Hausen am Tann

Knochen, Keramik und Metall: Lochenstein bei Hausen am Tann wird archäologisch erforscht

06.09.2023

Von Klaus Irion

Knochen, Keramik und Metall: Lochenstein bei Hausen am Tann wird archäologisch erforscht

© Michael Lingnau

Unübersehbar sind die Grabungsstätten auf dem Lochenstein hoch oben über Hausen am Tann.

Ein nicht alltäglicher Anblick bietet sich derzeit Wanderern hoch oben auf dem Lochenstein. Es geht nicht um die wunderbare Aussicht, sondern um Forscher der Uni Tübingen und des Landesdenkmalamts, die wieder für Grabungen auf dem Berg unterwegs sind.

Genau 100 Jahre nach Beginn der ersten systematischen Ausgrabungen auf dem Lochenstein bei Hausen am Tann durch Gerhard Bersu und das damalige Landesamt für Denkmalpflege finden an gleicher Stelle derzeit erneut archäologische Untersuchungen statt. Nach zwei Grabungskampagnen der Universität Tübingen in den Jahren 2021 und 2022 werden die Ausgrabungen in diesem Jahr im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Universität Tübingen und des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart fortgesetzt. Im Mittelpunkt steht die Erforschung der chronologischen Abfolge der Besiedlung des Lochensteins.

Schwerpunkt in der Bronzezeit

Obwohl Funde von Keramikscherben und Metallartefakten belegen, dass der Lochenstein von der Jungsteinzeit bis in das frühe Mittalter immer wieder begangen wurde, liegt ein Schwerpunkt der Besiedlung in der späten Bronzezeit 1200 - 800 vor Christus und der Eisenzeit Hallstatt- 800 – 450 vor Christus und Latènezeit (450 – 0 vor Christus).

Bersu erkannte 1923 eine kontinuierliche Abfolge von der Bronze- in die Eisenzeit, eine bis heute in unserer Region einmalig dokumentierte Stratigraphie. Dieser Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit im 9. bis 8. Jahrhundert vor Christus steht im Mittelpunkt der aktuellen Forschungen. Mit modernen Grabungs- und Datierungsmethoden, wie zum Beispiel Structure-from-Motion oder 14C-Datierung, sollen die Ergebnisse von Bersu überprüft und verfeinert werden.

Gemeinde und Albverein helfen

Die wissenschaftlichen Grabungsleiter, Prof. Dr. Martin Bartelheim (Universität Tübingen), Dr. Marc Heise (LAD) und der Grabungstechniker Michael Lingnau (LAD), wollen zunächst in drei Ausgrabungskampagnen bis 2025 an verschiedenen Stellen des Plateaus das archäologische Potential des Platzes überprüfen und wenn möglich eine für Südwestdeutschland gültige chronologische Entwicklung herausarbeiten. Das wird zum einen durch die Analyse des Fundmaterials (Keramik- und Metallfunde) erreicht, sowie durch naturwissenschaftliche Datierungen an organischen Materialien wie zum Beispiel Knochen.

Gemeinde sagt Unterstützung zu

Auf ZAK-Nachfrage sagt Hausens Bürgermeister Stefan Weiskopf, dass die Gemeinde schon vor längerer Zeit darüber informiert worden ist, dass Grabungen stattfinden werden. „Wir haben angeboten, Gerätschaften zur Verfügung zu stellen, sofern dies notwendig wäre“, sagt der Bürgermeister. Offenbar haben die Forscher aber ihre eigenen Werkzeuge und Instrumente dabei, denn sie haben von dem Hilfsangebot bislang keinen Gebrauch gemacht.

Weiskopf ist vor Ort

„Natürlich interessiert uns, was auf dem Lochenstein passiert“, sagt der Schultes, der sich deshalb gestern auf Einladung des Landratsamtes gemeinsam mit Landrat Günther-Martin Pauli bei einem Vor-Ort-Termin einen Überblick über den aktuellen Stand der Grabungen verschafft hat. „Schließlich ist der Lochenstein mit dem Kreuz unser Wahrzeichen und unser höchster Gemarkungspunkt“, betont Weißkopf.

Albverein Auch den Hausener Albvereinlern liegt die Hochfläche sehr am Herzen. Sie kümmern sich seit Jahren um die die dortigen Wanderwege, zu denen auch der steile Aufstieg vom Lochen-Parkplatz aus zählt. Auch als das Gipfelkreuz letzten Sommer durch einen Blitzschlag zerstört wurde, waren Mitglieder des Albvereines beim Abbau im Einsatz. Ebenso, als das neue Kreuz von der Zimmerei Reger aufgestellt wurde.

Albverein nicht informiert

Während die Gemeinde über die Grabungen informiert worden ist, hat Dorothee Neher, Vertrauensfrau der Hausener Ortsgruppe, von der Redaktion davon erfahren. Aber wenn Unterstützung gebraucht werde, werde man sich nicht verschließen.

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