Meßstetten

Jugendhilfe stellt sich als Sozialisationshilfe dar

03.05.2023

Von Andreas Westerhausen

Jugendhilfe stellt sich als Sozialisationshilfe dar

© awe

Schulsozialarbeit - hier an der Burgschule in Meßstetten - ist eine wichtige Investition in die Zukunft.

Um die Schulsozialarbeit an der Burg- und Wilhelm-Busch-Schule sowie an der Realschule und dem Gymnasium sowie der gemeinwesen orientierten offenen Jugendarbeit ging es im Meßstetter Gemeinderat.

Der Gemeinderat hat den Jahresbericht über die Gemeinwesenorientierte offene Jugend- und Schulsozialarbeit wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Gesamtaufwendungen der Stadt Meßstetten für die Jugendarbeit betrugen im vergangenen Jahr 330.860 Euro. Laut Bürgermeister Frank Schroft gut angelegtes Geld.

Das Diasporahaus Bietenhausen nimmt seit 1999 die gemeinwesenorientierte offene Jugendarbeit im Verwaltungsraum Meßstetten – Nusplingen – Obernheim wahr. Außerdem betreut es den Jugendraum im Hauptort. In den 2000er-Jahren kam die Schulsozialarbeit an der Burg- und Wilhelm-Busch-Schule sowie die an der Grundschule Bueloch und dem Schulzentrum am Gymnasium und an der Realschule teilweise dazu.

Die bewährten Angebote „Ferienspiele“ sowie „Oster-, Pfingst- und Sommer-GAME“ konnten 2022 wieder angeboten werden und erfreuten sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die seit 1978 stattfindenden Ferienspiele schlugen im vergangenen Jahr mit 17.793 Euro zu Buche, wovon 6516,55 Euro über Elternbeiträge und Einnahmen aus dem Jubiläumsfest abgedeckt waren. Die Kosten für die „Oster-, Pfingst- und Sommer-GAME 2022“ sowie die Kosten für den „Herbstzauber 2022“ (insgesamt zwei Wochen Ganztagesbetreuung) betrugen insgesamt 25.181 Euro; die Einnahmen aus Elternbeiträgen beliefen sich auf 10.690 Euro. Nach Abzug der Zuschüsse, Kostenersätze für die Ferienspiele und GAME in Höhe von insgesamt 99.587,37 Euro verbleibt der Stadt ein Eigenanteil von 231.273 Euro.

In ihrem Bericht gingen die Mitarbeiterinnen des Diasporahauses Bietenhausen Ina Kästle-Müller und Carina Weier auf die Situation an der Burgschule und Wilhelmbusch-Schule ein. Seit dem 1. Februar 2019 wurde die Schulsozialarbeit an beiden Schulen auf insgesamt 120 Prozent erhöht. Das entspricht 46,8 Wochenstunden. Bei der Neuverteilung der Arbeitszeit entfallen au Ina Kästle-Müller 90 Prozent und 30 Prozent auf Carina Weier. Seit dem Schuljahr 2022 und dem Start der Ganztagesbetreuung der Grundschule, wird die Arbeit der Schulsozialarbeit durch eine FSJ-Stelle, die an der Burgschule angesiedelt ist, unterstützt. Diese unterstützt auch die Grundschule sowie die Vorbereitungs-Klasse. Seit September 2022 ist Frau Nele Koch als FSJ ein Jahr unterstützend dabei.

Beim offenen Gruppenangebot, Dienstags von 16 bis 18 Uhr treffen sich derzeit zwischen 20 und 25 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 13 Jahren. Einige dieser Kinder zeigen im Schulalltag auffälliges Verhalten. Die Gruppe „Spielen und Lernen“ unterstützt die Kinder in ihrem Sozialverhalten und bietet die Möglichkeit, Konfliktlösungsmuster zu erlernen. In diesem Schuljahr wurde diese Gruppe von drei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen unentgeltlich unterstützt. Alle drei sind Schülerinnen der Burgschule, die jetzt die Klasse 9 besuchen.

Die Buchloegruppe hat eine stabile Gruppengröße, von mindestens 30 Kindern erreicht. Viele sprechen gar nicht oder nur gebrochen Deutsch. Ein Ziel ist hier die Förderung der sprachlichen Fähigkeiten, der Umgang mit Konflik-ten und die Stärkung und Entwicklung sozialer Kompetenzen.

Einzelgespräche, das heißt Einzelfallarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Schulsozialarbeit. Es sind im Moment rund zehn Schüler und Schülerinnen, die hier regelmäßig unterstützt werden. Dieser wichtige Baustein der Schulsozialarbeit stößt immer wieder an zeitliche Grenzen. Schüler, die akut in eine Krisen- oder Notlage kommen, brauchen oft sehr schnell und viel Unterstützung. Diese Hilfe ist im Moment nur möglich, indem dann andere Termine komplett ausfallen. Von beiden Schulen wird das mitgetragen, aber mittel- bis langfristig wird diese Hilfeform mehr Zeit beanspruchen, so der Bericht der Mitarbeiterinnen.

Die Schulsozialarbeit wird flexibel auf die aktuelle Problematik, steigende Ener-giekrise, Inflation reagieren und ihre Angebote den jeweiligen Gegebenheiten und Vorgaben anpassen. Vor allem schwächere Schüler und benachteiligte Familien werden in den Fokus genommen.

Für bedenklich erachteten die Schulsozialarbeiterinnen die lange Handynutzungsdauer bei so manchen Schüler. Ein weiteres Problem stellt nach Corona der fehlende Schulbesuch dar. Einige Schüler tun sich da, mit Duldung der Eltern, schwer.

Weiterführende Schulen

Die Schulsozialarbeit an den Standorten Realschule und Gymnasium Meßstetten wurde im Jahr 2012 im Auftrag der Stadt Meßstetten installiert. Im Jahr 2022 betrug der Stellenumfang an beiden Schulen zusammen 50 Prozent. Somit entfallen 25 Prozent auf die Realschule und 25 Prozent auf das Gymnasium. Das sind 9,75 Wochenstunden pro Schule. In der Realschule werden etwa 320 Schülerinnen und Schüler beschult, im Gymnasium rund 280 Schülerinnen und Schüler.

Die Klassenstunden zum „Sozialen Lernen“ in den Stufen 5 und 6 sind an beiden Schulen feste Termine mit der Schulsozialarbeiterin. Im 14-tägigen Rhythmus wurde dabei beispielsweise spielerisch das Miteinander gefördert, aber auch thematische Einheiten wie der „Umgang mit Gefühlen“ fanden ihren Platz. Als zweiter Baustein, ergänzend zu den Klassenstunden, zählt das Beratungsange-bot für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und die Eltern.

Offene Jugendarbeit

Derzeit wird die Gemeinwesenorientierte Offene Jugendarbeit in der Stadt Meßstetten von zwei Mitarbeitenden des Diasporahaus Bietenhausen durchgeführt. Dies ist zum einen Daniel Klapper. Er ist seit April 2020 im Jugendbüro und arbeitet mit einem Stellenanteil von 87,5 Prozent in Meßstetten, 12,5 Prozent in Obernheim. Zum anderen Sabina Eisele; sie ist seit April 2022 im Jugendbüro und arbeitet seit Dezember mit einem Stellenanteil von 36,5 Prozent in Meßstetten. Ergänzt wird das Team durch wechselnde Studierende der Sozialen Arbeit, welche eine duale Ausbildung im Diasporahaus Bietenhausen in Verbindung mit den Hochschulen Stuttgart und Villingen-Schwenningen absolvieren, oder durch Auszubildende in der Fachrichtung Jugend- und Heimerziehung.

Im Jahr 2022 konnten, erstmals nach der Pandemie, wieder regelmäßig Angebote der gemeinwesenorientierten offenen Jugendarbeit durchgeführt werden. Im Fokus hierbei stand stets, den Jugendlichen wieder das Gefühl von Beteiligung und Mitbe-stimmung zu geben und sie in ihren sozialen Fähigkeiten zu fördern. Die Angebote fanden großen Anklang und waren gut besucht.

Auch der Jugendraum konnte im Jahr 2022, unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregeln und Hygienevorschriften, wieder erstmals regelmäßig und ohne ein-geschränkte Besucherzahlen öffnen. Daher wurde ein Mittagsangebot für Kinder und Jugendliche neu installiert.

Seit April 2022 ist die Mädchenarbeit in Meßstetten an die gemeinwesenorientierte offene Jugendarbeit angegliedert. Zuvor fand diese ausschließlich im Rahmen der Schulsozialarbeit statt. Die Mädchengruppe MadaMe (Mädchen aus Meßstetten) treffen sich regelmäßig dienstags.

Im Rahmen der Buelochgruppe wird das soziale Lernen und Miteinander der ver-schiedenen Kulturen und unterschiedlichen Geschlechtern, welche innerhalb der Buelochgruppe aufeinandertreffen, gefördert. Ebenso die Sprachförderung ist ein positiver Nebeneffekt aus diesem pädagogischen Angebot.

Die Ganztagesbetreuung „GAME“ ist ein Kooperationsangebot der Stadt Meßstetten, welches über das Jugendbüro Meßstetten-Nusplingen-Obernheim des Diasporahaus Bietenhausen geleistet wird. Die Ganztagesbetreuung ist für Schulkinder berufstätiger Eltern zwischen sechs und zwölf Jahren (beziehungsweise Kinder, die nach den Sommerferien in die Schule kommen oder das erste Jahr auf weiterführenden Schulen abgeschlossen haben) der Stadt Meßstetten und seiner Teilorte konzipiert.

Diesen Artikel teilen: