Eingebunden sind hier auch Schülermentorinnen und -mentoren vom Technischen Gymnasium, die in ihren Hohlstunden in der Klasse gegen eine Aufwandsentschädigung Deutsch unterrichten. Damit wird ein wichtiges Ziel des Unterrichts verfolgt: Die afghanischen Jugendlichen sollen durch „Peer-Tutoring“ die Lebenswelt deutscher Schüler kennenlernen. Auch die Mittagspause trägt dazu bei, indem die Schülermentoren der PMHS ihre ausländischen Mitschüler in die Mensa begleiten und dort ganz nebenbei den Alltagswortschatz vermitteln.

Die Kosten für die tägliche Speisung übernimmt der Landkreis. Insgesamt konnte die Beschulung im laufenden Schuljahr nur durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg ermöglicht werden. Diese stammen aus dem Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“, das 2021/22 zur Behebung von Lernrückständen aus der Coronakrise aufgelegt wurde.

Außer Deutschunterricht mit Gleichaltrigen erhalten die VABO-Schüler von zwei Honorarkräften aus dem „Rückenwind-Programm“ Unterricht in Mathematik und Sport. Außerdem gibt es Werkstattunterricht in den Abteilungen Textil, Holz und Metall. Betreut werden die Jugendlichen von Annika Bitzer, die als Klassenlehrerin fungiert sowie Deutsch und Sport unterrichtet.

Positive Rückmeldungen

Die Rückmeldungen fallen bisher auf allen Seiten positiv aus: Die Schüler aus Afghanistan sind dankbar für die sehr gute Betreuung und die aus ihrer Sicht wichtigen Unterrichtsthemen wie Tagesablauf, deutsche Kultur, Wortschatz in der Schule, aber auch Freizeitmöglichkeiten in Balingen. Einige Schüler eignen sich zusätzlich selbst mithilfe von Apps und Videos weitere Deutschkenntnisse an.

Auch aus Sicht der TG-Schülermentoren verläuft die Beschulung erfreulich. Die afghanischen Mitschüler seien wissbegierig und motiviert, der Austausch erfolge quasi unter Gleichaltrigen. Und auch selbst könne man viel dazu lernen. In puncto fremde Kulturen, aber auch was das Unterrichten angeht. Einem TG-Schüler wurde erst so richtig bewusst, wie viele Regeln es im Deutschen gibt, die sich nicht logisch herleiten lassen. Die müsse man „halt hinnehmen“, versichert er den VABO-Schülern. Und noch eines sei ihm klar geworden: „Ich habe richtig Respekt vor den Deutschlehrern bekommen.“

Graffiti auf Betonwände

Nun ist das an sich schon spannende Wochenprogramm der UMAs durch eine weitere Aktion bereichert worden: Zusammen mit dem TO-Schüler Philipp Wäschle wurden zwei größere Flächen vor der Schulmensa mit Graffiti verschönert. Philipp Wäschle ist hier Experte und hat unter anderem Flächen auf dem Gartenschaugelände in Balingen gestaltet. Für die Betonwände in der Steinachstraße hatte er vor einigen Monaten Entwürfe vorgelegt, die nun umgesetzt werden. Da Philipp Wäschle nicht mit Schablonen arbeitet, sondern die Motive direkt aufsprayt, unterstützen die VABO-Schüler vor allem in Form von Grundierungen.

Schüler der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule unterstützen junge Afghanen bei Integration

© Privat

Sprayen verbindet: Philipp Wäschle und die unbegleiteten minderjährigen Afghanen bei der Arbeit.

Tag für Tag konnte man an der PMHS den Fortgang der Graffiti beobachten und so wollte sich auch Landrat Günther-Martin Pauli ein Bild von der Aktion machen und nebenbei nach den jungen Flüchtlingen schauen. Die begrüßten Pauli und konnten dabei auch gleich ihren Alltagswortschatz anbringen: „Wie geht es Ihnen? Schön, dass Sie hier sind.“ Landrat Pauli freute sich seinerseits über die Fortschritte bei der Integration der Geflüchteten und lobte vor allem das Engagement der Schülermentoren vom TG und die Anleitung durch Philipp Wäschle beim Graffiti-Projekt.

Schüler der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule unterstützen junge Afghanen bei Integration

© Privat

Die am Graffiti beteiligten UMAs wurden im Kunstwerk namentlich verewigt.

Somit sei ein Anfang gemacht, an den sich nach den Sommerferien anknüpfen lasse. Dann sollen die afghanischen Jugendlichen in die drei VABO-Klassen integriert werden – je nach dem individuellen Leistungsstand – und dort möglichst zum Sprachniveau B1 gelangen.

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