Balingen

Neue Philharmonie in der Balinger Stadthalle: Musik zu einem Film, der noch gedreht werden muss

04.05.2023

Von Daniel Seeburger

Neue Philharmonie in der Balinger Stadthalle: Musik zu einem Film, der noch gedreht werden muss

© Roland Beck

Das Englischhorn war vor allem als Soloinstrument im Largo der Dvorák-Symphonie gefragt.

Klassische Musik ist altbacken, langweilig und sowieso unverständlich? Von wegen! Was die Neue Philharmonie am Mittwochabend unter dem Motto Schwäbische. Klassik. Sterne! in der Balinger Stadthalle bot, war genau das, was auf dem Programm versprochen wurde: jung, dynamisch und klangvoll.

Manchmal bedarf es lediglich eines Erklärers, um die Werke besser verstehen zu können. Am Mittwoch war es Juri Tetzlaff, Gründungsmoderator des Kinderfernsehsenders KIKA, der das Publikum auf die richtige Fährte brachte und in die Stücke lockte. Da wurde dann aus DER deutschen Nationaloper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber eine Grusel- und Gespenstergeschichte – die sie eigentlich ja auch ist. Allerdings hat man das in den vergangenen Jahrhunderten geflissentlich unter einer Schicht Pathos verbuddelt. Dass der Freischütz zum Teil in einer gruseligen Wolfsschlucht spielt und dass es um einen Pakt mit dem Teufel geht, weiß man zwar, es wird aber gerne vergessen. Heute würde man die Oper wohl ins Genre „Mystery“ stecken, damals, 1821, waren die Zuhörer gepackt von der reichen Melodik Webers und dem düsteren Inhalt des Werks.

Der Trailer zum Mystery-Drama

In der Ouvertüre zu dieser Oper, quasi dem Trailer zum Bühnenwerk, geht es dann auch schon mächtig düster und geheimnisvoll zu. Dirigent Lutz Schumacher, der Geschäftsführer von Schwäbisch Media, die zusammen mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER das Symphoniekonzert in der Stadthalle präsentierte, zeigte, dass er auch eine Ader fürs Dirigieren hat, und lockte gerade aus dem Hornregister der Neuen Philharmonie diesen satten Klangteppich hervor, der sowohl auf den Wald als auch auf das drohende Unheil hinweist.

Ein flotter Haydn

Auch zu Josef Haydns 100. Symphonie, der sogenannten Militärsymphonie, wusste Juri Tetzlaff einiges zu erzählen. Zum Beispiel, dass sich die Hörgewohnheit der Menschen in 200 Jahren fundamental ändern kann. Der Einsatz von Schlaginstrumenten wie Trommel, Triangel oder Becken im zweiten Satz sei für die damalige Zeit (das Stück wurde 1794 uraufgeführt) höchst ungewöhnlich gewesen. So ungewöhnlich, dass Frauen bei den Aufführungen vor Schreck in Ohnmacht gefallen seien. Schumacher leitete die Neue Philharmonie flott durch das Werk, ohne je schludrig zu werden. Er arbeitete Details heraus und verlieh dem Werk viel Transparenz.

Was die Zuhörer nach der Pause zu hören bekamen, ließ niemanden kalt. Antonín Dvoráks 9. Symphonie mit dem Beinamen „Aus der neuen Welt“ ist quasi eine Filmmusik zu einem Film, der erst noch gedreht werden muss und der bis dahin im inneren Auge des Zuhörers läuft. Juri Tetzlaff veranschaulichte in seiner Einführung in das Werk die unterschiedlichen Themen der vier Sätze, die der tschechische Komponist während seines mehrjährigen Aufenthalts in den Vereinigten Staaten geschaffen hat. Beispielsweise das Spiritual „Swing low, sweet chariot“, das in abgeänderter Form an den verschiedensten Stellen der Symphonie auftaucht. Oder er erzählte die Geschichte von der sterbenden Häuptlingstochter Hiawatha, die Henry Wadsworth Longfellow in einem Gedicht besingt. Im zweiten Satz setzte Dvorák den Klagegesang im Englischhorn um.

Dvoráks Neunte al dente

Dieser wohl bekannteste Satz der Symphonie, ein echter Ohrwurm der klassischen Orchestermusik, hört sich ganz einfach an – und hat es doch in sich. Denn wird der mit „Largo“, was so viel wie sehr langsam und gedehnt bedeutet, allzu gedehnt und allzu langsam gespielt, wird die Musik breiig und konturlos. Wird das Orchester allerdings zu schnell, ist der Charakter des würdevollen Trauergesangs eine Karikatur. Es ist wie bei bei der Zubereitung von Spaghetti. Werden sie zu lang gekocht, sind sie matschig, bleiben sie zu kurz im Wasser, hat man was zum Knuspern. Lecker sind sie nur, wenn man sie auf den Punkt, al dente eben, kocht.

Neue Philharmonie begeistert das Publikum in der Balinger Stadthalle

Haydn, Weber und Dvorák: Die Neue Philharmonie zeigte am Mittwochabend eindrucksvoll, dass klassische Musik ganz schön fetzig sein kann. Am Schluss gab es Standing Ovations für die jungen Musikerinnen und Musiker.

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Impressionen vom Konzertabend.

© Roland Beck

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Die Neue Philharmonie spielte das Largo al dente. Zusammen mit Dirigent Stefan Malzew gelang es den jungen Musikerinnen und Musikern, Binnenspannung zu erzeugen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten eine Interpretation, die im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubte. Auffallend auch der Dirigierstil von Malzew, der auf alle Mätzchen verzichtete, dafür präzise Einsätze gab und auf die große Dirigiershow verzichtete.

Ein eigener, spezifischer Klang

Die jungen Profi-Instrumentalisten der Neuen Philharmonie bewiesen, dass sie in einem der interessantesten Orchestern Deutschlands musizieren. Es ist ein Klangkörper, der einen ganz eigenen, spezifischen Klang zu entwickeln vermag. Das gelingt nicht vielen Orchestern. Was die Philharmonie zu Gehör bringt, ist Weltmusik im besten Sinne. Musikerinnen und Musiker aus 17 Nationen spielen in der Neuen Philharmonie, die von Schwäbisch Media unterstützt wird.

Will man klassische Musik vom Muff der vergangenen Jahrhunderte befreien und auch bei jüngeren Menschen wieder populärer machen, bedarf es junger Musiker. Die Neue Philharmonie zeigte am Mittwoch in der Stadthalle einen Weg auf, wie das gelingen kann.

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