Albstadt

Schon wieder Einsturzgefahr: Jetzt ist „Blickles Witwe“ in Tailfingen dran

31.10.2019

Von Dagmar Stuhrmann

Schon wieder Einsturzgefahr: Jetzt ist „Blickles Witwe“ in Tailfingen dran

© Holger Much

Marode Konstruktion: Weil die Standsicherheit der nordöstlichen Gebäudeecke nicht gewährleistet werden kann, müssen Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden.

Nur wenige Tage nach der Hiobsbotschaft beim Haux-Gebäude in Ebingen gibt‘s ein zweites Problemgebäude – diesmal in Tailfingen.

Baubürgermeister Udo Hollauer hatte am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit schlechte Nachrichten. Kaum ist der Schreck über die statischen Probleme im Haux-Gebäude halbwegs verdaut, droht ein weiteres Objekt einzustürzen: das denkmalgeschützte ehemalige Tailfinger Fabrikgebäude „Blickles Witwe“.

Erhebliche Sicherheitsmängel entdeckt

Bei Sanierungsarbeiten wegen Brandschutz-Leitungsmängeln und fehlender Dämmung, die Anfang des Jahres begonnen haben, wurden erhebliche Sicherheitsmängel entdeckt. Die Standsicherheit der nördlichen und teilweise auch der östlichen Gebäudewand ist laut Stadtverwaltung nicht mehr gewährleistet. Ein Absacken der nordöstlichen Gebäudeecke droht – und damit der Einsturz der Fassade.

Sicherung mit Rundhölzern

Abfangmaßnahmen durch den Einbau von Rundholzstützen wurden ergriffen, um das Gebäude zu sichern. Da durch diese Maßnahmen aber kein vollkommener Ersatz für den notwendigen Verbund von lastabtragenden und aussteifenden Bauteilen geschaffen werden kann, könne ein Versagen eines Teiles der Fassade an der Hechinger Straße nicht ausgeschlossen werden.

Keine Evakuierung notwendig

Menschen mussten, anders als beim Haux-Gebäude, am Donnerstag nicht evakuiert werden. Der betreffende Gebäudeteil ist unbewohnt. Die Mietverträge seien angesichts der umfangreichen Sanierungsmaßnahme vorab gekündigt worden, sagt Architekt Friedrich Rau, der von der Eigentümergemeinschaft mit der Betreuung der Sanierung beauftragt worden ist.

Fehler bei Sanierung nach Abbruch in den 1990er Jahren

Bei einem Vor-Ort-Termin, unter anderem mit einem Statiker, wurde der Handlungsbedarf klar erkannt. Laut Rau haben Untersuchungen an aufgetretenen Mauerwerksrissen ergeben, dass „bei der letzten Sanierung des Gebäudes nach Abbruch des älteren Nachbargebäudes Ende der 1990er Jahre tragende Bauteile in unverantwortlicher Weise beschädigt, nicht ausreichend ertüchtigt oder entfernt wurden“ und diese lediglich durch Gipskarton- und Dämmstoffverkleidungen vorgetäuscht wurden. Rau: „Die dadurch entstandene Instabilität gefährdet die Standfestigkeit des Gebäudes.“

Architekt Rau: „Es ist keine Wand da“

Der Architekt fasst das Problem, das sich nach Freilegen des fraglichen Bereichs zeigte, prägnant zusammen: „Das Mauerwerk darüber hängt in der Luft“. Hinter Putz und Dämmung sei praktisch nichts. „Es ist keine Wand da.“ Für nächste Woche wurde ein Termin mit einem Prüfstatiker vereinbart, der sich der Sache annehmen wird.

Schon wieder Einsturzgefahr: Jetzt ist „Blickles Witwe“ in Tailfingen dran

© Holger Much

Die Hechinger Straße in Tailfingen: Wegen der Sperrung im Bereich „Blickles Witwe“ greift in den nächsten Wochen ein Umleitungskozept.

„Wir gehen davon aus, dass die Interimslösungen für die Sicherung des Objekts in den nächsten Wochen erfolgen können“, sagt Bürgermeister Hollauer. Damit wird bis auf Weiteres auch die Hechinger Straße im Bereich von „Blickles Witwe“ gesperrt bleiben. Die Umleitung ist ausgeschildert.

Einbahnstraßen und Haltverbot

Der Verkehr aus Richtung Onstmettingen wird über Marien- und Brunnenstraße umgeleitet und an der Sedanstraße wieder zurück auf die Ortsdurchfahrt geführt.

Die Marienstraße zwischen Ortsdurchfahrt und Brunnenstraße sowie die Brunnenstraße zwischen Marien- und Sedanstraße werden als Einbahnstraßen ausgewiesen.

Ebenso wird ein Haltverbot auf beiden Fahrbahnseiten der Marienstraße verhängt. In der Brunnenstraße darf in Umleitungsrichtung nicht geparkt werden.

Schon wieder Einsturzgefahr: Jetzt ist „Blickles Witwe“ in Tailfingen dran

© Stadtverwaltung

Die Hechinger Straße bleibt im Bereich "Blickles Witwe" bis auf Weiteres gesperrt. Die Stadtverwaltung hat ein Umleitungskonzept erarbeitet.

Der Verkehr auf der Hechinger Straße in Fahrtrichtung Onstmettingen wird über Sedan-. Magdalenen- und Emilienstraße umgeleitet. Auch die Magdalenen- und die Emilienstraße werden zu Einbahnstraßen. Außerdem wird die Zufahrt vom „Käselteich“ zur Hechinger Straße gesperrt. Auch für den Fußgängerverkehr und den ÖPNV gibt es Regelungen.

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