Zollernalbkreis

Negativer Trend im Handwerk: Knapp 25 Prozent weniger Auszubildende im Zollernalbkreis

27.03.2024

von Pressemitteilung

Negativer Trend im Handwerk: Knapp 25 Prozent weniger Auszubildende im Zollernalbkreis

© Handwerkskammer

Die Bilanz bei den Ausbildungsstellen fällt in den Landkreisen des Kammerbezirks unterschiedlich aus.

Trotz der stetig wachsenden Bedeutung des Handwerks für Wirtschaft und Gesellschaft erlebt die Handwerkskammer Reutlingen zurzeit einen negativen Trend: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge leicht zurückgegangen.

1742 junge Frauen und Männer haben zum Stichtag 31. Dezember 2023 in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb eine Ausbildung im Handwerk begonnen – das entspricht einem Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den dringenden Anforderungen des Arbeitsmarktes und den Bedürfnissen der Betriebe nach qualifiziertem Nachwuchs.

Zollernalbkreis mit roter Laterne

Für den Landkreis Reutlingen verzeichnet die Handwerkskammer Reutlingen in der Lehrlingsrolle 533 neue Auszubildende (2022: 551), für den Landkreis Sigmaringen 244, (2022: 295) für den Zollernalbkreis 328 Auszubildende (2022: 436). Einzig die Landkreise Tübingen (391 neue Verträge, 2022: 381) und Freudenstadt (247 neue Auszubildende, 2022: 194) können sich über eine Zunahme freuen.

Besonders drastisch ist der Rückgang im Zollernalbkreis. Dort ist ein Minus von 24,8 Prozent zu beklagen. Anders im Kreis Freudenstadt. Dort freut man sich über eine Zunahme um 27,3 Prozent. Auch der Landkreis Tübingen legte bei den Ausbildungsstellen zu. Zwar nur knapp, aber immerhin um 2,6 Prozent. Wenig rosig sieht es dagegen auch im Landkreis Sigmaringen aus. Hier gab es einen Einbruch um 17,3 Prozent.

Landkreis Freudenstadt legt zu

Der Landkreis Freudenstadt war aber ein Jahr zuvor der Landkreis mit dem größten Minus an Ausbildungsverträgen. „Die duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule hat seit Jahren tendenziell mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Dafür sorgt einerseits die demografische Entwicklung, durch die die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsplätze stetig zurückgeht“, sagt Handwerkskammerpräsident Harald Herrmann. „Aber auch akademische Bildungsangebote wie ein duales Studium oder eine Ausbildung an Fachhochschulen und Universitäten erscheinen vielen jungen Menschen attraktiver.“ Nur mit genügend qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern könne Klimaschutz, die Energie- und Mobilitätswende, der Infrastrukturausbau gelingen und umgesetzt und die tägliche Versorgung sichergestellt werden, so Herrmann weiter.

Und so zeigt sich in den acht baden-württembergischen Handwerkskammern ein recht unterschiedliches Bild. Die Kammern Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim und Ulm konnten einen Zuwachs an Auszubildenden verzeichnen, Heilbronn, Reutlingen und Stuttgart beklagen einen Rückgang.

Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik boomt

Ein Auf und Ab gab es in den vergangenen Jahren auch bei den neu abgeschlossenen Verträgen in den 20 ausbildungsstärksten Berufen. So weist beispielsweise der Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im Ausbildungsjahr 2022 ein Minus von 7,5 Prozent auf. Im abgelaufenen Jahr 2023 jedoch ein fast unglaubliches Plus von 40,1 Prozent. Aufgrund des technologischen Fortschritts und der steigenden Anforderungen an Energieeffizienz und Umweltschutz besteht eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich Sanitär, Heizung und Klima. Dies führt zu guten Karriereaussichten und attraktiven Verdienstmöglichkeiten für Absolventen dieser Ausbildung.

Bei den 20 ausbildungsstärksten Berufen im Gesamtbestand konnten die Landkreise Freudenstadt (Plus 4,9 Prozent) und Zollern-Alb (Plus 0,8 Prozent) einen Zuwachs verzeichnen. Alle anderen Landkreise im Kammerbezirk kämpfen mit einem Rückgang. (Sigmaringen Minus 5,2 Prozent, Reutlingen Minus 6 Prozent und Tübingen Minus 2,5 Prozent).

Mehr Azubis mit Hauptschulabschluss

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss um 2 Prozent auf 34 Prozent gestiegen. Der Anteil von Jugendlichen mit Abitur und Fachhochschulreife hat leicht abgenommen und beträgt 16 Prozent der Neuverträge. Auch etwas weniger Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss fanden im vergangenen Jahr den Weg ins Handwerk (Minus 1 Prozent auf 44 Prozent), stellen aber den größten Anteil an Auszubildenden. Trotz starkem Flüchtlingszugang ist der Anteil der Auszubildenden mit ausländischer Staatszugehörigkeit nur leicht angestiegen und ist immer noch niedriger als im Ausbildungsjahr 2018.

Weniger offene Ausbildungsplätze

Bei den offen gemeldeten Lehrstellen sticht im Handwerkskammervergleich einzig die Kammer Karlsruhe mit seit dem Jahr 2018 steigenden Zahlen hervor. Alle anderen sieben Kammern in Baden-Württemberg durchleben seit 2018 eine sogenannte Wellenbewegung mit steigenden und fallenden Zahlen. Nach Jahren steigender Zahlen (Corona-Jahre) fällt auch in der Handwerkskammer Reutlingen die Zahl der offen gemeldeten Ausbildungsstellen. „Um das Ungleichgewicht zwischen offenen Stellen und Auszubildenden zu minimieren, ergreifen wir seit Jahren Maßnahmen, um das Image des regionalen Handwerks zu verbessern und die Wahrnehmung der Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu ändern. Das tun wir mit gezielten Informationsveranstaltungen, Lehrstellenrallys, Ausbildungsmessen, Praktika und der Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmen“, berichtet Präsident Harald Herrmann.

Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2024 und 2025 sind auf hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar.

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