Französische Volkstänzer besuchen Balingen und treten auf Gartenschau auf
10.08.2023

© Paul Braun
Tragen ihre Frauen auf Händen: Die Französische Volkstanzgruppe Groupe Folklorique Aunis & Saintonge.
Internationaler Besuch in Balingen: Vergangenen Samstag, 5. August, erreichte die „Groupe Folklorique Aunis & Saintonge“ aus Frankreich die Kreisstadt. Seit Donnerstag sind sie wieder in ihrer Heimat an der Atlantikküste. Eingeladen wurden sie vom Haus der Volkskunst in Frommern, anlässlich des 40. Jubiläums der Freundschaft zwischen den beiden heimathistorischen Vereinen, vor allem aber der Volkstanzgruppen.
Die Groupe Folklorique – zu Deutsch: Volkstanzgruppe oder Folkloregruppe – hat auf ihrer Exkursion auf die Schwäbische Alb viele Sehenswürdigkeiten besucht und am Dienstag noch Halt auf der Gartenschau gemacht.
Völkerverständigung im Fokus
Bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Haus der Volkskunst auf der Plazabühne begeisterten die knapp 30 Französinnen und Franzosen das zahlreich erschienene Publikum mit traditioneller Musik und Tanz aus der Cognac-Region in Frankreich. Das Ganze stand unter dem Motto der deutsch-französischen Völkerverständigung. Die Balinger Partnerstadt in Frankreich, Royan, hat keine eigene Volkstanzgruppe. Die Groupe Folklorique stammt aber aus der Nachbarstadt Royans, Saintes.
Franzosen kriegen das volle Programm
Als Rahmenprogramm des Auftritts waren die Franzosen viel mit Mitgliedern aus dem Haus der Volkskunst unterwegs, die ihnen ein volles Programm für ihren fünftägigen Aufenthalt boten: Gemeinsam waren sie in Bad Urach, der Michaelskirche in Burgfelden und auf dem Böllat, am Bodensee in Birnau und bei den Pfahlbauten in Unteruhldingen.
Bekocht wurden sie natürlich auch. Der Vorsitzende der Volkstanzgruppe Frommern, Manfred Stingel, erklärt: „Die Franzosen kommen aus einer Gegend, in der man sehr gut isst. Da müssen wir natürlich mithalten.“
Einmarsch auf die Plaza
Zum Auftritt der Tanzgruppe am Dienstagnachmittag sind viele Zuschauerinnen und Zuschauer zur Plazabühne erschienen. Bereits den Einlauf der Gruppe mit Banner und französischer Flagge bestaunten viele Gäste. Anschließend begrüßte Manfred Stingel alle Besucher, erzählte ein wenig zum Hintergrund des internationalen Besuchs und erklärte das Häs und die Instrumente der Frommerner Gruppe. Diese machte sogleich den Auftakt und führte, begleitet von Flöte, Sackpfeife, Harfe und Schäferhorn, einige Tänze auf.
Auftritt musste verschoben werden
Eigentlich hätte der gemeinsame Auftritt der Volkstanzgruppen bereits am Sonntagmittag stattfinden sollen, wurde allerdings verschoben aufgrund des Wetters.
Zum einen, weil man so viele Zuschauer wie möglich für die Aufführung gewinnen wollte, zum anderen aber auch wegen der historischen und empfindlichen Trachten der Franzosen. Die meisten Damen der Groupe Folklorique tragen nämlich extravagante Kopfbedeckungen, die zum Teil sehr alt und sehr empfindlich sind.
Volkstanzgruppen ähneln sich
Nach dem Auftritt der Frommerner Volkstanzgruppe betraten die französischen Tänzerinnen und Tänzer die Bühne. Und eines fällt sofort auf: Abgesehen von den unterschiedlichen, traditionellen Trachten und der abgeänderten Besetzung der Instrumente (zwei Akkordeons und eine Klarinette) ähneln sich die beiden Volkstanzgruppen sehr. Beide führen hauptsächlich Paartänze vor und der Tanz-Stil ist ebenfalls ein ähnlicher.
Kiddies machen den Anfang
Den Anfang machten sechs kleine Jungen und Mädchen, die in Zweierpaaren verspielte Tänze aufführten. Begleitet wurden sie vom Gesang der Musiker und älteren Tänzer. Als Accessoire kam dabei auch manchmal ein Holzreifen zum Einsatz, um den die Kinder herumtanzten oder ihre Köpfe durchstreckten. Die Holzreifen wurden in der Region früher zur Fertigung von Cognac-Fässern verwendet.
Beschwingter Tanz
Nachdem die Kinder ihren Teil erbracht hatten, ging es bei den Erwachsenen zur Sache: Mit aufgeregtem Gesang und beschwingter Musik zogen sie das Publikum in ihren Bann. Mal langsam und mal schnell.
Zum Teil wurde es sogar akrobatisch: Die Männer nahmen ihre Tanzpartnerinnen bei den Armen und schwangen sie durch die Luft. Einmal hielten sich die Männer bei den Händen, bildeten einen Kreis und ließen die Damen darauf Platz nehmen, um sie im Kreis zu tragen.
Bürgermeister lässt Rede übersetzen
Das Publikum war begeistert – allen voran Bürgermeister Ermilio Verrengia. Er betrat nach Ende der Vorführung die Bühne, um den französischen Gästen für ihren Besuch zu danken und die Tanzgruppen und ihre 40-jährige Freundschaft zu loben. In seiner Ansprache gab er einige historische Fakten über Balingen und die Region rund um Royan zum Besten – immer begleitet von Ralph Schmid von der Volkstanzgruppe Frommern, der die Rede übersetzte. Anschließend sprach Verrengia über die Gartenschau und betonte seine Freude über die vielen internationalen Gäste, zum Beispiel aus Kroatien, Mexiko und jetzt Frankreich, die er und die Stadtverwaltung im Rahmen der Großveranstaltung bereits begrüßen durften.
Auf ein baldiges Wiedersehen
Abschließend wurden noch Geschenke ausgetauscht und Bilder am „Plage de Royan“ gemacht, ehe die internationalen Gäste ihre Sightseeing-Tour durchs „Schwobaländle“ fortsetzten.

© Paul Braun
Zum Abschied stellten sich alle Akteure gemeinsam vor dem Royan-Schriftzug für ein Gruppenbild auf.
Wie Manfred Stingel berichtet, erfreute sich die Groupe Folklorique sehr an der Gastfreundschaft der Balinger. Seit 40 Jahren besuchen sich die Volkstänzer des Hauses der Volkskunst und der Groupe Folklorique nun regelmäßig und nächste Reisen seien bereits in Planung.
