Rosenfeld

Hoher Grad an Resilienz: Rosenfelder Chefin nennt Stärken der Solidarischen Landwirtschaft

19.10.2022

von Pressemitteilung

Hoher Grad an Resilienz: Rosenfelder Chefin nennt Stärken der Solidarischen Landwirtschaft

© Privat

Die Solidarische Landwirtschaft Zollernalb hat ihren Sitz in Rosenfeld beim Sülzle-Hof.

Hohe Inflation und explodierende Preise an der Tanksäule, bei der Stromrechnung und im Supermarkt sorgen aktuell für Verunsicherung. In Solidarischen Landwirtschaften trägt eine Gruppe von Menschen gemeinsam die Verantwortung für eine Landwirtschaft und die erzeugten Lebensmittel. Reagieren kooperative Ernährungssysteme anpassungsfähiger als der Markt? Erweisen sich Solidarische Landwirtschaften als resilienter?

Die Rosenfelderin und neue Solawi-Vorsitzende Carmen Weisser hat sich jüngst beim Tag des offenen Ackers den Besuchern und Mitgliedern vorgestellt. Im Folgenden erläutert sie das Modell der Solidarischen Landwirtschaft mit seinen Vorteilen.

Was ist der Unterschied zwischen Hofladen, Grüner Kiste und Solawi?
Carmen Weisser
: Im Hofladen besorgt der Kunde relativ spontan, was er gerade braucht. Eine grüne Kiste ist ein Abo, auf das sich der Verbraucher etwas langfristiger einlässt. Der Inhalt der Kiste kann dabei, wie im Hofladen, auch dazugekauft sein und aus ganz anderen Regionen kommen. Es sind beides normale Kaufvorgänge – das einzelne Lebensmittel hat einen Preis. Wenn im Hofladen die Tomaten aus sind – kannst Du sie nicht kaufen, zahlst aber auch nichts dafür. In einer Solawi wird dagegen die Landwirtschaft als solche, also der Anbau und die Produktion, nicht das einzelne Lebensmittel finanziert.

Unsere Mitglieder verpflichten sich, die Verantwortung für die Landwirtschaft gemeinsam, mindestens ein Jahr lang, zu tragen; also ihren Beitrag ein ganzes Jahr zu zahlen, damit die Landwirtschaft zuverlässig planen und bestehen kann, vom Marktdruck befreit wird. Im Gegenzug gehört der Gruppe die gesamte Ernte, ob viel oder wenig.

Wie heißt eure Solawi, welche Produkte bietet ihr an?

Die Solawi Zollernalb e.V. befindet sich in Rosenfeld in Kooperation mit dem Sülzle-Hof, der seit 1960 besteht. Die Solawi wurde 2019 aus einer Bürgerinitiative heraus gegründet. Wir haben vorwiegend Gemüsebau, ernten auch eigenes Streuobst und kooperieren mit dem Betrieb von Bernd Irion aus Brittheim mit einem Getreide- sowie Eieranteil. Unser Team besteht aus dem ehrenamtlichen Vorstandsteam, über den Verein angestellte Gemüsegärtner, dem Landwirt Michael Sülzle und den 160 Solawi- Vereinsmitgliedern.

Unser Gemüseanbau ist Demeter zertifiziert. Wir haben 68 Ernteteilende, die mit Gemüse, Eiern, Getreide und Streuobst versorgt werden. Die frische Ernte wird wöchentlich verteilt. Ein Anteil beträgt 87 Euro im Monat für einen 2 bis 3-Personen-Haushalt.

Die Mitglieder zahlen also das ganze Jahr den gleichen Beitrag?

Ja, und sie erhalten im Jahresverlauf unterschiedlich viele Lebensmittel. In der Sommerfülle ist der Anteil etwas größer, winters gibt’s naturgemäß weniger Frisches und mehr Lagergemüse. Solawi bedeutet auch, sich regional und nach dem Jahresverlauf zu ernähren. Dafür sind die Lieferwege sehr, sehr kurz und die Abnehmer wissen genau, was auf den Teller kommt und unter welchen Bedingungen es angebaut wurde.

Wie geht es euch jetzt mit all den Krisen und Preissteigerungen?

Hier muss man die Situation der Landwirtschaft und die der Verbrauchenden unterscheiden. Eine kleinbäuerliche Solawi ist durch regionalen, ökologisch nachhaltigen Anbau viel weniger als die industrielle Landwirtschaft von internationalen Märkten, Lieferketten und damit verbundenen Problemen betroffen. Die Preissteigerungen bei der Petrochemie betreffen Solawis nur wenig. Im Biobereich wird zum Beispiel mit Stickstoff-sammelnden Hülsenfrüchten gearbeitet oder mit langsam wirkenden organischen Düngern wie Mist oder Kompost aus dem eigenen Betrieb. Auch Hornspäne oder Gesteinsmehle kommen zum Einsatz. Allgemeine Preissteigerungen für Dünger betreffen uns also eher nicht.

Aber gestiegene Preise für Diesel oder Strom kommen natürlich auch bei uns an. Hier bietet eine gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft allerdings solidarische Lösungen. Generell lässt sich sagen, dass Solawis unabhängiger von den am Markt gestiegenen Preisen sind, da sie lokaler wirtschaften, die Wertschöpfung in der Region erfolgt und in der aktuellen Situation auch unabhängiger von gasintensiven Zusätzen sind. Alles in allem zeigt die Solidarische Landwirtschaft also einen hohen Grad an Resilienz und trägt zur Stabilität in der Landwirtschaft sowie zu einer Ernährungssouveränität in der Region bei.

Wie wirken sich die Kostensteigerungen für eure Verbraucher aus?

Die gute Nachricht ist, dass die Konsumenten sich aktiv für Solawi entscheiden, und daher ihre finanziellen Budgets schon langfristig im Blick haben. Sie verstehen sich als „Prosumenten“, sie produzieren mit, sind mit in der Verantwortung, Seite an Seite mit der Landwirtschaft. Trotzdem haben auch wir die allgemeinen Preissteigerungen im Blick. Wir Solawis sind kreativ in der Lösungsfindung. Wir gestalten die Beiträge über „Beitragsrunden“, es gibt also keinen festen Monatsbeitrag, der für alle gilt, sondern jedes Mitglied steuert nach den eigenen finanziellen Möglichkeiten eine individuelle Summe bei. Der eine vielleicht weniger, der andere dafür sogar mit einem höheren Soli-Tarif über dem regelmäßigen Beitrag dafür, dass Haushalte mit geringerem Einkommen, die stärker von den Preissteigerungen betroffen sind, in der Solawi bleiben können.

Manche Mitglieder finden sich in einer „Gemüse-Ehe“ zusammen, in der sie den Anteil und den Beitrag teilen. Kooperative Landwirtschaft bietet viele Wege, alle Menschen an lokaler, gesunder und ökologischer Versorgung teilhaben zu lassen, unser Ziel ist lediglich die Gesamtkosten gemeinsam zu decken.

Wie kann man mitmachen?

Wer neugierig geworden ist, kann sich auf solawizollernalb.de informieren. Persönlich kennenlernen kann man das Team und die Felder beim nächsten Tag des offenen Ackers. Termine werden über den Online-Veranstaltungskalender veröffentlich oder einfach an: info@solawizollernalb.de schreiben.

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