Obernheim

„Fuck AfD“ und „Jude“: Schmierereien an Obernheimer Kirche und Hausfassade

18.11.2023

Von Milijana Magarewitsch

„Fuck AfD“ und „Jude“: Schmierereien an Obernheimer Kirche und Hausfassade

© Milijana Magarewitsch

Nur noch leichte Spuren lassen erahnen, wie die beschmierte Kirchenwand in Obernheim noch vor Kurzem aussah. Hier stand unter anderem „Fuck AfD“.

In vielen deutschen Kommunen nehmen nicht nur die Schmierereien (und damit auch die Sachbeschädigungen) an öffentlichen und privaten Gebäuden zu, auch antisemitische Abbilder und Sprüche scheinen zur Norm zu werden. So geschehen in Obernheim. Hier durften sich unlängst sowohl Kirche als auch ein Privathaushalt zur selben Zeit mit Vandalismus herumschlagen.

Die Spuren an der St.-Afra-Kirche sind notdürftig beseitigt, doch bei genauerem Hinsehen lässt sich das „Fuck AfD“-Gesudel noch leicht erkennen.

Eine zusätzlich durchgestrichene Swastika, das sogenannte Hakenkreuz, soll wohl zum Ausdruck bringen, dass rechte Gesinnung unerwünscht sei. Warum man dafür aber die Pfarrkirche „bemalen“ muss, bleibt schleierhaft.

Den gewünschten Effekt, ein Nein zu Rechts, wird man damit sicherlich nicht erreichen. Seiner politischen Einstellung mittels Spraydose aus dem Baumarkt Ausdruck zu verleihen, scheint allerdings fast schon im „Trend“ zu liegen.

Vermehrt auch israelfeindliche Schmierereien

Bänke, Gebäude, Zäune: Nichts im öffentlichen Raum ist den Kritzel-Rowdys heilig. Seit dem wieder aufgeflammten Nahost-Konflikt kommen nun auch vermehrt israelfeindliche Verschandelungen an den Putz.

Ein Davidstern, schwarz auf weißem Grund, prangert leuchtend an einem Einfamilienhaus sowie das Wort „Jude“. Und das im sonst doch eher beschaulichen Obernheim. Ob es sich um eine „Zufallswand“ handelt, und die Bewohner schlichtweg Pech hatten, oder, ob dort tatsächlich Personen jüdischen Glaubens wohnhaft sind, kann nicht eruiert werden.

Kein Kavaliersdelikt

Rechtlich handelt es sich in beiden Fällen nicht gerade um ein Kavaliersdelikt, denn nicht nur in Großstädten wie Berlin nimmt bei Antisemitismusvorfällen der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts (LKA) die Ermittlungen auf.

Auch für die Bundesregierung hat Antisemitismus keinen Platz in Deutschland: Der Kampf gegen diesen sei eine zentrale Aufgabe des demokratischen Rechtsstaats und der gesamten Gesellschaft. Die Bundesregierung setzt sich mit aller Kraft dafür ein, das jüdische Leben in Deutschland weiter zu stärken und zu fördern, lässt sich der Homepage entnehmen.

Straftaten im Kontext des Nahostkrieges

Das Bundeskriminalamt hat Zahlen zu Straftaten in Deutschland veröffentlicht, die im Kontext des Nahostkrieges stehen. Seit dem 7. Oktober, dem Tag, als die Terrororganisation Hamas zahlreiche Israelis verschleppte und tötete, kam es bereits zu knapp 1200 Sachbeschädigungen antisemitischen Ursprungs.

Dabei handelt es sich, wie in Obernheim, überwiegend um gesprühte Parolen und Bilder. Die Obernheimer zeigen sich geschockt über so viel Zerstörungswut und Hass.

Ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte, allerdings wohnhaft in der Nähe der Straße ist, in der auch das Haus mit dem Davidstern am Haus steht, äußert sich wie folgt dazu: „Wir wohnen hier friedlich, haben guten Kontakt zu unseren Nachbarn. Dass jemand so etwas heimlich macht und sich dabei direkt in unserer Mitte befindet – eine Horrorvorstellung.“

Dass die Kirche am Ort, die auch als Sinnbild für christliche Werte wie Toleranz und Nächstenliebe stehe, Vandalen zum Opfer gefallen sei, mache die Ehefrau des Anwohners besonders betroffen und traurig.

„Was hat man denn davon, wenn man so was macht?“ In den vergangenen Tagen wurden in verschiedenen Städten Deutschlands israelische Flaggen vor Rathäusern und anderen öffentlichen Gebäuden gestohlen oder beschädigt.

Die Polizei meldete am Montag erneute Vorfälle, darunter in Münster, Aachen und Moers in Nordrhein-Westfalen. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen für diese Aktionen zur Rechenschaft gezogen werden.

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