Wehingen

Knapp 12 Millionen Euro fürs Trinkwasser: Hohenberggruppe investiert in den nächsten Jahren weiter

02.04.2024

von Pressemitteilung

Knapp 12 Millionen Euro fürs Trinkwasser: Hohenberggruppe investiert in den nächsten Jahren weiter

© Volker Bitzer

Für den Bau des Wasserwerks Beuron-Langenbrunn, das im vergangenen Sommer eingeweiht wurde, nahm die Hohenberggruppe über 9 Millionen Euro in die Hand. In den nächsten Jahren folgen weitere Investitionen in Millionenhöhe. (Archivfoto)

Aktuelle Berichte aus Kriegsregionen, Dürren und der Klimawandel zeigen, dass Wasserknappheit auf unserer Welt nicht selten ist. Zwar ist das kostbare Nass in unserer Region noch ausreichend verfügbar, aber in heißen Sommern und Monaten mit langen Trockenphasen stößt auch die Wasserversorgung durch den Zweckverband Hohenberggruppe an ihre Grenzen. Viel Geld wurde und wird deshalb in Technik und Infrastruktur gesteckt, damit alle Verbraucher im 100.000-Einwohner großen Einzugsgebiet wie gewohnt den Wasserhahn öffnen können. Einen Rück- und Ausblick gab es bei der Verbandsversammlung in Wehingen.

Wie man sich doch verrechnen kann? Ein Blick auf das Jahr 2011 zeigt es auf. Damals lieferte ein von der Hohenberggruppe beauftragtes Strukturgutachten die Prognose, dass durch den zu erwartenden Bevölkerungsrückgang eine stetig sinkende Wasserabgabe resultiere. So heißt es in einer Pressemitteilung des Zweckverbands. Eingetreten ist genau das Gegenteil.

Von Jahr zu Jahr mehr Abwasser

Die Wasserabgabemengen bei der Hohenberggruppe sind jährlich gestiegen von knapp 2,6 Millionen Kubikmeter im Jahr 2012 auf ungefähr 3,32 Millionen Kubikmeter im vergangenen Jahr. „Hierdurch gelangen die vorhandenen Kapazitäten des Zweckverbandes an die Grenzen der Leistungsfähigkeit – es besteht also dringender Handlungsbedarf.“

Mit diesen mahnenden Worten zeigte der Verbandsvorsitzende, Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, auf, dass auch nach dem 9,245 Millionen Euro schweren Bau des Wasserwerks Beuron-Langenbrunn (offiziell eingeweiht im Juli 2023) weiterhin viele Millionen in die Hand genommen werden müssen, um die Versorgungssicherheit von Stetten a.k.M. über Nusplingen und Schömberg bis nach Spaichingen zu gewährleisten.

Maximum fast erreicht

Maximal können die drei Haupthochbehälter Hirschbühl (Wehingen), Baienberg (Tieringen) und Rauher Bühl (Meßstetten) gegenwärtig 158 Liter Wasser pro Sekunde in die Leitungen schicken. Eine immense Zahl, die aber nach langen Trockenperioden und bei großer Abnahme dennoch fast erreicht wurde. Dem gegenüber steht das maximale Dargebot an Wasser von 165 Litern pro Sekunde.

Knapp 12 Millionen Euro fürs Trinkwasser: Hohenberggruppe investiert in den nächsten Jahren weiter

© Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe

Mal mehr, mal weniger, aber insgesamt steigend: Im Zickzack verläuft über die Jahre hinweg die Wasserabgabemenge bei der Wasserversorgung durch die Hohenberggruppe. Der Trend geht aber klar nach oben und 2022 erreichte man einen neuen Rekordwert. Das, obgleich noch vor gut 15 Jahren ein Strukturgutachten, das Gegenteil prophezeite.

Das meiste Wasser liefert das neue Wasserwerk Langenbrunn mit 120 l/s, gefolgt vom Pumpwerk Beuron (30 l/s) und der Hammer-Niederdruckschiene (15 l/s). „Sie sehen, dass wir im Sommer sehr auf Kante gefahren sind“, verdeutlichte Saskia Moser-Danhel; sie hat die technische Betriebsführung der Hohenberggruppe inne.

„Neidinger Mühle“ wird reaktiviert

Abhilfe kann hier die Reaktivierung des Wasserwerks Neidinger Mühle leisten. Dieses ist seit gut 10 Jahren außer Betrieb. Damals stillgelegt aufgrund der durch das Strukturgutachten gefütterten Annahme, dass die Anlage wegen rückläufigen Wasserbedarfs nicht mehr gebraucht wird. Die Anlagen sind von 1974 und müssen dringend auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden.

„Wir müssen hier unter anderem die Sandfiltration umstellen, hin zur Ultrafiltration“, erklärte Ingenieur Matthias Dreher von der Empfinger Ingenieurgesellschaft Dreher und Stetter, welche die Hohenberggruppe seit Jahren fachlich begleitet. Aber das ist natürlich nur ein Teil im Modernisierungskonzept. Unter dem Strich summieren sich die angedachten Netto-Investitionen ins Wasserwerk Neidinger Mühle auf circa 6,12 Millionen Euro.

Zuversichtliche Prognosen

Hier hofft die Hohenberggruppe nun in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Der Bescheid wird im Mai oder Juni erwartet. Danach soll konkret geplant werden, sodass die Vergaben bis im Frühjahr 2025 spruchreif sind. Aufgrund langer Lieferzeiten von Maschinen und Technik ist mit dem Ausbaubeginn „Neidinger Mühle“ aber nicht vor 2026 zu rechnen. Läuft alles ideal, könnte die Anlage dann noch vor dem Jahreswechsel 2027 in Betrieb gehen.

Knapp 12 Millionen Euro fürs Trinkwasser: Hohenberggruppe investiert in den nächsten Jahren weiter

© Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Neue Gesichter im Verwaltungsrat der Hohenberggruppe sowie Abschied von langjährigen Vertretern (von links): Daniel Bayer, Fabian Biselli, Dirk Abel, Rudolf Wuhrer, Hermann Acker, Saskia Moser-Danhel, Oliver Schmid und Frank Schroft.

Der Zweckverband muss den Geldbeutel aber noch weiter aufmachen. Denn auch die Fördereinrichtungen im Wasserwerk Hammer sind in die Jahre gekommen. Die Pumpen, die teilweise noch aus den 1960er-Jahren stammen, sind überaltert, teilweise defekt oder zumindest reparaturanfällig. Um hier eine Betriebssicherheit mit Redundanz sicherzustellen, sind Investitionen in Höhe von 2,6 Millionen Euro fällig. „Hier sind Zuschüsse gemäß den Förderrichtlinien Wasserwirtschaft nicht zu erwarten“, dämpfte Frank Schroft in seinen Ausführungen gleich die Erwartungen seitens der Mitgliedsgemeinden.

Noch mehr Millionenbeträge

Als stünden nicht schon genug Millionenbeträge im Raum, kommen auch noch rund 3,08 Millionen für Investitionen in die Niederdruckschiene des Wasserwerks Hammer hinzu. Auch diese Anlage ist überaltert und deshalb störanfällig. Zudem erfordert die Rohwasserqualität hier ein neues Konzept zur Aufarbeitung. Ebenfalls weg von der Sandfiltration hin zur Ultrafiltration, wie sie im neuen Wasserwerk Langenbrunn Standard ist.

Sowohl im Wasserwerk Neidinger Mühle als auch im Wasserwerk Hammer soll im Zuge der Maßnahme jeweils eine Enthärtungsanlage installiert werden, so dass dann allen Mitgliedsgemeinden im Versorgungsgebiet weiches Wasser geliefert werden kann. „Fakt ist, dass wir zur Gewährleistung einer zukunftsfähigen Wasserversorgung noch einen langen Weg zu gehen haben“, verdeutlichte der Verbandsvorsitzende und wies in diesem Kontext ebenfalls daraufhin, dass unter immer schwierigeren Rahmenbedingungen die Anforderungen der Trinkwasserverordnung zu erfüllen seien.

Zahlenwerke erläutert

Der Verbandsrechner der Hohenberggruppe, Meßstettens Stadtkämmerer Daniel Bayer, legte den Vertretern der Verbandsversammlung sowohl den Jahresabschluss 2022 zur Feststellung, als auch den Wirtschaftsplan 2024 zur Genehmigung vor. Beides erfolgte einstimmig. Zuvor erläuterte er die umfangreichen Zahlenwerke.

Eindrücklich war 2022 einmal mehr die Wasserbilanz. Die Eigenförderung lag bei 3,46 Millionen Kubikmetern, zusammen mit Fremdwasserbezug lag die Summe der Gesamtwassermenge bei 3,9 Millionen Kubikmetern. Das ist ein neuer Rekord. Abgegeben wurden 2022 circa 3,67 Millionen Kubikmeter. Der Saldo berücksichtigt den Eigenverbrauch, aber auch Wasserverluste von fast 178.000 Kubikmetern. (Siehe dazu auch unsere Grafik)

Neue Gesichter im Verwaltungsrat

Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Wasserversorgung Hohenberggruppe wählte laut einer Pressemitteilung außerdem neue Mitglieder in ihren Verwaltungsrat. Das sind Balingens Oberbürgermeister Dirk Abel als Nachfolger von Ex-OB Helmut Reitemann, Bürgermeister Fabian Biselli aus Denkingen als Nachfolger von Bürgermeister Rudolf Wuhrer sowie Bürgermeister Oliver Schmid aus Geislingen. Stellvertreter des Geislinger Schultes ist Bürgermeister Jens Keucher aus Sulz am Neckar.

Alle neuen Amtsträger wurden von der Versammlung einstimmig gewählt. Die Ausscheidenden (darunter auch Oberndorfs Bürgermeister a.D. Hermann Acker) verabschiedete Verbandsvorsitzender Frank Schroft mit Dankesworten und einem Präsent.

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