Hechingen

Inklusive musikalische Früherziehung in Stetten: Welche Geräusche macht ein Dino-Skelett?

12.03.2024

Von Julia Siedler

Inklusive musikalische Früherziehung in Stetten: Welche Geräusche macht ein Dino-Skelett?

© Julia Siedler

Pädagogin Lisa Wasserkampf spielt den 8 anwesenden Kindern auf der Querflöte vor, damit sie beim „Karneval der Tiere“ erraten, ob die Töne wohl eher zu Vögeln oder zu Fossilien passen könnten.

Beim „Karneval der Tiere“, bei dem die Kinder erraten müssen, welches Tier wohl zu welchem der wöchentlich wechselnden Instrumente passt, sind bei der inklusiven musikalischen Früherziehung des Musikvereins Stetten vergangene Woche nur noch zwei Karten zur Auswahl übrig: Eine mit einem Vogel darauf, die andere mit Dino-Skeletten. Scharfsinnig hält Luis, gerade einmal 4 Jahre alt, fest: „Na, die Dinos können es auf jeden Fall nicht sein!“ Weil die, wie schließlich auch der Dino-Skelett-Grafik gut zu entnehmen ist, bekanntermaßen längst ausgestorben sind. Und wer ausgestorben ist, gibt für gewöhnlich keine Geräusche mehr von sich.

In dem Raum in der Stettener Bachstraße, im Gebäude, in dem sich auch die Ortschaftsverwaltung befindet, wird schnell klar: Bei der inklusiven musikalischen Früherziehung ist was geboten. „Normalerweise sind es 10 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren“, erzählt Lea Mayer, die gemeinsam mit Lisa Wasserkampf die Früherziehung leitet. Am Freitagnachmittag sind nur 8 der Kinder da; zwei der Teilnehmerinnen haben das Downsyndrom. Eine davon ist die vierjährige Frieda aus Bodelshausen. Sie ist im Januar zu der aufgeweckten Gruppe gestoßen.

Der „Karneval der Tiere“ begeistert alle Kinder

Gemeinsam mit 6 Jungs und einem weiteren Mädchen lernt sie in dieser Woche etwas über die Querflöte, deren glänzende und klappernde Tasten sie besonders faszinieren. Doch bevor es an den Karneval geht, wird kräftig gesungen: Jedes der Kinder darf ein Kärtchen mit einer Geste darauf ziehen, die sodann alle gemeinsam ausführen: Sie schnipsen zum Beispiel für Hannes; klatschen, stampfen und drehen sich nach den Wünschen der anderen Kinder im Kreis.

Danach beginnt der „Karneval der Tiere“. Die beiden Sozialpädagoginnen legen Kärtchen mit Tieren in dem Kreis aus 8 Kindern auf ihren Stapelsteinen aus. Die Tiere, die sie bereits in den Wochen zuvor behandelt haben, werden umgedreht.

Am Freitag bleiben daher nur noch die Dinos und Vögel übrig. Hannes fällt auf, dass er viele der Tiere verpasst hat. „Wir hatten so viele Geburtstage zu Hause“, erklärt er. „Bei euch ist immer was los“, bestätigt auch Mayer. „Ja, aber am meisten entspanne ich mich“, antwortet der kleine Mann nur trocken. Wasserkampf bringt eine Querflöte in den Kinderkreis und fragt in die Runde: „Passt die Querflöte wohl eher zu einem Vogel oder zu einem Dino?“ Die Kinder sind sich schnell einig, bestaunen das lange Instrument und üben zuerst einmal mit Plastikflaschen, einen Pfeifton zu erzeugen.

Inklusive musikalische Früherziehung in Stetten: Welche Geräusche macht ein Dino-Skelett?

© Julia Siedler

Pädagogin Lea Mayer mit Frieda, die bei der inklusiven musikalischen Früherziehung ganz begeistert von der Querflöte ist.

Faszinierendes Instrument oder praktisches Fernrohr?

Danach geht es an die Querflöte, wobei sie alle feststellen müssen, dass es gar nicht so einfach ist, einen Ton aus dem langen und glänzenden Instrument herauszukriegen; geschweige denn, ein Vogelgezwitscher zu imitieren. Die beiden Pädagoginnen spielen ein Querflötenstück am Handy und spielen den Kindern kurzerhand selbst ein Ständchen vor. So kann das Instrument mit ein wenig Übung also klingen. Die Kinder werden allerdings lieber kreativ und nutzen das lange und glänzende Instrument kurzerhand als Fernrohr. „Am besten kommt es bei den Kindern an, wenn sie selbst etwas machen dürfen“, erzählt Mayer. Da die dreiviertel Stunde von jeweils 15 bis 15.45 Uhr für die Kleinen ansonsten auch zu lang werden würde, bauen die beiden Frauen immer wieder bewusst Bewegungselemente ein.

Die inklusive musikalische Früherziehung in Stetten gibt es seit September vergangenen Jahres. Bis auf Frieda aus Bodelshausen kommen alle Kinder aus Stetten, so Mayer. Sie selbst ist Sonderschullehrerin, Wasserkampf befinde sich derzeit noch im Sonderpädagogik-Studium. Entsprechend liebevoll und geduldig widmen sie sich den musikbegeisterten Kindern in der musikalischen Dreiviertelstunde rund um Dinos und Vögel. Nächste Woche wird dann auch Luis erfahren, welche Geräusche ausgestorbene Dinos von sich geben. Mit seinem Hinweis auf das Skelett befindet er sich bereits auf der richtigen Fährte.

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