Balingen

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

14.07.2023

Von Paul Braun

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

© Paul Braun

Auf der Bühne versammelt (von links): Moderator Marcel Siedersberger, Ralf Hirmer (Referat Kommunikation bei der Sparkasse Zollernalb), Elena Merz, Ralph Setzer (Geschäftsführender Gesellschafter PKF Wulf Egermann Balingen), Rieke Schaub, Kreisarchivar Dr. Uwe Folwarczny, Eva Zimmermann, Madleen Haberstroh, Liz Hengsteler, Hannah Sättele und Landrat Günther-Martin Pauli.

Am Donnerstag fand auf der Jugendhausbühne der Gartenschau in Balingen die Entscheidung des dritten Kunst- und Kulturpreises Zollernalbkreis statt. Die Themen und Kunstgattungen des Wettbewerbs wechseln jährlich. Dieses Jahr wurde ein Poetry-Slam veranstaltet. Ein Thema wurde – anders als in den vergangenen Jahren – nicht vorgegeben, um den Künstlerinnen und Künstlern völlige kreative Freiheit zu überlassen. Für die Gewinner winkten Preisgelder von insgesamt 6000 Euro.

Der Kunst- und Kulturpreis Zollernalbkreis ist eine Initiative des Landratsamts und des Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterunternehmens PKF Wulf Egermann Balingen gemeinsam mit der Sparkasse Zollernalb. Der Wettbewerb richtet sich an junge Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren und soll die Kunst- und Kulturszene in der Region stärken und neue Talente fördern.

Was ist ein Poetry-Slam?

Ein Poetry-Slam ist ein Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer selbstverfasste Texte vortragen und anschließend das Publikum über die Sieger entscheidet. Dabei müssen die Texte jedoch nicht, wie der Name vermuten ließe, in Gedichtform sein. In diesem Jahr gab es insgesamt 13 Einsendungen, von welchen die Jury, bestehend aus Vertretern der Sponsoren sowie Kunstschaffenden aus dem Zollernalbkreis, sechs Finalistinnen auswählte.

Landrat betritt „Neuland“

Die Begrüßung erfolgte durch Landrat Günther-Martin Pauli, für den Poetry-Slams „Neuland“ seien. Dennoch, sagte er, freue er sich, diese Veranstaltungsform nach Balingen holen zu können und lobte den Kreisarchivar Dr. Uwe Folwarczny, der das Projekt mit angestoßen habe.

Folwarczny holte sogleich jemanden auf die Bühne, der sich bestens mit dem Format auskennt: Marcel Siedersberger, ein mehrfach prämierter „Slammer“, der bereits an über 300 Poetry-Slams teilgenommen und eine dreistellige Zahl davon moderiert hat. Auch am Donnerstag übernahm Siedersberger die Moderation.

Marcel Siedersberger unterstützt mit Fachwissen

Der wortgewandte Künstler aus Balingen war Teil der Jury und unterstützte seine Mit-Juroren mit seinem Fachwissen und gab, wie er sagt, Einschätzungen ab, wem er zutraut, auf der Bühne zu stehen.

Wie läuft die Bewertung ab?

Normalerweise würden die Sieger eines Poetry-Slams über den Applaus der Zuschauer ermittelt, so der Moderator, doch da beim gestrigen Wettbewerb einiges auf dem Spiel stand, verteilte Siedersberger Punktekarten unter dem Publikum.

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

© Paul Braun

Freiwillige Juroren aus den Reihen des Publikums durften mit Punktekarten über die Siegerin entscheiden.

Nach jedem Vortrag sollten sieben Freiwillige den Poeten auf der Bühne eine Wertung von eins bis zehn geben.

Den Einstieg macht der Profi

Den Anfang machte Marcel Siedersberger mit einem Text aus seiner Feder, um den Finalistinnen den Druck, als erste auftreten zu müssen, zu nehmen.

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

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Marcel Siedersberger moderierte den Slam und gab einen eigenen Text zum besten.

Anschließend wurden die sechs Finalistinnen jeweils auf die Bühne gebeten, um ihren Text vorzutragen. Manche taten dies „freihändig“, manche lasen ab. Hilfsmittel wie Requisiten sind beim Poetry-Slam nicht erlaubt.

Drei Erstplatzierte

Als alle sechs Texte vom Publikum gehört und bewertet wurden, kam es dann zur Sensation: Die drei bestbewerteten Texte erhielten alle die exakt selbe Punktzahl. Also gab es ein Stechen zwischen den drei Erstplatzierten: eine Abstimmung über Applaus.

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

© Paul Braun

Die Zuschauer stimmten durch Applaus über die Siegerin ab.

Die Zuhörer applaudierten und jubelten für die Künstlerin, deren Text ihnen am besten gefallen hat, und Siedersberger versuchte gemeinsam mit Dr. Folwarczny zu ermitteln, wessen Applaus der lauteste war.

Madleen Haberstroh macht Platz drei

Schlussendlich kamen sie zum Ergebnis, dass Platz drei die Albstädterin Madleen Haberstroh belegt.

Poetry-Slam auf der Balinger Gartenschau: Sechs Künstlerinnen zeigen ihr Können

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Madleen Haberstroh aus Albstadt belegte den dritten Platz.

Ihr Text mit dem Titel „Die blühende Fantasie vom Alter“ erzählt auf eine lustige Art den Alltag in einem Altenheim nach, gibt schwäbische Weisheiten zum Besten und unterhält das Publikum bestens. Für sie gab es ein Preisgeld von 1000 Euro.

Hannah Sättele zum zweiten Mal auf dem Treppchen

Platz zwei ging nach einer sehr knappen Entscheidung an Hannah Sättele aus Balingen. Sie stand bereits zum zweiten Mal auf dem Treppchen des Kunst- und Kulturwettbewerbs, da sie bei der ersten Ausgabe zusammen mit Liz Hengsteler, die ebenfalls unter den Poetry-Slam Finalistinnen war, den ersten Preis abräumte. Dieses Jahr trat sie mit ihrem Text „Vorsicht und Geduld“ an.

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Hannah Sättele belegte den zweiten Platz.

Der Text beschreibt die Unfähigkeit, als junger Mensch zwischen Instagram, Bereal und Künstlicher Intelligenz die Mehrzahl an Krisen (Ukraine, Iran, Klimakrise, Börsencrash) auf der Welt wahrzunehmen, ohne überfordert zu sein. Sie beschreibt eine Reizüberflutung, die ohnmächtig machen kann. Hannah sicherte sich so ein Preisgeld von 2000 Euro.

Eva Zimmermann räumt ab

Den ersten Platz belegte die Frommernerin Eva Zimmermann. Ihr titelloser Text handelt von ihrem Schulalltag und den vielen Problemen junger Menschen mit der Schule. Von Lehrern, die schikanieren oder einschläfern, und Selbstzweifel wegen schlechter Noten.

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Eva Zimmermann bekommt die Trophäe für den ersten Platz überreicht von Kreisarchivar Dr. Uwe Folwarczny.

Sie versetzte die Zuschauer in ihre Schulzeit zurück und lästerte über unnötige Fächer, deren Inhalte man vergisst, sobald die Klassenarbeit durch ist. Das Publikum kürte sie zur Siegerin und verschaffte ihr zugleich 3000 Euro.

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