Sigmaringen

Nach Großfeuer in Holzlager bei Sigmaringen-Jungnau: Holzhändler bangt um seine Existenz

08.03.2023

von Patrick Laabs, Michael Hescheler

Nach Großfeuer in Holzlager bei Sigmaringen-Jungnau: Holzhändler bangt um seine Existenz

© Patrick Laabs

Am Dienstagvormittag brannte ein Holzlager in einem Wald bei Sigmaringen-Jungnau.

Am Dienstagvormittag ist es in einem Waldstück zwischen Hornstein und Jungnau zu einem großen Brand gekommen. Das Feuer im ehemaligen Munitionsdepot vernichtet etliche Festmeter Holz und Fahrzeuge. Was passiert ist und warum der verheerende Brand teuer für den Eigentümer wird.

Am Dienstagmorgen sind Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei zu einem Waldstück zwischen Hornstein und Jungnau ausgerückt. Dort bot sich ihnen auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionslagers gegen 10 Uhr eine unklare Lage: In unmittelbarer Nähe zum Eingangsbereich brannte der Boden auf einer Fläche, auf der offenbar eine kleine Hütte gestanden hatte.

Die Fensterscheiben eines sich gegenüber befindlichen Gebäudes waren zersplittert. Rund 200 Meter weiter stand eine große Scheune, in der Holz gelagert wurde, in Vollbrand. Auch etliche Fahrzeuge brannten lichterloh.

150 Meter Festholz abgebrannt

Der Eigentümer – ein Brennholzhändler, der nicht namentlich genannt werden möchte – spricht von einer existenzbedrohenden Situation für seinen Brennholzhandel. Am Tag nach dem Brand in dem früheren Munitionsdepot der Bundeswehr zwischen Sigmaringen, Bingen und Jungnau ist der Mann mit dem Aufräumen beschäftigt.

Mehrere Hütten und Schuppen, ein Lastwagen, ein Traktor und ein Radlader sind bei dem Brand am Dienstag zerstört worden. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. „Das Feuer muss mitten in der Nacht gelegt worden sein“, sagt der Unternehmer, „150 Festmeter Holz brennen nicht innerhalb von wenigen Stunden runter“.

Zunächst ist unklar, wo es brennt

Der Feuerwehr, die mit Einsatzkräften aus Bingen und Sigmaringen auf dem großen Privatgelände eintraf, war am Dienstagmorgen zunächst eine „unbekannte Rauchentwicklung“ gemeldet worden — offenbar war der Rauch in Richtung Bundesstraße 32 und Jungnau gezogen.

Ein Passant hatte auf der Anhöhe in Sigmaringen bei der Bäckerei Sternenbäck die Rauchsäule wahrgenommen und den Notruf abgesetzt, schildert Feuerwehrkommandant Sven Glatter. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, wo es genau brennt.

„Die Einsatzkräfte mussten sich dann selbst erst einmal orientieren und überlegen, von wo dieser Rauch kommen könnte“, sagt Christian Sugg, Pressesprecher der Polizei. „Wir haben mit dem Erstmelder und einer Karte versucht, den Ort zu lokalisieren“, so Glatter.

Nach Großfeuer in Holzlager bei Sigmaringen-Jungnau: Holzhändler bangt um seine Existenz

© Patrick Laabs

Mehrere abgestellte Fahrzeuge brannten lichterloh.

Als der Verdacht auf das ehemalige Munitionsdepot der Bundeswehr fiel, das über eine Privatstraße vom Bingener Ortsteil Hornstein zu erreichen ist, rückte die Feuerwehr mit mehreren Fahrzeugen aus. Das Lager liegt fernab von jeglicher Zivilisation im Wald. Von Hornstein bis zum Lager beträgt die Entfernung zwei Kilometer.

Als die Feuerwehr den Brandort gefunden und damit die erste Herausforderung gemeistert hatte, bemerkte sie, dass ein halbes Dutzend Brandstellen zu löschen waren. Neben dem Schuppen, in dem das Brennholz gelagert war, brannte es in der ehemaligen Wache am Einfahrtstor und etliche Fahrzeuge wurden in Brand gesteckt.

Pyrotechnik-Lager nicht direkt betroffen

Da das Holzlager dann aber vielmehr großflächig in Flammen stand, orderte Sigmaringens neuer hauptamtlicher Feuerwehrkommandant Sven Glatter zügig weitere Fahrzeuge nach. Noch eine Stunde später brachen nachgeorderte Einsatzkräfte in Richtung des ehemaligen Munitionslagers auf.

Relativ schnell war den Einsatzkräften vor Ort bekannt geworden, dass auf dem riesigen Gelände auch ein Lager für Pyrotechnik steht, das aber laut Polizei-Pressesprecher Sugg offenbar nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen worden war. „Nach der ersten Erkundung war uns klar, dass die Gefahr eines Brandes in der Bunkeranlage gering ist“, sagt der Sigmaringer Feuerwehrkommandant.

Ermittlungen ergeben: Es war Brandstiftung

Nach genaueren Ermittlungen der Polizei stand aber fest: Aus diesem Lager entnahmen Unbekannte, die sich mit einem Bolzenschneider unbefugt Zugang zum umzäunten Gelände verschafft hatten, Pyrotechnik und steckten hiermit mehrere außer Betrieb gesetzte und auf dem Gelände abgestellte Fahrzeuge in Brand. Dabei fing die Lagerhalle Feuer.

Nach Angaben der Polizei waren in dem aufgebrochenen Bunker lediglich Kugelbomben gelagert. Etliche nicht entzündete Exemplare fanden die Ermittler verstreut über das Gelände.

Nach Großfeuer in Holzlager bei Sigmaringen-Jungnau: Holzhändler bangt um seine Existenz

© Patrick Laabs

Es entstand Sachschaden im fünf- bis sechsstelligen Bereich.

Das Feuer muss bereits in der Nacht gelegt worden sein, schließt der Eigentümer wegen der großen Menge Holz, die vernichtet wurde. Der Unternehmer erfuhr von einem Förster vom Brand auf seinem Firmengelände.

Vor etwa 20 Jahren übernahm er das frühere Munitionsdepot der Graf–Stauffenberg–Kaserne von der Bundeswehr. Als neuer Eigentümer vermietete er die Bunker an eine österreichische Pyrotechnikfirma, die das Gelände seither als Lager nutzt.

Immenser Schaden für Eigentümer

Der Schaden für den Kleinunternehmer ist immens. Während die Polizei von rund 100.000 Euro ausgeht, beziffert ihn der Firmeninhaber zwischen 100.000 und 150.000 Euro. Sowohl das Brennholz als auch die Betriebsfahrzeuge waren nicht versichert.

Von der Kriminalpolizei seien Spuren in einem nennenswerten Umfang gesichert worden. Die Beamten haben den Verdacht, dass sogar Diesel als Brandbeschleuniger eingesetzt worden sein soll, so ein Polizeisprecher auf Anfrage: „Verdächtige gibt es im Moment noch keine, wir stehen mit unseren Ermittlungen erst am Anfang.“

Ermittler bitten um Zeugenhinweise

Die Löscharbeiten des Großaufgebots an Feuerwehrleuten dauerten bis zum Nachmittag an, Personen wurden nicht verletzt.

Das Kriminalkommissariat Sigmaringen hat derweil die Ermittlungen übernommen und bittet Zeugen, die in diesem Waldstück zwischen Hornstein und Jungnau verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich unter der Telefonnummer 07571/1040 zu melden.

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