Zollernalbkreis

Kriminalitätsbericht für den Zollernalbkreis: Massiver Anstieg bei Diebstählen trübt Statistik

17.04.2024

Von Benno Haile

Kriminalitätsbericht für den Zollernalbkreis: Massiver Anstieg bei Diebstählen trübt Statistik

© Rike / Pixelio.de

7489 Straftaten erfasste die Polizei 2023 im Zollernalbkreis. Dabei wurden 3466 Tatverdächtige ermittelt. (Symbolfoto)

Die Zahl der Straftaten im Zollernalbkreis ist 2023 erneut gestiegen, die Aufklärungsquote dagegen leicht gesunken. Aber: Für die negativen Zahlen sind fast im Alleingang die Ladendiebstähle verantwortlich. Ansonsten lasse es sich laut Polizei in der Region gut und sicher leben.

7489 Straftaten verzeichnete das Polizeipräsidium Reutlingen im vergangenen Jahr für den Zollernalbkreis (2022: 6970). Das entspricht einer Steigerung von 7,4 Prozent zum Vorjahr – und in dem hatte es bereits eine starke Steigerung von knapp 17 Prozent gegeben. Die Zahl der Straftaten liegt auf dem höchsten Stand seit 2015.

Wenn nur die Diebstähle nicht wären

Hauptverantwortlich für die Steigerung ist der immense Anstieg der (Laden-)Diebstahlsdelikte, die ein Zehn-Jahres-Hoch erreichten. Mal ganz anschaulich: Die Gesamtzahl der Straftaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 519 an. Bei den Diebstahlsdelikten gab es 634 mehr Fälle als 2022. Würde man diesen Deliktbereich ausklammern, wäre die Kriminalitätsbelastung im Zollernalbkreis sogar zurückgegangen.

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Insgesamt stiegen die Diebstahlsdelikte um 34,2 Prozent von 1854 auf 2488 Fälle an. Bei den Ladendiebstahlsdelikten war der Anstieg noch größer: von 762 auf 1301 Fälle (70,7 Prozent).

Wie das Polizeipräsidium Reutlingen mitteilt, würden die Diebstähle in vielen Fällen erst nachträglich durch aufgerissene Verpackungen entdeckt und angezeigt. Entsprechend gering ist die Aufklärungsquote in diesem Deliktbereich. Sie liegt bei 30,7 Prozent und damit deutlich unter der Gesamt-Aufklärungsquote aller Straftaten, die in der Folge des großen Anteils der unaufgeklärten Diebstahlsdelikte leicht von 61,2 auf 60,4 gesunken ist.

Höchststände auch bei Raub und Körperverletzungen

Neben den Diebstahlsdelikten sind die größten und auffälligsten Steigerungen bei den Rohheitsdelikten (1178 auf 1269 Fälle; +7,7 Prozent), den Raubdelikten (32 auf 38; +18,8 Prozent) und den Körperverletzungen (785 auf 877; +11,7 Prozent) zu verzeichnen. Bei den Körperverletzungsdelikten wurde ein Zehn-Jahres-Hoch, bei den Raubdelikten sogar ein 15-Jahres-Hoch erreicht.

Bei den schwersten Straftaten, denen gegen das Leben und denen gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die insgesamt ohnehin einen kleinen Teil an der Gesamtzahl der Straftaten ausmachen, gab es dagegen sogar weniger Fälle als zuletzt.

Die Zahl der Straftaten gegen das Leben sank von 12 auf 5 (-58,3 Prozent), bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es 5,8 Prozent weniger Fälle (173 auf 163). Allerdings: Dieser Rückgang ist alleine den geringeren Zahlen beim Verbreiten pornografischer Schriften zu verdanken (84 auf 69 Fälle; -17,9 Prozent). Bei den Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen stiegen die Zahlen dagegen (13 auf 17; +30,8 Prozent).

Kriminalitätsbelastung insgesamt gering

Insgesamt lasse es sich in der Region trotz steigender Straftatenzahlen weiterhin gut und sicher leben, teilt das Polizeipräsidium Reutlingen mit. Im Präsidiumsbereich, zu dem neben dem Zollernalbkreis auch die Landkreise Tübingen, Reutlingen und Esslingen gehören, liege die Kriminalitätsbelastung, also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner bei 4260 und damit weiterhin deutlich unter dem Landesschnitt von 5272. Im Zollernalbkreis liegt die Kriminalitätsbelastung mit 3876 Straftaten auf 100.000 Einwohner präsidiumsweit sogar am geringsten.

Betrachtet man dagegen die Kriminalitätsbelastung auf Gemeindeebene sticht Meßstetten deutlich heraus. Dort kommen 9152 Straftaten auf 100.000 Einwohner, was maßgeblich an dem bereits seit der Eröffnung des Ankunftszentrums 2022 sprunghaften Anstieg der Ladendiebstähle liegt.

Meßstetten nimmt Sonderrolle ein

Diese stiegen in Meßstetten nochmals um 495 Fälle (+143,1 Prozent) und machen damit auch einen großen Anteil der kreisweiten Ladendiebstähle aus. Laut Polizeistatistik waren knapp 80 Prozent aller Straftaten in Meßstetten Ladendiebstähle. Wenig überraschend gibt es in Meßstetten auch landkreisweit die geringste Aufklärungsquote von 16,6 Prozent.

Die geringste Kriminalitätsbelastung gibt es in den kleinsten Gemeinden des Landkreises. In Dautmergen, Zimmern unter der Burg, Weilen unter den Rinnen und Hausen am Tann liegt die Zahl der erfassten Straftaten jeweils sogar nur im einstelligen Bereich. Zimmern kommt auf diese Weise auch zu einer traumhaften Aufklärungsquote von 100 Prozent.

Die ausführliche Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums können Sie auch hier nachlesen. Wir werden alle Zahlen noch in gewohnter Weise ausführlich und in interaktiven Grafiken auf zak.de aufarbeiten.

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