Schömberg

Schömberg unterstützt Überlegungen zur Reaktivierung der stillgelegten Gleise nach Rottweil

14.12.2020

Von Rosalinde Conzelmann

Schömberg unterstützt Überlegungen zur Reaktivierung der stillgelegten Gleise nach Rottweil

© Rosalinde Conzelmann

Der alte Schömberger Bahnhof hält Winterschlaf. Vielleicht fahren von dort aus bald wieder Züge in Richtung Rottweil. Die Schömberger würden es sich wünschen.

Als Jahrhundertfehler bezeichnete Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger die Aufgabe der Schienenstrecke Schömberg-Rottweil und den damit verbundenen Abbau der Gleise. In seiner jüngsten Sitzung nahm das Gremium Stellung zur vom Land anvisierten Reaktivierung der Bahnstrecke Balingen-Schömberg-Rottweil. Sowohl die Verwaltungsspitze als auch der Gemeinderat begrüßen die Überlegungen den Landes, die stillgelegten Bahntrasse wieder zu aktivieren.

Denn es besteht durchaus Interesse an der Zugverbindung von Balingen nach Rottweil über Schömberg, wie eine vom Landesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Potenzialanalyse zeigt.

Es wären Fahrgäste da

Die mit der Studie beauftragte PTV Transport Consult GmbH sieht ein hohes Nachfragepotenzial mit 1460 Fahrgästen täglich. Nur 40 Fahrgäste mehr und man hätte den Sprung in die Liste der Strecken mit „sehr hohem Nachfragepotenzial“ geschafft, betonte der Stadtchef in der Sitzung in der Stauseehalle. Bewertet wurde das Fahrgastaufkommen von Montag bis Freitag an den Schultagen.

Man braucht eine neue Trasse

Schömberg sieht es als große Chance, dass die stillgelegte Bahntrasse quasi zum Nulltarif nahezu vollständig mit Land- und Bundesmitteln reaktiviert werden könnte. Allerdings wies Sprenger darauf hin, dass man eine komplett neue Trasse finden müsse, weil die ehemalige Strecke zwischenzeitlich überbaut oder abgebaut worden ist.

Ebenso müsse berücksichtigt werden, dass bei einer Wiederbelebung der Strecke für die angrenzenden Wohngebiete keine Lärmbelästigung entsteht.

In den 1970er-Jahren seien die freigewordenen Flächen für Wohngebiete genutzt worden. „Diese dürfen durch die mögliche Wiederaktivierung keine Nachteile haben“, stellte Sprenger klar.

Ebenso sollte bei der zukünftigen Trassenführung die Anbindung künftiger Gewerbegebiete berücksichtigt werden.

Rottweil sollte mitziehen

Wie Sprenger ausführte, ist es für die Stadt Schömberg von großem Interesse, wie die Stadt Rottweil sich zu einer Reaktivierung der Bahnstrecke stellt. Man stehe in Kontakt mit der dortigen Stadtverwaltung. Allerdings sehe Rottweil vorrangig den Zollernalbkreis in der Pflicht, teilte er das Ergebnis der ersten Gespräche mit. „Wir als Stadt Schömberg sehen es als Aufgabe des Landkreises, sich zu engagieren“, meinte Sprenger.

Es wird noch dauern

Aufgrund des hohen Engagements des Zollernalbkreises in Sachen Regionalstadtbahn „wird die Reaktivierung der Schienentrasse, wenn es gut läuft ,mittelfristig kommen“, so Sprenger. Er hält aber eine Realisierung in der fernen Zukunft für wahrscheinlicher. Dennoch müsse man sich jetzt schon positionieren.

Beschluss ist einstimmig

Einstimmig fiel der Beschluss aus, die Überlegungen zur Reaktivierung der Schienentrasse zielgerichtet fortzuführen und bei der Wahl der neuen Trasse geeignete Anbindungsstrategien zu finden, um so die Anzahl der Fahrgäste zu steigern.

Am 26. September 1971 hatte die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr zwischen Schömberg und Rottweil mangels Rentabilität eingestellt, den Abschnitt offiziell stillgelegt und abgebaut. Zwischen Balingen und Schömberg fahren noch Güterzüge der Firma Holcim und des Unternehmens Fertigbau Wochner.

Die Grünen im Zollernalbkreis kritisieren Rottweiler Entscheidung

Die Reaktivierung der entwidmeten Bahnstrecke zwischen Schömberg und Rottweil ist für die Grünen im Zollernalbkreis ein wichtiges Zukunftsthema, in das sie große Hoffnungen setzen.

Auf die Nachricht, dass der Kreistag Rottweil aktuell beschlossen hat, keine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, reagiert der Kreisverband Zollernalb Bündnis 90/Die Grünen mit Unverständnis und Kopfschütteln. Der Kreisverband wirft den Rottweilern Kirchturmdenken und eine rückwärtsgewandte Einstellung vor, mit der ein Zukunftsprojekt verhindert werde.

Erwin Feucht, Landtagskandidat im Wahlkreis Balingen, nimmt dazu in einer Pressemitteilung Stellung: „Unfassbar, wenn auch knapp in der Abstimmung, ist für uns der Beschluss des Verwaltungsausschusses des Kreistags Rottweil, keine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.“ Dabei handle es sich beim jetzigen Schritt lediglich um einen Planungsauftrag, die Machbarkeit zu prüfen, also solide Entscheidungsgrundlagen zu erhalten. „Mit allgemeinen Floskeln haben die Antragsgegner diesen Antrag jedoch abgelehnt. Sie täuschen vor, das Ergebnis einer solchen Studie schon zu kennen“, schreibt Feucht.

Die neuesten Bewertungen würden deutlich für eine Durchbindung zwischen Balingen und Rottweil sprechen, und zwar nicht nur für die Schüler, sondern auch für Pendler und Reisende in Richtung Schweiz und Italien. Dass nach der Entwidmung und Stilllegung der ehemaligen Strecke, diese nicht original wieder in Betrieb gehen kann, sei allen bekannt. Aber exakt deswegen benötige man eine Machbarkeitsstudie.

Die Grünen erinnern daran, dass schon vor ein paar Jahren eine Schnellbuslinie Balingen-Rottweil vom Rottweiler Kreistag verhindert worden sei. Der jetzige Kreistagsbeschluss sei eine erneute Absage an die Zukunft, den Klimaschutz, die regionale Entwicklung und die Interessen der Bürger aus zwei Landkreisen, drücken sie ihre Missbilligung unverhohlen aus.

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