Handball

Oddur Gretarsson auf dem Weg zurück: Physisch und psychisch ein Kraftakt über Monate

23.01.2022

Von Marcus Arndt

Oddur Gretarsson auf dem Weg zurück: Physisch und psychisch ein Kraftakt über Monate

© Eibner

Oddur Gretarsson steht vor seinem Comeback.

Es liegen schwere Wochen und Monate hinter Oddur Gretarsson. Ein Knorpelschaden im Knie stoppte den sicheren Siebenmeterschützen, der für eine weitere Saison beim HBW Balingen-Weilstetten bleibt.

„Megaselbstständig ist Oddur seine Reha angegangen“, sagt Jens Bürkle, welcher den Linksaußen sehr schätzt. Nicht nur aufgrund der sportlichen Qualitäten des 31-Jährigen. Diese sind unbestritten.

Trotz seiner Verletzung hat Gretarsson, der 2017 aus Emsdetten an die Eyach wechselte, sich in der vergangenen Spielzeit „durchgeschleift“ (O-Ton Bürkle) und sich erst spät operieren lassen. „Er war bereit, falls sich Tim verletzt“, betont der Balinger Trainer. Der Sportwissenschaftler wird nichts riskieren: „Klar, Oddur will wieder spielen. Aber das Knie muss halten...“

Rückkehr spätestens im März

Nach der EM in Ungarn und der Slowakei starten die Schwaben gegen die Körperkulturellen aus Leipzig (9. Februar, 18.30 Uhr, SparkassenArena) in die zweite Saisonhälfte. „Das könnte für mich knapp werden“, räumt Gretarsson unumwunden ein, „wann ich wieder spielen kann, ist nur schwer einzuschätzen, aber mein Ziel ist es, im Februar wieder einsatzbereit zu sein. Sollte es bis dahin nicht klappen, dann allerspätestens im März!“

Nach seiner Knieoperation absolviert der Wikinger die finalen Wochen seiner Reha in Balingen. „Ich befinde mich in der letzten Phase. Ich kann zwar wieder normal laufen, doch da mein Sprungbein verletzt wurde, fehlt es mir noch an Sprungkraft und Schnelligkeit“, so der mehrfache isländische Nationalspieler weiter, „auch das Vertrauen in mein Knie ist noch etwas ‚wackelig‘.“

Das Knie braucht Zeit

„Nach so einer Verletzung kann man nicht ohne Weiteres von null auf 100 Prozent gehen. So etwas braucht Zeit. Ich arbeite jeden Tag an meiner Kraft und Fitness.“ Nicht nur physisch sondern auch psychisch ein Kraftakt. „Die vergangenen Wochen und Monate waren mental anstrengend“, gesteht der Routinier ein.

„Aber ich bin ein positiver Mensch, ein erfahrener Spieler und weiß, was ich brauche. Darum bin ich zuversichtlich, dass ich trotz meines Alters stärker zurückkommen werde. Das Knie braucht eben Zeit.“ Die schwersten Tage seien die Spieltage, verrät der Isländer, „der Mannschaft nicht helfen zu können. Ich hoffe, dass ich dies ab dem nächsten Monat wieder tun kann.“

Stabilität fehlt

Nach drei Unentschieden in den letzten Begegnungen 2021 schaffte der HBW wieder den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze. „Wir haben meiner Meinung nach nicht genug Punkt geholt“, meint Gretarsson, „viele Spiele haben wir gut gemeistert, trotzdem gab es in der Summe einfach zu viele verpasste Möglichkeiten.“

Es fehle an Stabilität, urteilt der Linksaußen, „lösen wir dieses Problem, da bin ich mir sicher, können wir unsere Ziele erreichen.“ Noch seien die Chancen auf den Klassenerhalt intakt, „und alle Türen stehen offen. Es liegt an uns, an niemandem anderen. Wir haben viel Potenzial und sind gut eingespielt. Unter Druck, in schweren Situationen konnten wir in der Vergangenheit schon öfters liefern. Jetzt müssen wir das wieder tun.“

Jahresvertrag für Routinier

Nach dem Abgang von Tim Nothdurft, der zum BHC wechselt, sorgen die Balinger Verantwortlichen mit der Vertragsverlängerung von Gretarsson für Kontinuität auf Linksaußen. „Ich fühle mich, bis auf das Knie, wie 25“, sagt der erfahrene Rechtshänder, „und habe noch einige Jahre als Handballer vor mir.“

Das neue Arbeitspapier des Isländers, welcher künftig mit Patrick Volz das Gespann auf Linksaußen bildet, läuft bis Sommer 2023. „Darauf freue ich mich. Ich bin dankbar, dass sich der Verein trotz meiner Verletzung erneut dazu entschieden hat, sein Vertrauen in mich zu setzen“, sagt Gretarsson, „dafür möchte ich 100 Prozent und mehr zurückgeben.“

Mit dem 31-Jährigen binden die „Gallier“ einen der wenigen Routiniers – allerdings laufen noch vier weitere Verträge aus (Zintel, Scott, Niemeyer und Thomann). „Wir sind in Gesprächen mit den Spielern“, erklärt Strobel, welcher nach dem Stevanovic-Abgang nach Athen noch an einem Wintertransfer bastelt. Es gibt potenzielle Kandidaten, „aber noch ist nichts spruchreif“, verrät Bürkle.

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