Albstadt

Gefährliche Aktion in der Nacht: Unbekannte sägen Truchtelfinger Maibaum an

01.05.2024

von Susanne Conzelmann/Redaktion

Gefährliche Aktion in der Nacht: Unbekannte sägen Truchtelfinger Maibaum an

© Susanne Conzelmann

Den Truchtelfingern blieb nichts anderes übrig, als den ursprünglichen Maibaum zu fällen und die gekürzte Version wieder aufzustellen.

In Truchtelfingen musste der Maibaum gefällt werden. Unbekannte hatten in der Nacht auf Mittwoch den Baum umsägen wollen. Als sie dabei beobachtet wurden, ergriffen sie die Flucht. Übrig blieb ein wackeliger Maibaum, der nun deutlich kürzer wieder steht. Doch es gab auch lustige Maischerze, wie Zusendungen unserer Leser zeigen.

„'S stoht jeden Dag an Dommer uff“, heißt ein schwäbisches Sprichwort und hier gilt es wohl gleich in vielfacher Hinsicht: Zeugenaussagen zufolge waren in der Nacht auf Mittwoch wohl fünf Unbekannte zugange, um den Truchtelfinger Maibaum zu Fall zu bringen und dabei sich selbst und weitere Unschuldige zu gefährden.

Auf Nachtwache verzichtet

Gestartet war das Maibaumaufstellen in diesem Jahr wieder mit einem überaus schönen Fest. Viele Einheimische ließen es sich nicht nehmen, beim Aufstellen des liebevoll geschmückten Maibaums dabei zu sein.

Die letzten Gäste seien um 2:30 Uhr gegangen, auf eine Nachtwache sei verzichtet worden – die unselige „Tradition“ des Maibaumfällens ist schon lange keine mehr. Zuletzt 1983, wusste ein Passant zu berichten, sei von Tunichtguten eines anderen Stadtteils der Baum gefällt worden. In Zeiten des Albstädter Zusammenwachsens der Orte gebe es doch schon lange keine „Feindschaften“ untereinander mehr, dachten sich die Verantwortlichen.

Anwohner wacht durch Motorsägengeräusch auf

Kurze Zeit nach Auflösung des Festes jedoch erwachte ein Anwohner in der Lachenstraße am Geräusch einer Motorsäge. Fünf Menschen meint er ausgemacht zu haben, die mit der Säge leicht oberhalb der Halterung zugange waren. Auf seinen Zuruf hin machten sich diese auf und davon, der Maibaum stand zu diesem Zeitpunkt noch, wenn auch auf wackligem Bein. Die informierte Polizei mit der Feuerwehr im Schlepptau begutachtete den Schaden. Aus Sicherheitsgründen blieb nichts anderes übrig, als den Baum vollends kontrolliert abzuhauen. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf etwa 1000 Euro.

Gefährliche Aktion in der Nacht: Unbekannte sägen Truchtelfinger Maibaum an

© Susanne Conzelmann

Der nun deutlich kürzere Maibaum steht wieder fest an der Truchtelfinger Ortsdurchfahrt.

Aufgrund der Sägespuren ist zu vermuten, dass beim Fällen durch die Täter der Baum auf die Hauptstraße gefallen wäre. Auch wenn dies mitten in der Nacht war – in Albstadt waren aufgrund der Kneipennacht viele Menschen unterwegs, die unselige Aktion hätte böse ausgehen können. Aus diesem Grund wird auch Anzeige erstattet. Kerstin Conzelmann, Sprecherin der Truchtelfinger Vereine, zeigte sich zunächst nur fassungslos: „Wir hatten so ein schönes Fest. Das kann nur jemand zerstören, der sich nie für die Allgemeinheit einbringt.“

„Trulla – Besonderer Ort, besonderer Maibaum!“

Letztlich sind aber alle froh, dass es nicht zu Verletzten gekommen ist. Und in Truchtelfingen ist bekanntlich alles anders und so machten diese aus der Not eine Tugend. Der Baum war beim sicheren Fällen in der Mitte angeknackst und musste hier geteilt werden. Die obere Hälfte steht nun wieder und bekommt noch ein Schild „Trulla – Besonderer Ort, besonderer Maibaum!“ Ein guter Grund, gleich zum „Maifest 2.0“ einzuladen, die Truchtelfinger Vereine stellten auch am 1. Mai wieder Kaltgetränke zum Feiern bereit.

Auch in Geislingen hat ein „Maischerz“ für Unmut gesorgt: Wie die Polizei mitteilt, sollen unbekannte Jugendliche in der Lochensteinstraße die Abdeckungen von zwei Abwasserschächten entfernt haben. Das Polizeirevier Balingen hat die Ermittlungen aufgenommen und die entstandenen Gefahrenstellen behoben.

Auf der Suche nach „Fachkräften für Maischerze“

Doch in der Mainacht gab es auch lustige Scherze, wie Zusendungen unserer Leser zeigen. In Rosenfeld-Leidringen beispielsweise ist die „unbekannte“ Gruppe, die in der Vergangenheit jährlich tolle Maischerze erschaffen hatte, auf der Suche nach „Fachkräften für Maischerze“, wie Ortsvorsteher Horst Lehmann unserer Zeitung schreibt. Sie biete Top-Rahmenbedingungen. Bewerben könne man sich über die Telefonnummer der Ortschaftsverwaltung. „Da bin ich auch als Ortsvorsteher gespannt, wer sich so alles bewirbt“, so Lehmann.

Fotostrecke
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In Leidringen ist man auf der Suche nach „Fachkräften für Maischerze“.

© Horst Lehmann

In Hartheim hat nicht eine Liebste einen Maibaum vors Haus gestellt bekommen, sondern ein Liebster – so verlangt es Tradition wohl in Schaltjahren.

© Walter Kirschbaum

In Pfeffingen trauert man um die abgesägten Zierkirschen vor der Alten Schule ...

© Privat

... und hat ihnen kurzerhand eine Gedenkstätte eingerichtet.

© Privat

Nachdem der Maibaum wieder aufgestellt wurde, feierten die Truchtelfinger das „Maifest 2.0“.

© Susanne Conzelmann

In Ostdorf fanden einige Dinge auf dem Kreisverkehr ein neues Zuhause.

© Klaus Irion

In Meßstetten-Hartheim wurde die Tradition des Maibaumstellens auf den Kopf gestellt: Hier hatte eine Frau ihrem Liebsten einen Baum vor das Haus gestellt. Die Tradition scheint dies aber in Schaltjahren wohl so zu verlangen.

In Albstadt-Pfeffingen hingegen trauert man um die Zierkirschen vor der Alten Schule. Sie wurden vor wenigen Wochen umgesägt. Das sorgte für Kritik – und tut es immer noch, wie Fotos unserer Leser zeigen.

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