Messstetten

Letzte Hoffnung im Kampf gegen den Krebs

19.12.2015

von Laura Schalow

Viele haben sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrieren lassen und zeigen damit, dass sie bereit sind, Stammzellen zu spenden. So wie Laura Schalow aus Tieringen. Hier ihre Geschichte.

Letzte Hoffnung im Kampf gegen den Krebs

© Privat

Spendete Stammzellen und hofft, damit das Leben einer 59-jährigen Frau zu retten: Laura Schalow aus dem Zollernalbkreis.

Vor zwei Jahren habe ich mich bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) registriert, ohne genau zu wissen was damit zusammenhängt. Mit der Zeit ist mir dann bewusst geworden, wie selten es tatsächlich ist, dass man als Spender für in Frage kommt. Bei sechs Millionen registrierten Spendern gab es bisher rund 53 000 Transplantationen. Und jeder fünfte Patient findet nie einen passenden Spender. Im September 2015 bin ich dann, mit einem großen Päckchen von der DKMS, in das Abenteuer Stammzellenspende gestartet. Ich musste als erstes beim Hausarzt Blut abgeben, das dann an die DKMS ging. Danach stand fest: ich hatte meinen genetischen Zwilling gefunden.

Nach dem positiven Bescheid kam erst mal keine Nachricht mehr und so verlor ich die mögliche Spende ein wenig aus den Augen. Anfang November rief mich dann ein Mitarbeiter der DKMS an und erklärte mir das weitere Verfahren. Es ging los mit der Voruntersuchung in der Klinik in Tübingen, bei dem mein Gesundheitszustand gecheckt wurde. Um meine Stammzellenproduktion anzuregen, musste ich mir ein Medikament spritzen. Irgendwo zwischen dieser Untersuchung und der tatsächlichen Spende ist der „point of no return“, also der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Bricht man die Spende jetzt ab, ist der Empfänger zum Tod verurteilt, denn man hat bei ihm begonnen, die kranken Zellen durch eine Chemotherapie zu zerstören. Bekommt er dann keine Spenderzellen, stirbt er. Eine große Verantwortung also.

Fünf Tage vor der Stammzellenspende musste ich mich dann selber zweimal täglich spritzen. Am Tag der Spende ging ich mit meiner Mutter nach Tübingen ins Universitätsklinikum, wo es eine Abteilung zur Entnahme der Stammzellen gibt. Betten und Maschinen waren vorbereitet und ein letzter kurzer Check-up wurde durchgeführt. Ich wurde gut zugedeckt und ein paar Wärmflaschen im Bett halfen den Blutfluss anzuregen. Dann gab es eine Nadel in den rechten Arm, für die Entnahme, und eine in den linken Arm um das Blut wieder zurück in den Körper zu führen. Ich war so gut wie bewegungslos, durfte mich nicht regen.

Zwischendurch kam dann die schlechte Nachricht: Mein Körper hat nur sehr wenige zusätzliche Stammzellen mobilisiert und es würde knapp werden, alle Stammzellen an einem Tag zu spenden. Möglicherweise würde ich am nächsten Tag wiederkommen müssen. Auch wenn zwei Tage eingeplant werden, war ich doch nicht begeistert. Es klingt zwar gut, von einem kompetenten Team umsorgt zu werden, aber die Tatsache, dass man sich nicht bewegen kann ist doch nicht sehr angenehm. Die ersten drei Stunden waren in Ordnung, dann jedoch wurde es immer anstrengender, die Arme nicht zu bewegen. Es krampfte etwas und war unangenehm und so hoffte ich darauf, nicht nochmals an die Maschine zu müssen.

Dann war er endlich da, der erlösende Ton, die Zeit war um und ich war unglaublich erleichtert mich endlich wieder bewegen zu dürfen. Während wir uns auf den Heimweg machten wurden meine gespendeten Stammzellen im Labor gezählt und ich zitterte ob sie wohl ausreichen würden. Als mein Handy eine Stunde später klingelte wurde mir die frohe Botschaft überbracht: Ich hatte eine Punktlandung hingelegt und musste am nächsten Tag nicht nochmals in die Klinik kommen.

Am nächsten Tag habe ich erfahren, dass meine Spende an eine 59-jährige Frau in Deutschland gegangen ist. Nach frühestens sechs Monaten kann ich Nachricht erhalten, ob meine Spende erfolgreich war und nach zwei Jahren können Spender und Empfänger sich kennenlernen, wenn beide das möchten. Ich hoffe, ich habe dieser Frau ein tolles Geschenk gemacht. Aber nicht nur für sie hoffe ich, sondern auch alle anderen, die noch schwer krank sind und darauf warten, dass ihr genetischer Zwilling gefunden wird.

Da nur wenige Patienten Spender aus dem eigenen Verwandtenkreis finden, ist es sehr wichtig dass viele Menschen in der Spenderdatei registriert sind, um vielen Menschen helfen zu können, denen es nicht so gut geht wie uns. Denn darum geht es doch: Menschen zu helfen, die unsere Hilfe benötigen. Mein Fazit aus dieser Erfahrung ist, dass es ein unglaublich schönes Gefühl ist, jemandem helfen zu können. Mit dieser Spende habe ich hoffentlich nicht nur kurzfristig geholfen, sondern vielleicht sogar ein Leben gerettet. Ich hoffe, es registrieren sind noch viele weitere Menschen im Zeichen der Menschlichkeit und der Nächstenliebe. „Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein.“

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