Balingen

Pflanzaktion auf dem Balinger Heuberg: Die alten Apfelsorten sollen zurückkehren

28.03.2021

Von Renate Deregowski

Pflanzaktion auf dem Balinger Heuberg: Die alten Apfelsorten sollen zurückkehren

© Renate Deregowski

Klaus Koch (von links), Dr. Jana Kleen, Maria Schropp, Dieter Jenter, Markus Zehnder und Nicole Hoffmeister-Kraut und die frisch gepflanzte „Landsberger Renette“.

Boskop, Brettacher, Fraas Sommerkalvill, Gubener Warraschke, Landsberger Renette und Bühler Zwetschge: Zwölf junge Bäume sind bei einer Aktion des Schwäbischen Streuobstparadieses, des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine im Zollernalbkreis und der Edeka-Koch-Märkte auf dem Heuberg gepflanzt worden. „Das ist der schönste Platz in ganz Balingen“, sagte Dieter Jenter über die Wiese mit Panoramausblick.

Der Fachwart für Streuobstanbau ist öfter auf seinem gepachteten Stück, denn dort kann er beim Arbeiten in der Natur den Kopf freibekommen. Die Wiese gehört dem Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine. Der Bestand stammt „von den Altvorderen“, wie es Markus Zehnder, Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau am Landratsamt Zollernalbkreis ausdrückte, aus dem Jahr 1929. Zwölf junge Bäume verjüngen diesen nun.

Sieben Tonnen Streuobst wurden vermarktet

Den Hintergrund für die Pflanzaktion bildete das von Verein Schwäbisches Streuobstparadies im vergangenen Herbst ins Leben gerufene Vermarktungsprojekt für Streuobst von Wiesen zwischen Alb und Neckar. „Mit diesem Termin schließt sich ein regionaler Wirtschaftskreislauf“, sagte Maria Schropp, Geschäftsführerin des Schwäbischen Streuobstparadieses. Im gesamten Gebiet konnten 40 Bewirtschafter gebündelt werden, davon waren es zwölf im Zollernalbkreis. So seien sieben Tonnen Streuobst vermarktet worden. Verkaufsschlager war die landläufig als „Jakob-Fischer-Apfel“ bekannte Sorte. Fast genauso gefragt war der Brettacher.

Alte Sorten, die es nicht mehr gibt

Die Tafeläpfel stammen von alten Sorten, die es auf dem Markt nicht mehr gibt, erklärte Zehnder. Sei es, weil sie nicht so schön aussehen oder nicht so lagerfähig sind, wie moderne Züchtungen. Für die Vereine und Fachwarte einerseits sowie den Handel andererseits sei das Projekt ein Wagnis gewesen, von den Kunden jedoch gut aufgenommen worden. „Das Risiko war überschaubar“, sagte Klaus Koch, Inhaber der Edeka-Koch-Märkte in Balingen und Umgebung, der auch die neuen Bäume zur Verfügung stellte.

Er habe vor Jahren etwas Ähnliches starten wollen, scheiterte aber an mangelnder Unterstützung. Das aktuelle Projekt kam ihm also wie gerufen, um „die Apfelkultur hochleben zu lassen“. Gleichzeitig biete das Projekt die Chance, das Image von Streuobst zu ändern. „Wenn die Badener ihren Wein verkaufen, können wir das auch mit unseren Äpfeln.“

Obst wird handgepflückt

Das Obst wird handgepflückt. Jenter ging noch einen Schritt weiter: er und seine Erntehelfer putzten den Stielansatz mit Pinsel und Bürste. Damit könnten nicht nur Blütenreste entfernt werden, auch ließe sich so besser erkennen, ob Würmer in den Äpfeln sind. So erfülle das Obst nur einen Aspekt der hohen Ansprüche für den Verkauf. Mit etwas mehr Werbung und Aufklärungsarbeit sei sicher ein höherer Absatz möglich, ergänzte Koch.

Nachhaltigkeit vor Wirtschaftlichkeit

Wirtschaftlich hätte das Projekt weniger seinen Reiz. Vielmehr stehe Regionalität, Nachhaltigkeit und der Erhalt der Kulturlandschaft im Vordergrund, wie auch Dr. Jana Kleen, Leiterin des Landwirtschaftsamt am Landratsamt bestätigte. Wirtschaftsministern Nicole Hoffmeister-Kraut lobte das ehrenamtliche Engagement und regte an, Kindern das Thema Streuobst noch stärker näher zu bringen.

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