Balingen-Zillhausen

Nichts wie raus: der Geowanderweg Zillhausen

01.09.2017

Tosendes Wasser und himmlische Ruhe: Dafür steht der Geowanderweg in Zillhausen.

Wer sich für das Thema Geologie interessiert und ein passendes Ausflugsziel, verbunden mit etwas Bewegung, sucht, der ist beim Geowanderweg in Balingen-Zillhausen genau richtig!

Nichts wie raus: der Geowanderweg Zillhausen

© Volker Bitzer

Der Geowanderweg verdeutlicht im Vorbeiwandern, wie eindrucksvoll sich die Geologie auf der gesamten Schwäbischen Alb bemerkbar macht. Ohne sie wäre die Alb nicht das, was sie ist. Geologie bedeutet hier mehr als nur Albtrauf und Albvorland. Zahlreiche Höhlen und Klopfplätze, Museen und Lehrpfade hat der Geopark Schwäbische Alb zu bieten.

Seit 2002 ist die Schwäbische Alb ein nationaler Geopark, seit 2004 auch europäischer und globaler. Im November 2015 folgte dann die begehrte Auszeichnung zum Unesco Global Geopark.

Bandbreite an Gesteinsschichten
Vor zirka 200 bis 135 Millionen Jahren war die Gegend rund um Balingen vom subtropischen Jura-Meer bedeckt. Dieses hinterließ das Ablagerungsgestein, aus welchem heute Albvorland, Albtrauf und Albhochfläche bestehen. Während einer Wanderung entlang des Geowanderweges kann die gesamte Bandbreite an Gesteinsschichten des Jura entdeckt werden. In manchen Jura-Schichten finden sich auch zahlreiche versteinerte Überreste früherer Meeresbewohner.

Wasser als landschaftsbildendes Element spielt entlang dieser Wanderung eine zentrale Rolle. Die Entstehung von Quellen und Wasserfällen oder das Bilden von Schluchten werden anhand der sichtbaren Natur erläutert.

Die durch die Gesteine des Braunen Jura geprägte Landschaft schmiegt sich mit ihren vorwiegend weichen Oberflächenformen an die steil aufsteigenden Hänge des Weißen Jura. Dieser bildet in weiten Bereichen die Kammlinie des Horizonts. Hat man erst einmal die Höhe des Weißen Jura erklommen, liegt dem Wanderer dann eine Landschaft zu Füßen, die mit ihren Weiden, Wäldern, Tälern und eingestreuten Ortschaften eine himmlische Ruhe ausstrahlt.

Der Startpunkt der Wanderung liegt am Ortseingang von Zillhausen, am Friedhofsparkplatz. Hier befindet sich auch eine Infotafel, die den gesamten Wegverlauf aufzeigt. Insgesamt zehn Infotafeln gehen näher auf die jeweiligen geologischen Besonderheiten entlang der Strecke ein, die häufig über naturnahe Pfade und idyllische Brücken verläuft.

Vom Startpunkt aus erreicht man schnell das Glanzlicht der Tour, den beeindruckenden Wasserfall von Zillhausen. Eine Stahltreppe mit 115 Stufen ermöglicht einen gefahrenlosen Abstieg zum Bachbett. Der Wasserfall verdeutlicht eindrucksvoll die typischen „Wasserfallschichten“ des Mitteljura im Grenzbereich des Opalinustons (früherer Braunjura). 

Büttenbach stürzt 24 Meter tief
Der Büttenbach fällt hier rund 24 Meter in die Tiefe und hat sich tief in das Gestein eingeschnitten. Er bietet dem Besucher ein beeindruckendes Naturschauspiel. Seine ganze Imposanz entfaltet er vor allem nach langen Regenfällen, wenn große Wassermassen in die Tiefe rauschen.

Spektakulär ist der Wasserfall auch im Winter, wenn der Wasserlauf vollkommen zu Eis erstarrt ist. Dann zieht er auch die Eiskletterer an, eine Gruppe von Sportkletterern, die sich auf das Erklimmen von gefrorenen Wasserfällen spezialisiert haben.

Wen die Eindrücke oder doch die 115 Stufen müde gemacht haben, auf den wartet wieder oben angekommen eine Sitzgruppe zur ersten Verschnaufpause. Vorbei an einer ehemaligen Mühle, einem zweiten, kleineren Wasserfall und einem Biotop, gelangt man auf den sogenannten „Galgenweg“. Die dortige Infotafel informiert über starke Hangrutschungen in der Vergangenheit.

Nachdem man erlebt hat, wie und wo der „Bezighofenbach“ entspringt und die imposanten „Rottanne“, die hier seit über 200 Jahren stehen soll, bestaunt hat, wartet mit dem Naturschutzgebiet „Irrenberg“ eine weitere Besonderheit auf den Wanderer. Denn hier findet die jährliche „Aktion Irrenberg“ statt. Dabei werden die Hänge einmal im Jahr mit Spezialhangmähern gemäht. Das Gras oder Heu wird mühsam mit Folien umwickelt und von Hand auf unten bereit stehende Ladewagen transportiert.

Bei der nächsten Infotafel bietet sich ein herrlicher Rundumblick hinab ins Albvorland. Bisingen, Hechingen und die Burg Hohenzollern sind gut zu sehen. Auf dem „mittleren Hangweg“ geht es durch wunderschöne Naturschutzwiesen und idyllische Buchenwälder vorbei an einem Wildbienenhotel zurück Richtung Ausgangspunkt. Sich zu orientieren, ist auf dem ganzen Weg problemlos möglich: einfach dem Symbol des Ammoniten folgen.

Kartenmaterial ist dabei nicht erforderlich. Wem die gesamte Runde dann doch etwas zu lang wird, kann nach Station 6 auch bequem abkürzen. Hingegen: Wem das noch nicht genug Geologie war, dem bieten sich mit dem Geologischen Lehrpfad in Nusplingen, dem Fossilienmuseum im Werkforum der Holcim (Süddeutschland) GmbH, dem Schiefer-Erlebnis Dormettingen oder bei einem Besuch der Linkenboldshöhle (in Albstadt-Onstmettingen), der Heidensteinhöhle (in Albstadt-Ebingen) oder der Kühstellenhöhle (in Winterlingen) weitere Geo-Highlights auf der Zollernalb.

Auch die Zehntscheuer in Balingen mit ihrer geologischer Abteilung und den zahlreichen Fossilien sowie die geologische Abteilung im Museum im Kräuterkasten in Albstadt-Ebingen lohnen – gerade bei Schlechtwetter – einen Besuch.

Info Die Broschüre zum Geowanderweg sowie weitere Informationen rund um den Geopark Schwäbische Alb sind bei der Zollernalb-Touristinfo unter der Telefonnummer 07433/921139 oder online unter zollernalb.com erhältlich.

„Hört, ihr Leut', und lasst euch sagen ...“

Wer kennt sie nicht, die Anfänge des Nachtwächterlieds. Seit ungefähr 15 Jahren ist es dank Gretel Kommer auch regelmäßig in Balingen zu hören. In ein schwarzes Gewand gekleidet, ausgerüstet mit einer Hellebarde, einem Horn und einer Laterne, begibt sie sich auf nächtliche Touren. Stilecht wie 1830.

Der Beruf der Nachtwächterin ist ihr dabei in die Wiege gelegt. Bereits Gretel Kommers Großvater war während des ersten Weltkrieges Nachtwächter in einem kleinen Dorf in Norddeutschland. Dies, sowie die Tatsache, dass sie sich seit frühester Kindheit für Altes und Historisches begeistert, war ihr Antrieb, sich intensiv mit der Geschichte Balingens und den Nachtwächtern auseinanderzusetzen. Um möglichst authentisch zu sein, verbrachte sie viele Stunden und Tage im Balinger Stadtarchiv.


Historisches in Reimform
Zusammen mit der Historikerin Else Müller, die das Lesen der alten Schriften beherrscht, durchstöberte Gretel Kommer alte Aufschriften nach spannenden und erzählenswerten historischen Begebenheiten. Die Geschichten wurden von Else Müller in Reimform gebracht, die die Nachtwächterin auf ihren Runden zum Besten gibt.
Einst gehörten Nachtwächter zum festen Bestandteil einer jeden Stadt.

Auch wenn es kein angesehener Beruf war, hatten die Männer eine große Verantwortung. Sie mussten die Stadtbewohner vor Feuer oder Feinden warnen, Diebe und Wegelagerer vertreiben sowie kontrollieren, ob die Stadttore und Haustüren richtig verschlossen sind.

Außerdem mussten sie die Stunde ansagen. Heute ist der Beruf des Nachtwächters ausgestorben. Allerdings gibt es zur Freude von Touristen und Einheimischen Menschen wie Gretel Kommer, die es als Berufung sehen, den Tourenteilnehmern auf andere Art und Weise eine Stadt und deren Geschichte näherzubringen.

Beim Stadtrundgang mit der Balinger Nachtwächterin muss es richtig dunkel sein. Daher sind Termine für 2017 erst wieder ab November buchbar. Beginn ist am Zollernschloss. Von dort geht es mit Stopps am Rathaus, der Stadtkirche und dem Marktplatz über die Torbrücke bis zum Viehmarktplatz.

Die Führung endet dort, wo bereits für manche Trunkenbolde und Diebe die Reise endete: Im Kerker im Wasserturm des Zollernschlosses. Möchten auch Sie wissen, wieso eine Frau das Nachtwächteramt ausübt? Oder welch haarsträubende Dinge bei der Torbrücke geschahen? Nächster Termin ist am Samstag, 11. November, 18 Uhr. Treffpunkt ist am Eingang zur Jugendherberge im Zollernschloss in Balingen.

Info Der Rundgang mit der Nachtwächterin ist nur für Erwachsene geeignet. Anmeldungen für ihre Rundgänge nimmt sie unter 07433/16786 oder per E-Mail entgegen: nachtwaechtergretl@web.de.

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