Kreis Sigmaringen

Mehr Sexualdelikte denn je im Kreis Sigmaringen

15.04.2024

von Mareike Keiper

Mehr Sexualdelikte denn je im Kreis Sigmaringen

© Jonas Augustin/Unsplash

Das Polizeipräsidium Ravensburg hat die Kriminalstatistik 2023 unter anderem für den Kreis Sigmaringen vorgestellt. (Symbolfoto)

Besonders Kinderpornografie und sexuelle Belästigung stechen hervor. Auch eine ungewöhnliche Tätergruppe wächst.

Die Kriminalität in Deutschland steigt, aber im Landkreis Sigmaringen geht der Trend in die andere Richtung. Wie die Polizei in einer Pressekonferenz zur Kriminalstatistik mitteilt, seien die Straftaten nach einem Hoch 2022 im vergangenen Jahr um 158 auf 7125 Vorfälle gesunken. Gleichzeitig steigt die Aufklärungsquote. Im Gebiet des Polizeipräsidiums Ravensburg, das auch den Bodenseekreis und den Kreis Ravensburg umfasst, steht der Kreis Sigmaringen hier sogar an der Spitze. Doch es zeichnen sich auch besorgniserregende Trends ab.

Pornografische Darstellungen mit Gewalt, Tieren oder Kindern

Einer von ihnen dreht sich um die Sexualdelikte. Die Zahlen steigen laut Polizeipräsident Uwe Stürmer seit zehn Jahren kontinuierlich an und befinden sich derzeit auf einem „Allzeithoch“. 709 Vorfälle hat das Präsidium im gesamten Gebiet bearbeitet, davon 152 im Kreis Sigmaringen. Eine Hälfte der Fälle dreht sich laut Stürmer um pornografische Darstellungen mit Gewalt, Tieren oder Kindern. Besonders letzteres sticht hervor. „Wir haben einige 100 Fälle im Jahr“, sagte Alexander Dürr, leitender Kriminaldirektor der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen.

Eine Organisation in den USA hilft

Hilfreich sei eine Organisation in den USA, die vermisste Kinder sucht und Verdachtsmomente weiterleitet. Sie landen laut Dürr über das Bundeskriminalamt bei den Polizeipräsidien. „Oft bestätigt sich der Verdacht“, erläuterte Dürr. Aber auch Jugendliche und Kinder geraten häufiger in den Fokus, weil sie über ihre Smartphones pornografische Fotos von Gleichaltrigen teilen.

Sexualdelikte: Dunkelziffer hoch

Die zweite Sparte, die einen großen Anteil der Sexualdelikte ausmacht, sei die sexuelle Belästigung, führte Dürr aus. Er erklärte den Anstieg mit den seit 2017 verschärften Gesetzen und einer stärkeren Sensibilisierung. „Aber die Dunkelziffer ist extrem hoch“, so Dürr. Außerdem herrsche ein falsches Bild: Der Unbekannte, der „aus der Hecke springt“, sei sehr selten. Die meisten Taten passieren im näheren Umfeld.

Höchstwert bei tatverdächtigen Kindern

Ein Anstieg ist auch bei den tatverdächtigen Kindern zu erkennen. Hier zeigt die Statistik mit 155 Verdächtigen im Kreis Sigmaringen ebenfalls einen Höchstwert für 2023 an. Die meisten Straftaten, die sie begehen, seien Ladendiebstähle, mit einigem Abstand gefolgt von Sachbeschädigung und vorsätzlicher Körperverletzung, so Stürmer. Er vermutet, dass es sich dabei um eine Konsequenz der Corona-Pandemie handeln könnte.

Gewalt gegen Polizisten

Auch die Gewalt gegen Polizisten habe 2023 ein Höchstniveau erreicht, erläuterte der Polizeipräsident. Sie hänge häufig mit Alkoholkonsum zusammen. Die Polizei gehe auf zwei Arten dagegen vor: einerseits Prävention in Schulen, wobei der Mensch hinter der Uniform im Fokus stehe, andererseits durch rigoroses Vorgehen gegen Täter: „Wir haben unsere Leute geschult, dass sie sich keine Beleidigung gefallen lassen sollen.“

Straftaten: Tendenz fallend

Darüber hinaus sind laut Stürmer die Straftaten im Kreis Sigmaringen tendenziell zurückgegangen beziehungsweise haben sich nach einer „Corona-Delle“ normalisiert. Die vermeintlich fröhliche Kneipenschlägerei hat während der Pandemie nicht stattfinden können, sagte er: „Die Kneipen hatten nicht geöffnet, also konnte man sich nicht schlägern.“ Sein Fazit: Das Präsidiumsgebiet und auch der Kreis Sigmaringen seien „keine Insel der Glückseligen“, allerdings im Vergleich zu Land und Bund auch kein Brennpunkt.

Einige Zahlen zur Statistik 2023 im Landkreis Sigmaringen

Straftaten gegen das Leben: 6

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: 152

Rohheits- und Gewaltdelikte: 37

Gewalt gegen Polizeibeamte: 89

Partnergewalt oder häusliche Gewalt: 197

Einfacher Diebstahl: 1191

Wohnungseinbruchdiebstahl: 37

Cybercrime: 77

Rauschgiftkriminalität: 366

Jugendkriminalität: 897

Tatverdächtige Kinder: 155

Diesen Artikel teilen: