Albstadt

Leichtigkeit und Tiefsinn mit feinem Humor

20.11.2019

Von Susanne Conzelmann

Leichtigkeit und Tiefsinn mit feinem Humor

© Susanne Conzelmann

Zahlreiche Besucher ließen sich von Axel Hacke dessen Bücher signieren.

Der 63-jährige Autor Axel Hackebegeisterte mit seiner einzigartigen Mischung aus Witz, Leichtigkeit und feiner Beobachtungsgabe im Thalia-Theater in Tailfingen.

Ein stiller Beobachter des Alltags, ein Berichterstatter mitten aus dem Leben, meist tiefsinnig, immer mit feinem Humor – das ist Axel Hacke. Bei den Albstädter Literaturtagen war der 63-jährige Wahlmünchner im Thalia-Theater zu Gast.

Der Leser darf das Gewicht nicht spüren

„Leichtigkeit ist mein größtes Ziel, am Ende soll der kurze Text so elegant wie möglich sein. Natürlich soll er Gewicht haben, aber der Leser darf es nicht spüren,“ sagte Axel Hacke bereits 1997 in einem Interview mit der Literaturzeitschrift „Am Erker“. Schon damals war er bereits seit einigen Jahren als Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) erfolgreich mit seinen Beobachtungen aus aller Welt.

Handreichungen für ein gelungenes Leben

Neben den beliebten Kurzansichten schreibt er auch Bücher, sein neuestes stellte er in Auszügen im Thalia-Theater vor: „Wozu wir da sind – Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben.“

„Ich gehöre zu denen, die in anderen gerne ein Licht anknipsen“

„Ich gehöre nun mal nicht zu den Leuten, denen andere Leute egal sind, was soll ich machen? Ich gehöre zu denen, die in anderen gerne ein Licht anknipsen würden, um in sie hineingucken zu können, verstehen Sie?“ heißt es auf den ersten Seiten.

Hinter Walter Wermut hört man auch den Autor

Hier monologisiert Walter Wemut, von Beruf Nachrufschreiber, der ausnahmsweise mal den Auftrag angenommen hat, statt über einen Verstorbenen über einen Geburtstagsjubilar zu schreiben. Nicht von ungefähr aber hört man aus dem Monolog auch den Menschen Axel Hacke.

Ein am Leben interessierter Philanthrop

Denn so kommt der Autor rüber, in seinen Büchern, Kolumnen und bei der Lesung, er scheint ein am Leben interessierter Philanthrop zu sein. „Man muss es wissen wollen,“ lässt er seinen Titelhelden sagen, und so versucht er, dem gelungenen Leben auf den Grund zu gehen.

Nachdenklichkeit, gepaart mit Humor

Sehr viel Nachdenkliches findet sich in „Wozu wir da sind“, dennoch ist es kein bierernster Abend, denn durch alle Beobachtungen, alle Gedanken zieht sich meist auch ein tiefgründiger Humor. So schmunzeln die Besucher viel, freuen sich an der geschliffenen Ausdrucksweise, am akzentuierten Vortrag, am sympathischen Autor, der verschmitzt mit seinem Publikum spielt.

Die Kolumnen gibt es im zweiten Teil

Im zweiten Teil des Abends liest er einige seiner Kolumnen vor, die älteren aus dem legendären „Der weiße Neger Wumbaba“ oder dem „Kleinen Erziehungsberater“ lässt er dabei außen vor. Tränen allerdings lachen die Zuhörer dennoch, bei seiner Kolumne im Stile eines Donald Trump, die „sehr, sehr groß ist und genial, glauben Sie mir, die allergrößte!“ oder beim Einblick in das beim ihm zuhause praktizierte Partnerschaftspassiv: „Man könnte, jemand sollte, einer müsste mal...“.

Wieviele „E“ passe in ein Wort?

Heiterkeit verbreitet er bei seiner Suche auf dem Wort mit den meisten Buchstaben „e“ – gewonnen hat „Edelebereschenbeerengeleebecherchen“ – und mit seiner Betrachtung von Wissenschaftlern, die im Namen der Forschung ihrerseits Sittiche beim Gähnen beobachten. Schon die Hinführungen zu seinen Kolumnen sind interessant, wie er frei und augenzwinkernd die Hintergründe seiner Texte beleuchtet.

Interview mit ZAK-Redakteur Holger Much

Gerne auch beantwortet er Fragen, sei es bei der Signierstunde in der Pause, sei es beim Anfangsinterview mit ZAK-Redakteur Holger Much, der Axel Hacke auf der Bühne begrüßen durfte. Sein zweiter Besuch in Albstadt sei dies, berichtet er, er habe schon mal in einer großen Nadelfabrik gelesen. Und er fühle sich hier in seine Jugend versetzt, erzählt er scherzhaft mit Blick auf das Mobiliar auf der Bühne, das einen Hauch von 60er-Jahre-Charme versprüht.

Schreiben geht auch auf einer Herrentoilette in Sarajevo

„Wir sind in einer Zeit gelandet, wo bestimmte Leute sich um Anstand nicht mehr scheren,“ antwortet er auf die Frage, weshalb seine Bücher in den letzten Jahren erster geworden seien. Ob er wie Friedrich Schiller auch den Geruch fauliger Äpfel brauche, um sich in Schreibstimmung zu versetzen, will Much wissen. Als gelernter Reporter schreibe er überall, auch schon „auf der Herrentoilette in Sarajevo“ und überhaupt, fügt er trocken an, er sei ja auch nicht Schiller.

Zu Recht preisgekrönt

Literaturpreise hat aber auch Hacke eingesammelt, vom Egon-Kirsch-Preis bis zum Joseph-Roth-Preis für internationale Publizistik. Und das völlig zu Recht!

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