Balingen

Nähe zu den Menschen: Scheidender Prälat Christian Rose auf Abschiedsbesuch in Balingen

21.05.2021

von Pressemitteilung

Nähe zu den Menschen: Scheidender Prälat Christian Rose auf Abschiedsbesuch in Balingen

© Magdalena Smetana/ELKW

Prälat Dr. Christian Rose (links) und Dekan Beatus Widmann haben sich in Balingen über Zukunftsthemen der Kirche ausgetauscht.

„Er war nah an den Menschen“, stellte Dekan Beatus Widmann beim Gespräch mit dem scheidenden Regionalbischof Christian Rose in Balingen fest. Nach 14 Jahren in Reutlingen, der größten Prälatur der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, geht der 65-jährige promovierte Theologe in den Ruhestand. Zeit für Rück- und Ausblicke.

Rose habe als Brückenbauer innerhalb und außerhalb der Kirche gewirkt, so Beatus Dekan Widmann. Schnell und zielgerichtet habe er auf die Anliegen des Kirchenbezirks reagiert. Zum Beispiel hat er auch die schnelle Unterstützung der Kirchenleitung bei der Gründung der Landeserstaufnahme- und Flüchtlingsberatungsstelle im Jahr 2015 sehr unterstützt, betonte Widmann.

Bei den regelmäßigen Gesprächen „Wirtschaft-Kirche“ lud der Prälat Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und Wirtschaft sowie aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft zum Austausch ein. „Denn unser Gemeinwesen lebt davon, dass wir uns als Kirche einsetzen“, sagte Christian Rose.

Dekan würdigt große Menschenkenntnis des Prälats

Auch innerhalb des Kirchenbezirks Balingen sei ihm der Kontakt zu den Menschen wichtig gewesen, sagte Rose. Er habe in seiner Amtszeit etwa 550 Wiederbesetzungssitzungen persönlich geleitet, bei denen Gremien Personalentscheidungen in den Kirchengemeinden gemeinsam treffen. „Das war der intensivste Teil meiner Arbeit“, berichtet Rose über die langen Abendsitzungen. Widmann zeigte sich dabei beeindruckt von Roses großer Menschenkenntnis.

„Als Kirche müssen wir nach der Krise wieder stärker die Nähe zu den Menschen suchen“, ist Prälat Christian Rose überzeugt. Die Pandemie habe viele Probleme offengelegt und verstärkt, Menschen haben der Kirche den Rücken gekehrt. Eine Veränderung und Erneuerung sei notwendig.

Eine Aufbruchstimmung sei dennoch spürbar – ein Generationenwechsel deute sich an. Rose wies dabei auf die neu gewählte Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Anna-Nicole Heinrich, die mit 25 Jahren mutig genug gewesen sei, dieses Amt anzutreten.

Digitalisierung: großer Schritt nach vorne

Auch in den Fragen der Digitalisierung habe die Kirche einen großen Schritt nach vorne getan, viele kirchlichen Formate finden online statt. So auch der gerade zu Ende gegangene Ökumenische Kirchentag aus Frankfurt. Die Kirche müsse die Chance nutzen, die Verkündigung verständlicher zu kommunizieren und neue Räume und Beteiligungsmöglichkeiten zu eröffnen.

„Wir können in der Gesellschaft mit der Botschaft von der Liebe Gottes andere Akzente setzen und so zu einer Veränderung beitragen“, ist Rose überzeugt. Dafür brauche es Mut, Gelassenheit und auch Glaubensheiterkeit.

Im Ruhestand möchte sich der begeisterte Handballer und vierfache Großvater verstärkt um die Enkelkinder kümmern. Und sobald es wieder möglich ist plane er mit seiner Frau eine Wanderung über den Meraner Höhenweg. Außerdem bleibe er für eine Übergangszeit im Vorstand des Evangelischen Landesverbandes Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg und im Stiftungsrat der Bruderhaus-Diakonie in Reutlingen.

Zur Person Christian Rose

Christian Rose (65) ist seit 2007 Regionalbischof der Prälatur Reutlingen. Der in Göppingen geborene, promovierte Theologe hat zunächst Verwaltungswissenschaften und später Evangelische Theologie studiert. Von 1984 bis 1990 war er wissenschaftlicher Assistent an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

Nach dem Vikariat in Dettenhausen (Landkreis Tübingen) war er sechs Jahre lang Gemeindepfarrer in Heidenheim. Im Jahr 1998 wurde er zum Professor für Biblische Theologie und Gemeindediakonie an die Evangelische Fachhochschule auf der Karlshöhe in Ludwigsburg berufen. Von 2003 an war er auch deren Rektor.

Von 2007 an war er Prälat der größten Prälatur der Landeskirche. Diese erstreckt sich von Tuttlingen im Süden bis vor die Tore Stuttgarts im Norden und Ulms im Osten sowie bis nach Freudenstadt im Westen.

Welche Aufgaben hat ein Prälat?

Ein Prälat ist der Stellvertreter des Landesbischofs in einer Region. Zu den Aufgaben gehört die Beratung der Gemeinden beim Wechsel ihres Pfarrers oder ihrer Pfarrerin. Er visitiert die Kirchenbezirke, nimmt die kirchliche Arbeit vor Ort wahr und setzt (Schul-)Dekaninnen und Dekane in ihr Amt ein. Als stimmberechtigtes Mitglied wirkt er im Kollegium des Oberkirchenrats bei personellen und inhaltlichen Entscheidungen der Kirchenleitung mit. Der Reutlinger Prälat ist der Frühprediger der Reutlinger Marienkirche.

Die Entpflichtung durch den Landesbischof und Verabschiedung von Dr. Christian Rose findet coronakonform am Sonntag, 27. Juni, um 15 Uhr in der Marienkirche in Reutlingen statt. Der Gottesdienst wird aufgezeichnet und anschließend auf der Webseite der Landeskirche zu sehen sein.

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