Schömberg

Schömbergs Steuermann und kreativer Gestalter: Ex-Bürgermeister Berthold Waizenegger wird 80

09.03.2024

Von Daniel Seeburger

Schömbergs Steuermann und kreativer Gestalter: Ex-Bürgermeister Berthold Waizenegger wird 80

© Daniel Seeburger

Wird heute 80: Schömbergs früherer Bürgermeister Berthold Waizenegger.

Berthold Waizenegger war ein Mann der ersten Stunde im Gemeindeverwaltungsverband, der Vater der gemeinsamen Stadt Schömberg und Schörzingen und 32 Jahre Bürgermeister derselben. Er war immer mehr kreativer Gestalter als bloßer Verwalter. Am Samstag feiert er seinen 80. Geburtstag im Kreise seiner Familie.

Berthold Waizenegger kann viel erzählen. Seine eigene berufliche Biographie ist eng verknüpft mit der Geschichte der Stadt Schömberg und des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Oberes Schlichemtal. Zu den Gründungsvätern des Verbands gehörte er zwar nicht, war aber maßgeblicher Gestalter des Zusammenschlusses von acht Gemeinden, die damit ihre Unabhängigkeit bewahren konnten. Die Geburtsstunde des GVV war der 1. Januar 1971. Im April desselben Jahres begann Waizenegger als Bürgermeister von Schörzingen – das damals noch zum Kreis Rottweil gehörte.

Am Anfang stand die Fusion zweier Gemeinden

Am 1. Februar 1973 fusionierten Schörzingen und Schömberg zur Gesamtstadt Schömberg. Schörzingen wäre der Zusammenschluss mit Wellendingen offen gestanden, die Entscheidung fiel aber letztlich pro Schömberg. Nach der Kreis- und Gemeindereform konnte Schörzingen allerdings nur noch über eine Fusion mit Schömberg Teil des GVV werden.

Auf einen zentralen Punkt legt der frühere Bürgermeister Wert. „Schörzingen ist nicht eingemeindet worden, es ist vielmehr eine neue Stadt Schömberg gegründet worden“, betont Waizenegger im Gespräch mit unserer Zeitung. Beide Stadtteile hätten ein Stück ihrer Identität aufgeben müssen.

GVV: Ein Zusammenschluss mit vielen Vorteilen

Den Gemeindeverwaltungsverband bewertet Berthold Waizenegger auch heute noch als überaus positiv. „Der GVV ist für die kleinen Gemeinden da“, konstatiert er, „hier steht nicht Zentralität im Vordergrund, sondern Partnerschaft“. Auch heute noch zeuge das Selbstbewusstsein der kleineren Gemeinden von den Vorteilen des Zusammenschlusses. Von 1973 bis zu seinem Ausscheiden als Schömberger Bürgermeister stand er dem Verband vor.

Geboren wurde Berthold Waizenegger in Stetten an der Donau, das jetzt Ortsteil von Mühlheim an der Donau ist. Nach höherer Handelsschule und Mittlerer Reife schlug er die Verwaltungslaufbahn ein und begann in einem Verwaltungsaktuariat. Grundsteuer, Gebäudebrandversicherung oder Abrechnungen, „und das alles von Hand“, standen auf dem Lehrplan. Erst wenn man das aus dem Effeff beherrscht hat, habe man eine Rechenmaschine bekommen. „Das war eine harte Schule für einen Lehrbuben“, erinnert sich Waizenegger und lächelt.

Dritter Sieger bei seiner ersten Bürgermeisterkandidatur

Nach Stationen im Rathaus in Dettenhausen und im Landratsamt Tuttlingen stand für Waizenegger die Verwaltungsschule in Haigerloch auf dem Programm. 1969 dann die erste Kandidatur für einen Bürgermeisterposten in Thannheim an der bayerischen Grenze . „Ich wurde dritter Sieger“, erzählt er. 1970 wählten ihn die Schörzinger zu ihrem Bürgermeister; 1973 schließlich die Schömberger. Vier Amtsperioden, bis 2005, füllte ihn diese Aufgabe aus. Dazu kam seine Arbeit für die CDU im Kreistag von 1973 bis 2009. Er war zudem unter anderem Schatzmeister des DRK-Kreisverbands.

Die Kommunalpolitik damals sei eine andere gewesen als heute, sagt Waizenegger. Es sei gerade in Schömberg und Schörzingen darum gegangen, Infrastruktur aufzubauen. Kläranlage, Wasserversorgung, Stadtentwicklung, Sport- und Festhallenbau seien umgesetzt worden – und das möglichst ausgleichend in beiden Ortsteilen.

1200-Jahr-Feier Schörzingens: die Stadtteile wachsen zusammen

In Erinnerung geblieben ist dem früheren Bürgermeister die 1200-Jahr-Feier Schörzingens im Jahr 1985. „Dieses Jubiläum war eine grandiose Sache, es hat dazu geführt, dass sich beide Stadtteile näher gekommen sind“, erzählt er. Und es wurde zum Markstein, zum Paradebeispiel seiner Politik der Gemeinsamkeit. „Das Wahren der eigenen Identität ist gut, solange es nicht zur Rivalität wird“, fasst Berthold Waizenegger zusammen. Das hat dann seiner Ansicht nach auch ganz gut geklappt. „Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht, wobei es nicht nur positive Sachen gegeben hat“, sagt er.

Vor allem die Finanzen waren in Schömberg immer ein Thema. Man sei stark vom Machbaren bestimmt gewesen. Und dieses Machbare habe man am Notwendigen ausrichten müssen. Deshalb sei in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat immer Kreativität gefragt gewesen.

Familie als Rückzugsort und sicherer Hafen

Seine Ehefrau Elisabeth und seine beiden Söhne Stefan und Roman seien immer auch Rückzugsort gewesen, erzählt der frühere Verwaltungschef. Die Familie als Ruhepunkt und als sicherer Hafen seien für ihn an erster Stelle gestanden. Seine beiden Söhne sind in die Fußstapfen des Vaters getreten. Stefan Waizenegger ist Bürgermeister in Fridingen, Roman Waizenegger in Bisingen.

Auf seine drei Enkelkinder ist Berthold Waizenegger besonders stolz. Mit ihnen geht er auch mal gerne zum Skifahren. „In meinem Ruhestand ist es mir noch keine Minute langweilig gewesen“, verrät er. Jetzt lasse er sich für alles mehr Zeit, erzählt er. Aber er blickt auch etwas melancholisch auf die vergangenen Jahre zurück. „Wie schnell sind doch 34 Jahre als Bürgermeister vergangen“, sagt er. Dabei rastet Berthold Waizenegger auch als 80-Jähriger nicht mehr, als unbedingt notwendig. Er ist immer im Garten oder im Haus aktiv, betätigt sich auch handwerklich.

Die Stadt und den Verband geprägt

Pragmatismus, Beharrlichkeit und Fairness sind Prädikate, die Waizenegger als Kommunalpolitiker und Bürgermeister auszeichneten. Er hat die Stadt Schömberg in den 1970er- und 1980er-Jahren als Steuermann durch stürmische See navigiert und in die Moderne geführt. Er hat die Stadt und den Verband geprägt. Nun blickt er auf das Geschaffene zurück und sagt schmunzelnd: „Wie schnell ist man doch alt geworden.“

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