Balingen

FDP-Kandidat Stephan Link: „Wir müssen heute an die Generation von morgen denken“

06.09.2021

Von Nicole Leukhardt

FDP-Kandidat Stephan Link: „Wir müssen heute an die Generation von morgen denken“

© Volker Bitzer

Stephan Link, Bundestagskandidat für die FDP im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen.

Stephan Link tritt für die FDP bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen an. Im ZAK-Gespräch hat er über seine politischen Ziele, aber auch über Privates gesprochen.

Stephan Links Terminkalender ist voll. Auch wenn Sommerferien sind, was für den Berufsschullehrer zumindest unterrichtsfreie Zeit bedeutet, ist eben auch Wahlkampf und Stephan Link als FDP-Bundestagswahlkandidat ein gefragter Interviewpartner. „Ich muss mein Handy zweimal am Tag aufladen“, sagt er und lacht. Aber er tut es gern, denn seine politische Arbeit für die Liberalen liegt ihm am Herzen.

Der 53-Jährige ist ein Balinger Gewächs. Er lebt heute in Frommern, geboren und aufgewachsen ist er jedoch in Engstlatt. „Ich habe in meiner Jugend dort Handball gespielt, später dann in Schramberg“, erzählt er. Nach dem Abitur in Rottweil absolvierte er seinen Zivildienst beim Arbeitersamariterdienst in Tübingen und ließ sich dort auch zum Rettungssanitäter ausbilden.

Nach einem beruflichen Ausflug in die Schweiz ….

In Tübingen studierte er Betriebswirtschaftslehre, unter anderem bei Euro-Kritiker Professor Joachim Starbatty. Sein beruflicher Weg führte ihn zunächst hinaus aus Deutschland. „Ich war lange tätig bei einem IT-Unternehmen in der Schweiz“, erzählt Link im ZAK-Gespräch. Doch 2002 beendete er sein Arbeitsverhältnis und beschloss, der Wirtschaft den Rücken zu kehren: Link wechselte in den Lehrerberuf und absolvierte von 2002 bis 2004 sein Referendariat in Riedlingen.

… zieht es ihn hinter das Lehrerpult

Eine Entscheidung, die er nicht bereut. 2004 kehrt er in den Zollernalbkreis zurück, wird Teil des Lehrergremiums an der Walther-Groz-Schule in Albstadt. „Ich war im Personalrat und werde oft als Klassenlehrer eingesetzt“, sagt er. Die Klassen mit Schülern ohne Deutschkenntnisse hat er oft betreut, zuletzt war er im Berufskolleg zuständig. Erfolgreich, wie er erzählt: „Im Jahr 2006 war eine meiner Schülerinnen die beste Auszubildende Deutschlands.“ An deren Ehrung bei Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnert er sich noch immer gerne. Auch die fünf Übungsfirmen der Schule hat Link seit der zweiten Generation mitbetreut.

Wenn Link über seine Schüler spricht, ist ihm die Begeisterung für den Beruf und das gute Verhältnis zu den jungen Leuten anzumerken. „Ich kann schon mal Sprüche austeilen, aber auch einstecken, so lange das Verhältnis auf gegenseitigem Respekt basiert“, sagt er. Seine Stammfächer sind Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Ethik, dazu gehöre auch Datenverarbeitung und Buchführung.

Trockene Materie also eher, die Link offenbar mit einer guten Portion Humor an seine Schüler bringt. Und die können dabei mittlerweile auf moderne Technik zurückgreifen, denn die Albstädter Schule sei gut aufgestellt was die Ausstattung angeht. „Wir haben Tablets und Beamer in allen Klassenräumen“, erzählt er. Zwar gebe es die klassische Kreidetafel noch, „aber einen Overhead-Projektor gibt es höchstens noch im Keller.“

Über Umwege zur FDP

Und mit dem Gespräch über Bildungspolitik spannt Link den Bogen zu seiner Arbeit für die Liberalen. Nicht immer war die FDP seine Heimat. „In meiner Jugend fühlte ich mich der SPD immer näher“, berichtet Link. Die Person Guido Westerwelle habe ihn jedoch tief beeindruckt und so zur FDP gebracht. „Es ist für mich die einzige Partei, die für Bürgerrechte und Freiheit steht, das ist mit Corona wieder ganz deutlich geworden“, sagt Link.

Mit der zu Pandemie-Hochzeiten verhängten nächtlichen Ausgangssperre sei er beispielsweise nicht einverstanden gewesen. „Die FDP hat ein sehr positives Menschenbild und behandelt jeden als freies Individuum, das es nicht zu regulieren und einzuschränken braucht“, findet der Frommerner. Natürlich gelte es, Hilfsbedürftigen die nötige Unterstützung zukommen zu lassen, „aber die FDP ist dabei nicht so ideologisch unterwegs wie andere“, sagt Link. „Wir gehen vieles rationaler als andere an.“

Als Beispiel nennt er die Mietpreisbremse. „Ich will auch keine hohen Mieten, die sich keiner leisten kann, aber eine Preisdeckelung ist ein marktkonträrer Staatseingriff, diese Vorgehensweise ist falsch.“ Stattdessen gelte es, das Wohnungsangebot zu erhöhen, „dann funktioniert der Marktmechanismus, dann sinken auch die Mieten.“ Wer Tempolimits auf Autobahnen fordere, dürfe sich nicht mit knapp 180 Sachen in der 120er-Stelle blitzen lassen, sagt Link und spielt damit auf den Vorfall des grünen Umweltministers Franz Unterstaller auf der A8 bei Stuttgart im vergangenen Jahr an. Auch Inlandsflüge könne nur verbieten, wer konsequent selbst Bahn fahre.

Bildung und Bürgerrechte als wichtige Ziele

Mit gutem Vorbild vorangehen, als Lehrer für Link eine Selbstverständlichkeit. So scheint sein zweiter politischer Schwerpunkt naheliegend: „Es ist die Bildung.“„Corona hat uns wie mit einem Brennglas offenbart, woran es hakt“, sagt er. Das Netz gelte es schleunigst auszubauen, „dann können wir unsere neuen Erfahrungen mit digitalen Plattformen auch weiterhin ausbauen und anwenden“, sagt er.

Und letztlich gelte es, auf der Zollernalb aber auch im ganzen Land den Wirtschaftsstandort zu stärken. „Wir haben mit Bizerba, Interstuhl oder Groz-Beckert Weltmarktführer vor Ort“, sagt Link. Diesen Firmen gegenüber gelte es, Wirtschaftsfreundlichkeit an den Tag zu legen, „aber dabei die Balance zu halten“. Denn der demographische Wandel werde nicht nur die Sozialversicherungssysteme belasten, „wir werden auch weniger Auszubildende und weniger Arbeiter finden in naher Zukunft.“

Arbeit für die kommenden Generationen

Hätte sein politisches Wirken eine Überschrift, so wäre es der altbekannte Satz „unsere Kinder sollen es einmal besser haben als wir“, sagt Stephan Link. Er wolle dazu beitragen, den folgenden Generationen die Möglichkeiten zu Entscheidungen zu erhalten. Für die Wahl erhoffe er sich ein gutes Ergebnis. Seine Chancen sehe er dabei durchaus realistisch. „Ich bin auf Listenplatz 31 und relativ geerdet.“ Aber: „Ich als FDP-Kreisvorsitzender mache es auch für meine Partei.“ Und für die wolle er auch nach der Wahl seine politische Arbeit fortführen.

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