Beuron

Neues Leben eingehaucht – Künstlerin und Ehemann kaufen Beuroner Gregoriushaus

08.11.2023

von Julia Brunner

Neues Leben eingehaucht – Künstlerin und Ehemann kaufen Beuroner Gregoriushaus

© Julia Brunner

Künstlerin Alraune Siebert (im Bild) und ihrem Ehemann Hans lassen sich vom Zustand des Gregoriushauses nicht abschrecken

Dem Gregoriushaus in Beuron wird nach etwa drei Jahren Leerstand wieder Leben eingehaucht. Noch ist das Dach an mehreren Stellen undicht und dem Dachboden stapeln sich alte Matratzen. Vor wenigen Wochen haben Alraune und Hans Siebert das über 100 Jahre alte Haus von den Benediktinermönchen gekauft.

Diese trennen sich aus Altersgründen von einigen Gebäuden, die das Kloster nicht mehr nutzt. Das Paar will in dem Haus ein Museum für Alraune Sieberts Textilkunst schaffen. Aktuell befindet sich das Museum der Künstlerin in Haigerloch im Zollernalbkreis.

Nach den Umbaumaßnahmen will das Paar in das Gregoriushaus ziehen. Bis dahin werden aber noch ein bis zwei Jahre vergehen, schätzt Alraune Siebert. Wie viel das Gebäude gekostet hat, will sie nicht sagen. Der Preis sei aber fair gewesen.

Seit etwa drei Wochen räumt das Paar mithilfe von Nachbarn und Freunden das Haus in der Wolterstraße leer. Eine alles andere als einfache Aufgabe. „Vom Innenhof aus haben wir am Anfang gar nicht die Türen zum Gebäude aufbekommen“, sagt Alraune Siebert.

Ein Haus, viele Bestimmungen

Das Gregoriushaus selbst wurde 1907 erbaut und diente unter anderem als Musikschule, Genesungs- und Erholungsheim sowie als Gästehaus. Bevor das Paar das Haus gekauft hat, wurden dort unter anderem Computer-Kurse gegeben. Einige alte Geräte stehen im Innenhof und warten dort darauf, von den Sieberts entsorgt zu werden. Die Räume seien mit Gläsern, Schränken und Büchern voll gestanden. „Kleider, Lebensmittel und Papiere lagen noch da. Es sah aus, als wären die Leute vom Essen aufgestanden und weggegangen“, so Hans Siebert.

Auf kleinen „Schatz“ gestoßen

Mittlerweile sind die meisten Räume zumindest teilweise leer geräumt. In jedem der früheren Pilgerzimmer gibt es ein Waschbecken. Die meisten Heizkörper sind geplatzt und müssen wahrscheinlich ersetzt werden, sagt Alraune Siebert.

Auch das Dach ist an mehreren Stellen undicht und reparaturbedürftig. Alraune und Hans Siebert sind fast jeden Tag in Beuron und räumen aus, sortieren zurückgebliebene Tische, Nähmaschinen und Geschirr. Dabei ist Alraune Siebert auf einen kleinen Schatz gestoßen. Bei einem Treppenaufgang zum Dachboden hat sie zwei Nachttöpfe gefunden.

Neues Leben eingehaucht – Künstlerin und Ehemann kaufen Beuroner Gregoriushaus

© Julia Brunner

Hans Siebert hat auch so einige Schätzchen entdeckt.

Der Blaue von Villeroy und Boch hat es ihr besonders angetan. Doch auch viel Unrat hat der vorherige Mieter zurückgelassen. Eigentlich sollte ein Spezialist für Hausratsauflösungen das Haus leer räumen. „Er hatte aber zu viel zu tun“, so Alraune Siebert. Deshalb hätte sie mit ihrem Mann beschlossen, selbst Hand anzulegen. Ein Raum hat es Alraune Siebert besonders angetan: Der große Saal im Neubau. In diesem stehen aktuell Stühle, Tische und ein Klavier. Wenn sie ihr Museum eröffnet, möchte die 71-Jährige dort eine Tanzszene mit ihren Textilfiguren inszenieren.

Ein neues Museums-Zuhause

Diese sind etwa lebensgroß, tragen Kleidung und Schmuck. Die Queen und Angela Merkel hat Siebert bereits in Figurenform dargestellt. Bei einer Szene an einer Festtafel sitzen die Figuren um eine gedeckte Tafel mit genähten Hummern, Karpfen und Truthähnen. Siebert hofft, dass sie fast das komplette Gebäude – abzüglich der Wohnfläche und Abstellbereichen – für ihr Museum nutzen kann.

Neues Leben eingehaucht – Künstlerin und Ehemann kaufen Beuroner Gregoriushaus

© Julia Brunner

Das Beuroner Gregoriushaus soll einer neuen Bestimmung zugeführt werden.

„Wir werden erst alles aus dem Haus herausholen und dann Raum für Raum durchgehen. Meine Ausstellungen plane ich immer nach einem Konzept“, sagt sie.

Der Weg, den die Besucher durch das Museum nehmen sollen, gibt Alraune Siebert vor. Unter anderem ein Hutsalon mit verzerrten Spiegeln und eine genähte Metzgerei mit 2000 Würsten plant sie auf der zukünftigen Ausstellungsfläche. Andere Künstler werden in dem Museum aber nicht ausstellen. „Ich bin keine Galerie“, sagt Alraune Siebert.

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