Weilstetten

Nein zur Hundehaltung in Weilstetten: „Das kommt einem Berufsverbot gleich“

05.03.2024

Von Sabine Stotz

Nein zur Hundehaltung in Weilstetten: „Das kommt einem Berufsverbot gleich“

© Privat

Die Hunde von Mikel Tharann sollen, nach dem Willen des Weilstetter Ortschaftsrats, weg aus dem Maienwiesle.

Der Weilstetter Ortschaftsrat hat bei seiner jüngsten Sitzung beschlossen, der Hundehaltung im Maienwiesle ein Ende zu setzen: Das Gremium sprach sich mehrheitlich für ein Verbot des Weiterbetriebs aus. Was das für Mikel Tharann, Besitzer der Tiere, nun bedeutet.

Der Entscheidung, dass die Hundehaltung im Maienwiesle weg soll, war eine erhitzte Diskussion vorausgegangen, bei der einer der Räte die Nichtöffentlichkeit beantragt hatte. Bei der sich anschließenden Abstimmung, wieder im Beisein der interessierten Zuhörer, wurde verkündet, dass die Tiere fortan an einem anderen Ort untergebracht werden müssen.

Geduldet, nicht genehmigt

Im Protokoll der Ortschaftsratssitzung heißt es dazu: „Seit Jahren wird die Hundehaltung mit zeitweise 18 Hunden im Gewann Maienwiesle geduldet, ohne dass der Hundebesitzer jemals dafür eine Genehmigung beantragt hat.“ Eine Vielzahl von Anwohnern habe sich bereits mehrfach erfolglos über das Hundegeheule und Hundegebell beschwert und verstehe nicht, warum viele Bürger unter dem Hobby eines Einzelnen leiden müssten.

Auch Hundehalter Mikel Tharann findet im Protokoll Erwähnung: „Der Hundebesitzer trägt vor, dass nachts einige Hunde eingesperrt und manche Tiere mit nach Hause genommen werden. Das Hundegebell beschränke sich bei 24 Stunden auf maximal 24 Minuten, was er durch Protokolle belegen könne. Nach ausführlicher Erörterung und Anhörung beider Seiten stellte Ortschaftsrat Klaus Hahn den Antrag, die weitere Beratung nichtöffentlich fortzusetzen.“

„Kommt einem Berufsverbot gleich“

Doch was sagt der Hundehalter selbst dazu? Wir haben bei Mikel Tharann nachgefragt. Sein Tenor: das komme einem Berufsverbot für ihn gleich, denn sowohl er als auch seine Lebenspartnerin hätten ihr ganzes Leben auf die Hunde ausgerichtet. Mit seinem angemeldeten Gewerbe organisiere er Schlittenhundefahrten, Wanderungen, Verkaufe Trainingswagen und Schlitten.

Danach gefragt, wie er den Ortschaftsratsbeschluss aufgenommen habe, sagt er: „Ich war sehr überrascht, enttäuscht und wütend.“ Denn er habe vor etwa fünf Jahren beim Ortvorsteher in Weilstetten vorgesprochen. Damals habe es geheißen, es sei eine tolle Sache, die er da mache, man wolle ihn nicht dort weg haben.

Eine Farm in Alaska war der Beginn

Wie kam Mikels Tharann überhaupt zu seinem ungewöhnlichen Hobby? Nach einer Reise nach Alaska vor 14 Jahren, bei der er einen Monat lang auf einer Huskyfarm mitgelebt und mitgearbeitet hatte, war Tharanns Feuer für diese Tiere endgültig entfacht worden.

Es folgten weitere Reisen nach Alaska, wo die Hunde häufig ein hartes Leben führen müssen. Zunehmend packte Mikel Tharann auch das Rennfieber und so gewann er immer häufiger bei nationalen und internationalen Rennen. „Besonders stolz bin ich auf die beiden Siege und einen dritten Platz beim neuntägigen Etappenrennen rund um den Mont Blanc“, erzählt er unserer Redaktion.

Die Hunderennen aber, bei denen er sich momentan mit seinem Team eine realistische Chance auf einen Platz auf dem Podest bei der Weltmeisterschaft 2025 in Norwegen ausrechne, sei aber nur ein kleiner Teil des Ganzen.

Viel mehr als Schlittenhunde

So arbeite er beispielsweise seit einiger Zeit mit einer Palliativärztin zusammen, damit schwerkranke Menschen sich ihren letzten Wunsch, eine Fahrt mit Schlittenhunden, erfüllen können. Häufig kämen auch begeisterte Kinder ins Maienwiesle. Oft mit zunächst panischer Angst vor Hunden, die sie dann recht schnell verlören.

Die Schlittenhunde, die Mikel Tharann hält, sind teilweise über 14 Jahre alt, blind und fast taub. „Diese kann man nicht mehr umpflanzen“, erklärt er. Bei den Hunden handele es sich um Alaska Huskys und europäische Schlittenhunde, die seiner Aussage nach eher selten bellen und manchmal kurz, jedoch niemals anhaltend heulen.

Hundehaltung im zulässigen Rahmen

„Für mich sind meine Hunde Familienmitglieder. Sie haben mich bei minus 30 Grad warm gehalten, mich durch Schneestürme sicher ans Ziel gebracht. Die gibt man nicht einfach ab“, steht für den Hundehalter fest. Sowohl das Ordnungsamt, das Veterinäramt, das Abfallwirtschaftsamt, als auch das Amt für Umwelt und Naturschutz hätten die Situation vor Ort bereits mehrfach unangekündigt besichtigt. Alle seien zu dem Schluss gekommen, dass man die Hunde zwar höre, dies jedoch im gesetzlich zulässigen Rahmen sei.

Wir haben Mikel Tharann nach seinen Alternativen zur Hundehaltung im Maienwiesle gefragt, seine Antwort fällt eindeutig aus: So einfach werde er nicht aufgeben und es bliebe ihm ansonsten nur das Auswandern nach Lappland übrig. Genau diese Antwort war es, die einen der Ortschaftsräte bereits kurz nach der Sitzung vor zwei Wochen zu der Aussage brachte: „Ich habe gegen den Antrag auf Beseitigung der Hundehaltung gestimmt, weil ich es schade finde, wenn wir so etwas Besonderes hier haben, und den Hundehalter dann vergraulen.“

Was die Stadt dazu sagtMit dem Votum der Weilstetter Räte beschäftigt sich nun die Baurechtsbehörde der Balinger Verwaltung. Bei den seit Jahren bestehenden Hundeboxen, der Einzäunung und dem Wohnwagen handle es sich im Grunde um genehmigungspflichtige Bauten im Außenbereich, sagt Baudezernent Michael Wagner. Eine Nutztierhaltung liege nicht vor, es gelte, zwischen den Belangen Einzelner und dem öffentlichen Belang abzuwägen.

Wagner schätzt die Genehmigungsfähigkeit nach Paragraph 35 Baugesetzbuch als gering ein. „Dem Hundehalter soll nun eine auf ein halbes Jahr begrenzte Duldung eingeräumt werden, damit er Zeit genug hat, eine genehmigungsfähige und geordnete Unterbringung für seine Tiere zu finden“, erklärt er. (nic)

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