Hechingen

Ist Hechingen die pure Tristesse oder in Wirklichkeit Neidobjekt anderer Kommunen?

24.02.2024

Von Michael Würz

Ist Hechingen die pure Tristesse oder in Wirklichkeit Neidobjekt anderer Kommunen?

© Ralf Biesinger

FWV-Mann Werner Beck findet: „Bürger sehen nicht, dass es vorangeht.“ Bürgermeister Hahn hält dagegen.

Erst die Baustelle, dann das Vergnügen: Die Fraktion der Freien Wähler in Hechingen fordert, den Marktplatz bereits während der Bauphase zu beleben. Bürgermeister Philipp Hahn und der Rest des Gemeinderats bremsen: Alles zu seiner Zeit! Doch für kleine, kreative Ideen könnten sich alle erwärmen.

Was Hechingens Bürgermeister Philipp Hahn durch den Kopf geht, wenn er aus dem Rathausfenster auf Bagger, Laster und Absperrungen blickt? Das offenbarte er in den Haushaltsberatungen in dieser Woche: „Keine Tristesse, sondern millionenschwere Bauprojekte, um die uns viele Kommunen beneiden.“

Doch die Baustellen am Marktplatz rufen bekanntlich längst kritische Geister auf den Plan. Er gehe deshalb schon mit der Tarnkappe durch die Stadt, weil er sich so schäme, berichtete Werner Beck, Fraktionschef der Freie-Wähler-Vereinigung im Rahmen der Haushaltsberatungen. Bürger würden einfach nicht sehen, dass etwas vorangeht. Und was soll man schon sagen, wenn man als Einheimischer gefragt werde, wo man in Hechingen denn Essen gehen könne? Beck findet: „Es wird jeden Tag schlimmer.“

Hahn will Mitte 2025 in die Planungen einsteigen

Der Antrag seiner Fraktion: Die Stadt möge 50.000 Euro lockermachen, um damit den Marktplatz bereits während der Bauphase zu beleben. Doch viele im Rat teilen die Einschätzung des Bürgermeisters (der auch schon über einen Sandkasten für Kinder nachgedacht habe): Bis sich der Marktplatz ernsthaft beleben lässt, ist halt doch noch ein weiter Weg zu gehen. Dann aber wird man in Hechingen über die Fußgängerzone, ihre Begrünung und möglicherweise tatsächlich über einen Spielplatz vor dem Rathaus sprechen. Hahn versprach: Spätestens ab Mitte 2025 wolle man sich konkrete Gedanken machen, und dabei von vornherein auch den Stadtmarketing-Verein hinzuziehen – dessen Vertreter die Haushaltsberatungen im Rathaus verfolgt hatten. Almut Petersen (Bunte Liste) machte Druck, früh genug in die Planungen einzusteigen.

Kann ein Food-Truck das Wirtshaussterben auffangen?

Bis dahin soll es jetzt aber erst mal bei höchstens kleinen, „smarten“ Ideen bleiben. Freie-Wähler-Sprecher Beck träumt von einem Food-Truck auf dem Marktplatz. Der, so die Idee, könnte ja auch das Wirtshaussterben zumindest etwas auffangen. Oder wenigstens ein Eiswagen, demnächst vielleicht schon, wenn sich der Frühling Bahn bricht? Klar ist: Das geforderte 50.000-Euro-Budget ist vom Tisch; ohnehin hatte sich etwa Margret Simoneit (SPD) darüber gewundert, dass im Lichte der düsteren Haushaltslage ausgerechnet die als Sparfüchse bekannten Freien Wähler mit diesem Antrag auf der Matte standen. Für kleine, kreative Ideen indes zeigten sich Rat und Verwaltung am Ende jedoch gleichermaßen offen.

Kein Wirtschaftsförderer: Gemeinderat lehnt AfD-Antrag ab

Einen größeren Vorschlag hatte unterdessen auch die AfD-Fraktion in einem Antrag unterbreitet: Sie forderte einen Wirtschaftsförderer für die Stadt. Unter anderem wegen eher nüchternen Erfahrungen in der Vergangenheit (Margret Simoneit, SPD), aber auch weil „Firmenchefs in Hechingen doch sowieso mit dem Bürgermeister persönlich sprechen wollen“ (Almut Petersen, Bunte Liste), lehnte der Gemeinderat auch den Antrag der AfD-Fraktion ab.

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