Albstadt

Nach Hochwasser fordert Laufener Ortsvorsteher Taten: „Gutachten haben uns genug Zeit gekostet“

09.05.2023

Von Dagmar Stuhrmann

Nach Hochwasser fordert Laufener Ortsvorsteher Taten: „Gutachten haben uns genug Zeit gekostet“

© Privat

Sturzbäche von den Hängen: Laufen ist durch seine Tallage besonders hochwassergefährdet. Am Sonntag wurden Straßen überflutet, Keller sind vollgelaufen.

„Es muss endlich etwas Konkretes geschehen“: Peter Landenberger pocht auf konkrete Gegenmaßnahmen, nachdem vollgelaufene Keller und Geröll auf den Straßen bei dem Starkregen am Sonntag in Laufen für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt haben. Drei Feriengäste mussten durchs Fenster aus einer Ferienwohnung befreit werden.

„Es war heftig“ – so lautet das Fazit von Laufens Ortsvorsteher Peter Landenberger nach dem Hochwasser am Sonntag. „Bei uns war die Situation genauso dramatisch wie in Dürrwangen“, berichtet er. Seit 13 Jahren ist er Ortsvorsteher in Laufen und als solcher stets mittendrin, wenn – wie am vergangenen Wochenende wieder – in dem Eyachtal-Stadtteil die Keller volllaufen und Straßen mit Geröll, das von den Hängen herabgespült wird, übersät sind.

Westlicher Ortsteil war betroffen

Insbesondere der Bereich Tieringer Straße Richtung Feuerwehrhaus war am Sonntag besonders betroffen. Hier sei, so Landenberger, die Wettergrenze gewesen.

Hochwasser Laufen
00:19 min
Hochwasser Laufen

Wäre die Gewitterfront weiter Richtung Lautlingen niedergegangen, wären die Folgen für Laufen insgesamt nach Landenbergers Einschätzung schlimmer gewesen. So aber war der Hochwasserschwerpunkt der westliche Ortsteil.

Im Laufener Osten keine Probleme

„Betroffen war die Seite ab dem Bahnübergang Richtung Westen“, erklärt Peter Landenberger. Auf der östlichen Seite Laufens, in Richtung Brunnental, habe es keine Probleme gegeben.

Hochwasser Laufen
00:05 min
Hochwasser Laufen

Dafür sammelte sich das Wasser beim Feuerwehrhaus umso mehr: „Ich bin dort in Gummistiefeln gestanden – und das Wasser ist mir oben in den Schaft gelaufen“, erzählt Peter Landenberger. Trotz des Ärgers über ausstehende konkrete Gegenmaßnahmen nimmt er’s mit Humor: „Im Juni 2021 bin ich hüfthoch im Wasser gestanden, am Sonntag war es immerhin nur kniehoch.“

Tallage ist ungünstig

Durch die Tallage ist Laufen besonders gefährdet, wenn – wie jetzt – nach Regenfällen die Wiesen getränkt sind, nichts aufnehmen können und das Wasser, so Landenberger, aufgrund des nicht vorhandenen Speichervermögens der Wiesen „herabschießt und in die Keller läuft“. Die Verdolungen aus den 50er-Jahren könnten die an solchen Tagen anfallenden Wassermassen nicht „schlucken“. Im Ort seien in den vergangenen Jahren neue Baugebiete entstanden, es komme nun also noch mehr Wasser von den Dächern – der Kanal sei aber nicht entsprechend vergrößert worden.

Fotostrecke
/
Viel Niederschlag in kurzer Zeit – und dazu Wiesen, die nichts aufnehmen können: Das Wasser von den Hängen brachte Sand und Geröll mit.

© Privat

Hochwasser

© Benno Haile/Privat

Hochwasser

© Benno Haile/Privat

Viel Niederschlag in kurzer Zeit – und dazu Wiesen, die nichts aufnehmen können: Das Wasser von den Hängen brachte Sand und Geröll mit.

© Benno Haile/Privat

Viel Niederschlag in kurzer Zeit – und dazu Wiesen, die nichts aufnehmen können: Das Wasser von den Hängen brachte Sand und Geröll mit.

© Benno Haile/Privat

Viel Niederschlag in kurzer Zeit – und dazu Wiesen, die nichts aufnehmen können: Das Wasser von den Hängen brachte Sand und Geröll mit.

© Benno Haile/Privat

Viel Niederschlag in kurzer Zeit – und dazu Wiesen, die nichts aufnehmen können: Das Wasser von den Hängen brachte Sand und Geröll mit.

© Benno Haile/Privat

25 bis 30 Keller, so die grobe Schätzung Landenbergers, sind am Sonntag in Laufen überflutet worden. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun. Die Helfer mussten auch drei Feriengäste aus einer Ferienwohnung in der Riesestraße befreien. Der Zugang zu der Einliegerwohnung erfolgt über eine Treppe. „Da ist das Wasser reingelaufen“, sagt Peter Landenberger. Deshalb erfolgte die Rettung der Eingeschlossenen durch ein Fenster.

Oberflächenwasser schießt den Hang hinab

„Das Oberflächenwasser war das Problem“, fasst Peter Landenberger die Ereignisse zusammen. Die Bäche seien dieses Mal im Bett geblieben, die Rechenanlagen haben funktioniert. Das aktuelle Hochwasser habe, so der Laufener Ortsvorsteher, wieder gezeigt, wie wichtig es sei, eine Feuerwehrabteilung vor Ort zu haben. Auch wenn zwischenzeitlich in Laufen wieder alles aufgeräumt sei, dürfe das Problem nicht ad acta gelegt werden.

Klimawandel ist spürbar

„Vor zwei Jahren hat uns ein Geologe gesagt, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass wir alle drei bis vier Jahre so ein Ereignis haben“, berichtet Peter Landenberger im Gespräch mit dem ZAK. Der Klimawandel sei spürbar und Laufen durch seine Lage als „Prellbock“ zwischen Bergen besonders in Mitleidenschaft gezogen, wenn es um Hochwassergefahr gehe.

„Wir haben eine solche Situation seit Juni 2021, als es besonders schlimm war und Millionenschaden im Ort entstanden, schon sechsmal erlebt“, sagt Peter Landenberger. „Das kann nicht so weitergehen, es muss endlich etwas geschehen.“

Landenberger: „Es muss etwas geschehen“

Nach den Erlebnissen am Wochenende steht das Thema Hochwasser erneut ganz oben auf Peter Landenbergers Prioritätenliste. „Es muss endlich etwas Konkretes geschehen“, sagt er.

Seit zwei Jahren versuche er, besorgte Bürger zu beruhigen. Jetzt sei es Zeit, dass Maßnahmen erfolgten. Naturrechenanlagen im Wald würden helfen, da ist sich Landenberger sicher. „Die würden einiges an Geröll abfangen“, sagt er.

Schotter, Sand und Geröll

Doch von den Behörden gibt es dafür immer noch kein grünes Licht. Dass dadurch Zeit verloren geht, ärgert den Ortsvorsteher. „Auch am Sonntag ist wieder Geröll von der Oberen Halde heruntergekommen“, sagt Ortsvorsteher Peter Landenberger.

Daran werde sich auch nichts ändern, so lange der Bereich nicht anders entwässert werde. Unterhalb der Schalksburg sei das Wasser „ohne Ende“ vom Hang heruntergekommen und mit ihm Schotter, Sand und Geröll.

Diesen Artikel teilen: