Rosenfeld

Ihr Vermächtnis lebt weiter: Ehemalige ZAK-Redakteurin Hanne-Lore Kaiser ist tot

31.01.2023

Von Rosalinde Conzelmann

Ihr Vermächtnis lebt weiter: Ehemalige ZAK-Redakteurin Hanne-Lore Kaiser ist tot

© Rosalinde Conzelmann

Hanne-Lore Kaiser ist im Alter von 89 Jahren gestorben (Archivfoto).

Nur wenige Monate vor ihrem 90. Geburtstag ist Hanne-Lore Kaiser am 28. Januar für immer eingeschlafen – nach einem erfüllten Leben, in dem ihre Familie und ihr Beruf als Lokalredakteurin im Mittelpunkt standen. Viele ihrer Mitbürger werden die Wahl-Rosenfelderin, die sich durch ihr Hochdeutsch abgehoben hat, als Schreiberin für den einstigen Balinger Volksfreund und den heutigen ZOLLERN-ALB-KURIER und brillante Fotografin in Erinnerung behalten.

Wenngleich es nicht ihr Lebensplan gewesen ist, in der Provinz zu leben, und sie in Rosenfeld hängenblieben ist, wurde ihr der Kleine Heuberg im Laufe der Zeit zur Heimat und die Menschen und ihre Geschichten erweckten ihr Interesse.

Der Vater stirbt früh

Ihr Lebensweg begann am 12. Mai 1933 in Schlesien, wo sie als Hanne-Lore Silomon-Pflug auf dem Schloss- und Rittergut Kunzendorf zur Welt kam. Ihr Vater starb nur wenige Monate später und ihre Mutter zog berufsbedingt weg, weil sie sich und ihre Töchter alleine unterhalten musste. Sie kehrte 1942 mit ihren Töchtern Inge und Hanne-Lore nach Schlesien zurück, die kleine Familie wurde aber 1945 erneut vertrieben.

Eine dramatische Flucht

Es folgte eine dramatische Flucht mit Bombenangriffen und Hunger über Tschechien bis nach Lübeck. Diese Erlebnisse haben Hanne-Lore Kaiser nie losgelassen, obwohl sie noch sehr klein war. Vor allem in ihren letzten Lebensjahren erzählte sie oft von diesen schlimmen Stunden.

Obwohl die Jahre der Flucht mit 13 Schulwechseln verbunden waren, absolvierte die damals 16-Jährige danach ein Studium der Physik und Mathematik an einer privaten Fachhochschule, das sie zwei Jahre später als technische Assistentin für Physik abschloss. Ihre erste Stelle trat sie 1952 bei den Mannesmann-Werken in Duisburg an.

Sie zieht nach Rosenfeld

Als ihre Mutter Johanna Läubin sich wieder in Rosenfeld verheiratete, zogen ihre Töchter zu ihr. Hanne-Lore Kaiser fand eine Anstellung bei Groz-Beckert in Albstadt, wollte aber langfristig wieder zurück ins Rheinland.

Diese Pläne vereitelte der junge Kaufmann Theodor Kaiser, in den sie sich verliebte und der sie im Jahr 1955 zum Traualtar führte.


Familiengründung in Rosenfeld

1956 wurde Tochter Anja geboren, die 1959 und 1964 mit Helge und Stephanie noch zwei Schwestern bekam. Mit dem Zuzug von Pflegetochter Elke herrschten Kinderlachen und Trubel im Eigenheim in der Brechete. Der Familienvater arbeitete als Prokurist bei der Firma Blickle, Räder und Rollen.

Kinder und Karriere

In dieser Zeit begann die Karriere seiner Frau als freie Mitarbeiterin bei der Lokalzeitung. Der damalige Bürgermeister hatte „die jonge Frau, die nach d’r Schrift schwätzt und seit kurzem hier läbt“ empfohlen. Sie blieb dieser Berufung bis auf eine kurzes Gastspiel als Laborantin in einer Praxisgemeinschaft treu, dem im Jahr 1982 eine Festanstellung als Redakteurin folgte. Unter dem Kürzel „kai“ erschienen zahlreiche Artikel im ZAK, bebildert mit hervorragenden Fotografien.

Sie recherchierte gerne

Hanne-Lore Kaiser arbeitete akribisch und liebte die Recherche, in die sie sich verbeißen konnte und die Zeit vergaß. Am liebsten aber nahm die ehrgeizige Perfektionistin die Kamera zur Hand, um Menschen und Ereignisse für die Nachwelt zu dokumentieren. Vor der Digitalisierung entwickelte sie ihre Filme im eigenen kleinen Labor im Keller.

Mit 80 Jahren am PC

So sind tausende von „kai“-Bildern entstanden, denn nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes im Jahr 1993 begann für die Redakteurin nicht, wie eigentlich geplant, der Ruhestand, sondern sie arbeitete weiter als Mitarbeiterin für den ZAK. Dank Digitalisierung von zuhause aus, bis ins hohe Alter von 80 Jahren.

Auch im Ehrenamt aktiv

Hanne-Lore Kaiser war aber nicht nur Redakteurin und Fotografin aus Leidenschaft. Sie war eine weltoffene Gastgeberin, deren Türen für Besuch aus dem ganzen Land immer offen standen. Sie zählte zu den Gründerinnen der Städtepartnerschaft Moissy-Cramayel, die sie zeitlebens unterstützte. Zudem engagierte sie sich im DRK und wirkte bei verschiedenen Publikationen über ihre Wahlheimat mit. Trotz dieses beruflichen und ehrenamtlichen Engagements fand sie stets Zeit für ihre Töchter, kümmerte sich um ihre sechs Enkelkinder und hörte der Jugend gerne zu.

Ein Schlaganfall beendete 2017 das selbstbestimmte Leben der Mutter und Oma. Sie kam ins Rosenfelder Pflegeheim, kehrte für einige Zeit zurück in die eigene Wohnung, lebte dann aber ab 2020 wieder im Pflegeheim. Dort ist die 89-Jährige nach einem weiteren Schlaganfall gestorben.

Ihr Vermächtnis lebt weiter

Ihr Vermächtnis lebt weiter. Im Jahr 2018 hatte Hanne-Lore Kaiser ihr Fotoarchiv mit knapp 14.000 Aufnahmen ans Kreisarchiv übergeben. Ihre Tochter Helge hatte ihr bei der Digitalisierung dieser Schätze, die ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte dokumentieren, geholfen. Ihre Mutter hatte jede einzelne Bilddatei beschriftet.

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