„Lost Place“ weicht einer Biogasanlage: Meßstetter IIGP-Verbandsversammlung ebnet den Weg
09.05.2023
Meßstetten leistet mit seinem IIGP einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Auf einem noch brachliegenden Gelände des einstigen Bundeswehrstandorts sollen zukünftig Bioabfälle aus mehreren Landkreisen und Städten umgewandelt werden in wertvolles Biogas. Wie die Stadtverwaltung Meßstetten in einer Pressemitteilung informiert, genehmigte die Verbandsversammlung den Aufstellungsbeschluss, um das Gelände des Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Zollernalb für dieses Öko-Projekt zu nutzen.
Nichts als wuchernde Büsche und Sträucher, halbmeterhohes Gras und viele Bäume – alles eingezäunt mit Maschendrahtzaun, der obenrum zusätzlich mit Stacheldraht versehen ist. Das große Tor ist fest versiegelt, kein Durchkommen. Hier soll niemand hinein.
Erstes Leben zieht ein
Dieser „Lost Place“ am südlichen Ausläufer des ehemaligen Kasernenareals auf dem Meßstetter Geißbühl erinnert zwar noch an die vergangene Bundeswehrzeit, es wird aber nicht mehr lange ein verbotener und verlorener Fleck sein. Denn hier soll eine Bioabfall-Vergärungsanlage einschließlich einer Kompostierungseinheit entstehen. Und damit erstes Leben einziehen auf dem Areal des Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Zollernalb (IIGP).
Weiter heißt es in der städtischen Verlautbarung: In der Meßstetter Anlage, betrieben von der Firma MVV Biogas GmbH, soll der kommunale Bioabfall aus mehreren Landkreisen und Städten verarbeitet werden, um daraus dann regenerative Energie in Form von Biomethan zu gewinnen.
Bioabfall als wertvoller Rohstoff
Bioabfall gilt längst nicht mehr als Müll, sondern als wertvoller Rohstoff, aus dem durch Gärprozesse hochwertiger Kompost resultiert. Das entstehende Biogas wird aufbereitet, das in ihm enthaltene Kohlendioxid zurückgewonnen und verflüssigt. Gewonnen wird Biomethan, ein klimaneutraler Ersatz für Erdgas. Dieses wird ins Gasnetz der FairNetz GmbH eingespeist.
Die MVV geht davon aus, an jedem Arbeitstag ungefähr 130 Tonnen Bioabfall zu kompostieren. Der Fermenter, das Herzstück der Anlage, soll in einem Ein-Schicht-Betrieb kontinuierlich beschickt werden und konstant durchlaufen.
Effizienz berechnet
Letztlich ist alles natürlich ein komplizierter Prozess. Berechnungen eines Ingenieurbüros verdeutlichen aber den Vorgang und zeigen seine Effizienz auf: Aus 33.000 Tonnen Bioabfälle jährlich werden am Ende 21 Millionen kWh Biomethan, 8700 Kubikmeter Flüssigdünger und 12.000 Tonnen gütegesicherter Kompost.
Verbandsversammlung stellt Weichen
Die IIGP-Verbandsversammlung hat in seiner jüngsten Sitzung mit einstimmigem Beschluss die rechtlichen Schritte eingeleitet, die notwendig sind, um dieses Bauprojekt auf den Weg zu bringen. Verwaltungsfachleute sprechen von einem sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan.
Zirka 5,8 Hektar groß ist das Plangebiet. Es umfasst das zukünftige Betriebsgelände der MVV, die Biogaseinspeiseanlage von FairNetz und die Zugangsstraßen. Weil die Planungskosten die Firma MVV als Verfahrensträger übernimmt, muss der Zweckverband IIGP selbst kein Geld dafür aufbringen.
Weitere Informationen
Der Interkommunale Industrie- und Gewerbepark Zollernalb (IIGP) hat eine Größe von 230.000 Quadratmetern und wird das größte zusammenhängende gewerblich-industrielle Areal im Zollernalbkreis. Meßstetten, Albstadt, Balingen, Nusplingen und Obernheim haben sich zu einem Zweckverband für den interkommunalen Industrie- und Gewerbepark Zollernalb zusammengeschlossen. Dessen Vorsitzender ist Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft.