Albstadt

Schneepracht und Parkplatznot: Der Sonntag im Albstädter Winterwunderland

24.01.2021

Von Gudrun Stoll, Von Michael Würz

Schneepracht und Parkplatznot: Der Sonntag im Albstädter Winterwunderland

© Gudrun Stoll

Kulturamtsleiter Martin Roscher inmitten der Blechlawine: Er suchte das Gespräch und stieß bei den meisten auf Verständnis.

Schon vor 12 Uhr senkte sich am Sonntag der Schlagbaum zu Albstadts Wintersportarenen. Trotz des großen Andrangs meldet die Polizei keine nennenswerten Zwischenfälle.

Wer sich als Stuttgarter, Esslinger, Tübinger oder Oberschwabe am Sonntag an einem der Albstädter Hotspots für den Wintertourismus einen Parkplatz sichern wollte, musste früh aufstehen. Die Blechlawine rollte ab elf Uhr ununterbrochen. Dann schob die Polizei einen Riegel vor, sperrte zunächst die Zufahrt zur Loipe am Schneckenbuckel, um 11.30 Uhr gab’s kein Durchkommen mehr zu den Parkplätzen auf dem Raichberg, um 11.45 Uhr senkte sich für Auswärtige auch der Schlagbaum ins Schnee-Eldorado Burgfelden.

Corona setzt der Mobilität Grenzen

Wer möchte bei diesem Wetter und dieser Top-Schneelage nicht hinaus in die Natur? In „normalen“ Zeiten locken die Pisten der Schweiz und die Abfahrten in Österreich die Wochenendtouristen in Scharen an. Doch Corona setzt der Mobilität Grenzen. Die Badener und Württemberger weichen seit Wochen aus in die regionalen Skigebiete, deren Lifte zwar geschlossen sind, die jedoch mit ihren Loipen, Schneewanderwegen und Rodelpisten punkten.

Die Hoffnung der Gastronomen

Dass all diese Besucher gerne wiederkommen, wenn die Gasthäuser, Cafés und Vereinsheime wieder öffnen dürfen, hoffen Gastronomen und Touristiker gleichermaßen. Doch zeichnet sich ab, dass Albstadt ein Parkleitsystem entwickeln muss, das den Verkehr in die richtigen Bahnen lenkt. „Allerdings warne ich da vor Schnellschüssen“, sagte Albstadts Tourismuschef Martin Roscher am Sonntagabend im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. „Wir befinden uns während der Coronakrise in einer absoluten Ausnahmesituation.“ Will heißen: Wie viele der Tagestouristen auch noch nach der Coronakrise tatsächlich auf die Alb kommen, ist derzeit ungewiss. Insgesamt bilanziert Roscher, der am Sonntag mit seinem Kollegen Max Konzelmann die Situation an den Albstädter Hotspots begutachtete: „Wir hatten den Eindruck, dass es etwas entspannter zuging als am vergangenen Wochenende.“

Fotostrecke
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In Onstmettingen steht der Verkehr. Grund ist die Polizeiabsperrung Richtung Raichberg.

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Die Szene der Snowkiter hat das Degerfeld für sich entdeckt. Eine Chance für die Zeit nach der Krise?

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Dementsprechend füllte sich auch hier der Parkplatz bereits am Sonntagmorgen.

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Auch das ist Albstadt: Ein Langläufer zieht in Burgfelden einsam seine Bahn.

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Familien mit Kindern zog es ebenfalls raus in die Burgfelder Schneelandschaft.

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Weniger romantisch: Auto an Auto auf den Wanderparkplätzen.

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Auch hier, am Schneckenbuckel, gab es schnell keine Parkplätze mehr – aber beste Bedingungen für Wintersportler.

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Auf der Suche nach einem Parkplatz? Auch auf Neuweiler schwierig ...

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Im Dialog mit Ausflüglern hätten Roscher und Konzelmann aber auch erfahren: Vielen der Anreisenden sei die Parkplatzsituation in Albstadt nicht bekannt, auch der Unmut einiger Anwohner wohl nicht. Die Burgfelder sind seit der Eröffnung der Premiumwege leidlich daran gewöhnt, dass sie am Wochenende von Tagestouristen regelrecht überrannt werden. Sie wären daher schon froh, wenn Besucher die Hof- und Garageneinfahrten frei halten, sagen viele Bewohner des idyllisch gelegenen Stadtteils mit Dorfcharakter.

Langer Stau in Onstmettingen

Auch die Onstmettinger wissen um die Attraktivität ihres Premiumwanderweges – sommers wie winters. Als die Polizei am Sonntagmorgen innerhalb kürzester Zeit die Zufahrten zum Schneckenbuckel und zum Raichberg sperrte, die sich zu allem Unbill noch gabeln, bildete sich ein Rückstau, der bis zur Ortsdurchfahrt der L 360 reichte, erzählt ein Anwohner, der das Szenario seit Wochen miterlebt. Mittendrin in der Blechlawine suchte sich der Talgangbus seinen Weg. Von Mai bis Oktober befördert die WEG an Sonn- und Feiertagen im Nauf-Nab-Bus Touristen zu einem günstigen Tarif von Bisingen zur Haltestelle am Nägelehaus. Die Passagiere sind oftmals an einer Hand abzuzählen.

Snowkiter entdecken das Degerfeld für sich

Als weiteren Ausweichparkplatz für Langläufer hat die Stadt das Gelände beim Degerfeld ausgewiesen. Doch auch dort herrschte am Sonntag schon zur Mittagszeit drangvolle Enge. Zumal die Snowkiter aus der gesamten Region das Gelände für sich entdeckt haben.

Snowkiter auf dem Degerfeld
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Snowkiter auf dem Degerfeld

„Man informiert sich halt“, antwortet ein Besucher mit Tübinger Kennzeichen auf die Frage, seit wann das Degerfeld so populär geworden ist für die Sportler, die Skier oder Snowboard anschnallen und bei genügend Wind einen Zugdrachen steigen lassen, der sie über den Schnee zieht. Von Albstadts Parkplatzmisere, die in der Konsequenz Kreise zieht bis nach Bitz, wissen auch hier die wenigsten, die für ihr Hobby hoch auf die Zollernalb fahren.

Zahlen zu Park- und Coronaverstößen gibt es erst am Montag

Stadt und Polizei haben die Hotspots am Sonntag überwacht. Die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums „Einsatz“ aus Göppingen hätten bis zum späten Nachmittag „nichts Herausragendes“ vermeldet, heißt es auf Nachfrage. Genaue Zahlen über angezeigte Verstöße wegen wilder Parkerei und Corona-Verstößen würden erst am Montag vorliegen, informiert das zuständige Polizeipräsidium Reutlingen.

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