Balingen

Gauwandertag des Zollerngaus: Alte Lieder und ein Projekt für die Gartenschau

18.09.2022

Von Gert Ungureanu

Gauwandertag des Zollerngaus: Alte Lieder und ein Projekt für die Gartenschau

© Gert Ungureanu

Gauobmann Josef Ungar begutachtet die Wimpel.

„Kein schöner Land“, „Wahre Freundschaft“, „Wir wandern heut ins Schwabenland“: Mit einem offenen Volksliedersingen im Haus der Volkskunst ist der Gauwandertag des Zollerngaus im Schwäbischen Albverein zu Ende gegangen.

Von derzeit 41 Ortsgruppen im Zollerngau haben an diesem Sonntag rund 20 mitgemacht, sind mit ihren Vereinswimpeln einmarschiert, haben den Saal im Haus der Volkskunst gut gefüllt und dort Speis und Trank genossen. Gerne wurden die alten Lieder mitgesungen, die Hausherr Manfred Stingel aus seinem Liederbuch aussuchte.

120 bis 130 Leute seien aus allen Richtungen nach Dürrwangen gewandert oder gefahren, schätzte Gauobmann Josef Ungar: „Das ist nach der Pandemie wieder schön“, sagte er. Zwei Jahre lang seien Großveranstaltungen wie diese nicht möglich gewesen. Immerhin sei das Wandern die einzige Sportart gewesen, die trotz Corona noch praktiziert werden konnte.

Rückläufige Mitgliederzahlen

Dass die Mitgliederzahlen auch beim Schwäbischen Albverein rückläufig seien – von landesweit 120.000 vor einigen Jahren seien es derzeit noch 90.000, „womit wir immer noch die größte Wandervereinigung in Europa sind“ – hänge nicht direkt mit der Pandemie zusammen. Mit Mitgliederschwund hätten viele Vereine zu kämpfen, weiß er. Was den Albverein angeht: Die Menschen würden die Wege, Rastplätze und Aussichtspunkte des Albvereins nutzen, aber eine Vereinsmitgliedschaft würden sie ablehnen.

Leute wie er selbst, der den Zollerngau des Albvereins seit 25 Jahren leite, oder wie Manfred Stingel, ohne den das Haus der Volkskunst in der jetzigen Form kaum denkbar sei, „sind Idealisten, und der Albverein braucht Idealisten“.

Lange Vereinsgeschichten

Die Wimpel der Ortsgruppen, die die Wanderfreunde im Eingangsbereich abgestellt haben, dokumentieren eine lange Vereinsgeschichte und eine rege Aktivität. Bei jeder Gauwanderung, bei jedem Treffen oder Jubiläum ist ein Wimpelband hinzugekommen. Rund 100 sind es am Wimpel des Zollerngaus, das älteste stammt von 1937. Älter ist nur ein Band am Wimpel der Ortsgruppe Tailfingen. Es stammt von 1937.

„Echte Raritäten“ seien diese Wimpel, die bei den Wanderungen stets mitgetragen werden, sagt Josef Ungar und zeigt Bänder, die handgestickt sind, zum Teil in Sütterlin-Schrift. Es sind Dokumente wie die Albvereinsblätter, die Josef Ungar aus dem Nachlass eines verstorbenen Vereinsmitglieds bekommen hat und aufbewahren will, „damit sie nicht beim Altpapier landen“. Sie gehen zurück bis zur Erstausgabe im Jahr 1889.

Gauwandertag des Zollerngaus: Alte Lieder und ein Projekt für die Gartenschau

© Gert Ungureanu

Im Rahmen des Gauwandertags wurde altes Liedgut gepflegt.

Was ihn freut: Im Haus der Volkskunst, das auch das schwäbische Kulturarchiv beherbergt, seien diese Blätter mittlerweile digitalisiert worden: „Wenn man zum Beispiel ‘Böllat‚ eingibt, bekommt man per Mausklick alles, was darüber geschrieben worden ist, bis heute.“

Das Volksliedersingen werde übrigens wiederholt, verrät Manfred Stingel: am Mittwoch, 26. Oktober, ab 15 Uhr im Haus der Volkskunst. Daraus, hofft er, werde ein Chor entstehen, der im nächsten Jahr bei der Gartenschau am Stand der Volkstanzgruppe auftritt.

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