Handball

Handball-Welt trauert: Trainerlegende Dr. Rolf Brack überraschend verstorben

21.03.2023

Von Marcus Arndt

Handball-Welt trauert: Trainerlegende Dr. Rolf Brack überraschend verstorben

© Moschkon

Im Alter von 69 Jahren verstarb Dr. Rolf Brack.

Dr. Rolf Brack lebte für den Handball, führte und etablierte den HBW Balingen-Weilstetten in die Bundesliga. Nun ist der Sportwissenschaftler von den Fildern im Alter von 69 Jahren überraschend verstorben. Der Schock sitzt tief, die Trauer ist riesig.

Der Handball-Professor prägte die Sportart in der Region und darüber hinaus wie kaum ein anderer: stets bescheiden, mit einem unglaublichen Fachwissen und dem Blick für das Detail.

„Er war innovativ, hat kein Risiko gescheut und hat aus meiner Sicht den Handball weitergebracht“, blickt HBW-Präsident Arne Stumpp zurück, „er setzte als Erster auf den siebten Feldspieler, spielte auch mal mit drei Kreisläufern – das ist alles von Rolf Brack gekommen.“ Es sei eine tolle Zeit gewesen, „er hat uns immer gefordert, um den größtmöglichen sportlichen Erfolg zu erzielen.“

Stumpp: „Unheimlich dankbar“

2004 wechselt Brack vom damaligen Erstligisten VfL Pfullingen zum klassentieferen Kreisstadt-Klub, führte den HBW 2006 – wie schon die SG Stuttgart-Scharnhausen (1990), den TSV Scharnhausen (1993) und die Echazstädter (2003) – in die Beletage des deutschen Handballs.

Mehr noch: Trotz finanziell überschaubarer Mittel etablierte der Sportwissenschaftler die Balinger im Konzert der Großen. „Wir sind Rolf Brack unheimlich dankbar für die Zeit, welche er bei uns Trainer war“, betont Stumpp, „ich behaupte, ohne ihn hätten wir diese Erfolgsgeschichte nicht schreiben können.“

Markant: seine akribische Arbeit auf und neben der Platte. Zu Hause in Scharnhausen saß er oft bis tief in der Nacht am Rechner. Sein fundiertes Wissen brachte nicht nur die „Gallier“ weiter, sondern jeden einzelnen Spieler. Zwei davon stehen Jahre nach der Ära Brack, welche im Dezember 2013 in Berlin endete, nun in der Verantwortung: Wolfgang Strobel, Kapitän der Aufstiegsmannschaft, als Geschäftsführer, und Jens Bürkle, welcher – wie sein Mentor Brack – erfolgreich als Trainer wirkt.

„Sein Tod ist ein absoluter Schock. Es ist unbegreiflich“, sagt Wolfgang Strobel, „seine Bedeutung für den HBW kann man eigentlich nicht in Worte fassen. Es gibt wenige Menschen, die einen so großen Anteil am Erfolg haben wie Rolf. Zum einen für den HBW, aber auch für viele einzelne Menschen. Es ist für mich unbeschreiblich. Was er für den Handball insgesamt und besonders für den HBW getan hat, besitzt einen enorm hohen Stellenwert.“

Weggefährte, Lehrmeister, Freund

Der promovierte und habilitierte Sportwissenschaftler und begeisterte Angler prägte eine ganze Generation an Handballern und Trainern, setzte neue Maßstäbe in der Trainerausbildung. So gut wie alle Bundesliga-Trainer und auch Bundestrainer Alfred Gislason legten bei ihm die A-Lizenz-Prüfung ab. Eine besondere Beziehung hatte Bürkle zu Brack. „Er war ein ganz, ganz toller Mensch“, hebt der HBW-Coach hervor, „ich habe vor vier, fünf Tagen das letzte Mal mit ihm telefoniert, als er auf dem Weg ins Krankenhaus war, weil ich wusste, dass es jetzt losgeht. Ich erinnere mich an eine Art Lehrmeister und später auch Freund, an einen tollen Weggefährten, der mir unglaublich viele Dinge beigebracht hat über den Sport, der mich Dinge hat erleben lassen in diesem Sport, die ich ohne ihn nicht geschafft hätte.“

Handball-Welt trauert: Trainerlegende Dr. Rolf Brack überraschend verstorben

© Moschkon

Brack im Jahr 2007.

Der ehemalige Bundesliga-Kreisläufer beschreibt Brack als „ganz, ganz tollen Mensch, der allen geholfen hat, wo er hat helfen können.“ Das habe ihn immer ausgezeichnet, „bei aller Verbissenheit und Leidenschaft, die er tagtäglich vorgelebt hat. Es war wirklich toll, so viele Jahre mit ihm zusammenzuarbeiten und ihn kennengelernt zu haben. Dafür bin ich sehr dankbar.“

In der Nacht von Montag auf Dienstag ist der in Kirn an der Nahe zur Welt geborene Handball-Professor nach einer urologischen Operation verstorben. Er hinterlässt seine Frau Eva, die beiden Kinder Daniel (42) und Benjamin (39) sowie vier Enkelsöhne.

Reaktionen aus der Handball-Welt

Bob Hanning, Geschäftsführer Füchse Berlin und Trainer 1. VfL Potsdam: „Das schmerzt mich unendlich. Rolf war einer der größten Innovatoren unseres Sports. Er konnte wie kein anderer in der Sache streiten, ohne persönlich zu werden. Der Handball verliert einen Macher und Eva, Daniel und Benni einen liebevollen Menschen.“

Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga: „Wir sind von seinem Tod völlig überrascht und verlieren einen absoluten Handballfachmann, der sehr viel bewegt hat und ein sehr angenehmer Mensch gewesen ist. Wir trauern mit seiner Familie.“

Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handballbundes: „Eine schockierende Nachricht. Rolf Brack war ein Mentor für Handball- und Trainergenerationen. Er hat zum Teil bahnbrechende Impulse gegeben.“

Ingo Meckes, Chef Leistungssport beim Schweizerischen Handball-Verband: „Rolf hat uns neben seiner Tätigkeit als Nationaltrainer auch viele Jahre im Rahmen der A-Lizenz-Ausbildung unterstützt. Ich denke an viele freundschaftliche und spannende Momente zurück und wünsche seiner Familie viel Kraft.“


Filip Jicha, Trainer THW Kiel: „Rolf war ein Handball-Fachmann mit sehr viel Mut, einer unglaublichen Energie und Aura. Er hat mich - auch mit seiner menschlichen Art - während meiner Trainer-Ausbildung sehr inspiriert. Die Nachricht von seinem Tod hat mich sehr betroffen gemacht. Ich spreche seiner Familie mein tief empfundenes Beileid aus.“

Viktor Szilagyi, Geschäftsführer THW Kiel: „Dr. Rolf Brack war eine eine der größten Persönlichkeiten der Handball-Bundesliga. Mit seiner Leidenschaft, offenen Art und seinen Innovationen hat er das Spiel und viele Generationen von Spielern und Trainern geprägt. Wir trauern mit der Familie, und unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.“

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