Zollernalbkreis

Meinung: Zollernalbkreis muss Komfortzone verlassen und Neues zulassen, um attraktiv zu sein

02.06.2023

Von Klaus Irion

Meinung: Zollernalbkreis muss Komfortzone verlassen und Neues zulassen, um attraktiv zu sein

© IMAGO / Arnulf Hettrich

Der Zollernalbkreis ist vor allem auch wegen seiner Landschaften beliebt, wie dieses Foto von der winterlichen Burg Hohenzollern und Umgebung eindrucksvoll beweist.

Der Zollernalbkreis ist lebenswert. Doch reicht allein dieses Attribut auch aus, wenn es darum geht, sich gegen andere Landkreise im Ringen um Zuzügler, um Fachkräfte, um Infrastruktur- und Mobilitätsverbesserung durchzusetzen? Nein, meint ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion. Jüngste Landkreisvergleiche zeigen dies wieder einmal überdeutlich.

Vorweg: Ich lebe gern im Zollernalbkreis. Vor einigen Jahren wurde er in einem Ranking zurecht zum lebenswertesten Landkreis Deutschlands gekürt. Mit ausschlaggebend für den damaligen Platz 1 war die wunderschöne Landschaft, die unseren Landkreis auszeichnet.

Oft am Ende der Fahnenstange

Da ist aber auch die Kehrseite der Ranking-Medaille. Regelmäßig wird man als Zollernälbler beim bundesweiten Landkreis-Vergleich wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt.

Wenn es um Fragen der technischen Innovation oder der Mobilität geht, und damit auch ganz besonders um die Attraktivität des Landkreises für rar gesäte externe Fachkräfte, dann befindet sich der Zollernalbkreis häufig in einem Topf mit den drei Nachbarlandkreisen Rottweil, Freudenstadt und Sigmaringen. Und alle vier sich dann im Baden-Württemberg-internen Vergleich zumeist mit am Ende der Fahnenstange.

So geschehen dieser Tage wieder bei zwei „Spiegel“-Rankings zur bundesweiten Entwicklung der Immobilienpreise in den kommenden Jahren beziehungsweise zur Dichte von Ladesäulen für E-Autos auf einer Fläche von 10 Quadratkilometern.

Stichwort Work-Life-Balance

Der Zollernalbkreis wird nicht von heute auf morgen eine Boomregion im Ländle, wie dies in den vergangenen Jahren den eigentlich vergleichbaren Landkreisen Biberach, Ravensburg und Tuttlingen gelungen ist.

Und das trotz der guten Entwicklung und der Schaffenskraft der heimischen Wirtschaft. Wie exemplarisch auch die mittlerweile seit Jahren geringen Arbeitslosenzahlen zeigen. Es geht eher darum, dass wir – wunderbare Alb hin oder her – halt doch etwas zu weit vom Bodensee beziehungsweise den Alpen (Stichwort Work-Life-Balance) entfernt sind.

Der Zollernalbkreis sollte sich auch nicht mit dem Doppeloberzentrum Tübingen/Reutlingen messen wollen, geschweige denn mit der Region Stuttgart.

Was jedoch nottut: Die Zollernälbler sollten noch viel offener werden für die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in Baden-Württemberg, ja in ganz Deutschland.

Und die Kommunen und der Landkreis sich noch stärker dafür einsetzen, dass sich die Geschwindigkeit des schnellen Internets wirklich flächendeckend auf Datenautobahn-Niveau befindet. Solche weichen Standortfaktoren geben – nicht zuletzt für junge Menschen – mehr denn je den Ausschlag, wo sie sich dauerhaft allein, zu zweit oder mit Kind und Kegel niederlassen wollen.

Mahnendes Beispiel Lehrermangel

Der Jahr für Jahr eklatant grassierende Lehrermangel, den das Staatliche Schulamt Albstadt für die Landkreise Zollernalb und Sigmaringen zu verwalten hat, ist hierfür ein mahnendes Beispiel.

Warum das so ist? Als Hauptgrund wurde von angehenden Lehrerinnen und Lehrern in der Vergangenheit immer wieder genannt, dass der Zollernalbkreis nicht attraktiv genug sei. Dieser Ansicht gilt es, massiv entgegenzuwirken.

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