Schömberg

Experimente erwünscht: Pastoralreferent Michael Holl wird Seelsorger auf dem Schömberger Palmbühl

26.09.2022

Von Volker Schweizer

Experimente erwünscht: Pastoralreferent Michael Holl wird Seelsorger auf dem Schömberger Palmbühl

© Volker Schweizer

Gruppenfoto unter dem imposanten Hochaltar: der neue Palmbühl-Wallfahrtsseelsorger Michael Holl mit seiner Frau Cornelia (Mitte) zusammen mit (von links) Dekan Pater Augusty Kollamkunnel, Diakon Stefan Drobny vom Pastoralteam der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal, Bürgermeister Josef Sprenger, Dekanatsreferent Achim Wicker, Dekanatsrats-Vorsitzende Petra Graf und Vorstandsmitglied Rolf Seeger von der Bischof-Moser-Stiftung.

Neue Ideen und Impulse für den Palmbühl in Schömberg erhoffen sich Diözese und Dekanat von Wallfahrtsseelsorger Michael Holl, der am Sonntag sein Amt offiziell angetreten hat.

Groß war deshalb die Freude bei der Feier in dem vielbesuchten Barockkirchlein am Rande der Stauseestadt. Die gesamte Region werde davon profitieren, zeigte sich Dekan Pater Augusty Kollamkunnel in seiner Begrüßung sicher. Er wünscht sich, dass der Palmbühl zum geistlichen Zentrum des Dekanats Balingen wird.

Michael Holl wird zusammen mit dem pensionierten Pfarrer Josef Schäfer, der seit 2006 als Nachfolger von Pater Kunibert den Pilgerort betreut, eng zusammenarbeiten. Bei seinem neuen Arbeitsplatz handelt es sich um eine sogenannte „Profilstelle“, die es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart seit vier Jahren gibt.

Räume für Begegnungen schaffen

„Mit Profilstellen sollen neue Ideen und Formen für die Kirche ausprobiert und umgesetzt werden“, erläuterte Dekanatsreferent Achim Wicker. Michael Holl wird in dem auf den Palmbühl zugeschnitten Vertrag aufgefordert, sich zukunftsfähige Formen im Bereich der Liturgie zu überlegen und Räume für Begegnungen zu schaffen. Außerdem soll es (spirituelle) Angebote für Gruppen und Gäste des Campingplatzes und Stausees geben. Dabei sind, so Wicker, Experimente ausdrücklich erwünscht.

Die 50-Prozent-Profilstelle, die auf fünf Jahre befristet ist, ist beim Dekanat Balingen angesiedelt und wurde einstimmig vom Dekanatsrat im Oktober 2021 beschlossen. Mit der Katholischen Kirchengemeinde Schömberg hat das Dekanat darüber hinaus einen Kooperationsvertrag abgeschlossen.

Geistige und religiöse Heimat

Das Dekanat, führte der Referent weiter aus, investierte einen Großteil seiner Anteile an Profilstellen auf dem Palmbühl. Man sei davon überzeugt, dass dieser Ort auch in Zukunft für viele Gläubige geistige und religiöse Heimat sein werde. „Und mit Sicherheit wird der Palmbühl noch viele Menschen anziehen, die bisher den Weg hierher noch nicht gefunden haben.“

Finanzielle Unterstützung kommt außerdem von der Bischof-Moser-Stiftung. Wie zu erfahren war, schießt die Stiftung aus den Osterkollekten drei Jahre weitere 15 Prozent bei, so dass ein noch größerer Stellenumfang möglich ist. „Zuhören, mitbeten, trösten“ – so umriss Vorstandsmitglied Rolf Seeger den Aufgabenkatalog.

Holls Werdegang

Michael Holl stammt aus Ehingen. Nach dem Abitur studierte er von 1980 bis 1985 Theologie in Tübingen und Innsbruck. Nach einem Praktikum bei der Stiftung Liebenau und seinem Zivildienst in der Kirchengemeinde Kirchentellinsfurt arbeitete er als Pastoralassistent und später als Pastoralreferent in Münsingen.

Von 1993 bis 2003 leitete Holl das Ministrantenreferat im Bischöflichen Ordinariat. Zusätzlich war er von 1997 bis 1999 Persönlicher Referent von Weihbischof Thomas Maria Renz. In den Folgejahren ließ sich der 61-Jährige in der Gesprächsführung und geistlichen Begleitung sowie zum Exerzitienleiter ausbilden. Der Diözesanstelle Berufe der Kirche stand er von 2004 bis 2010 vor. Im Mai 2010 kam Holl als Pastoralreferent in die Seelsorgeeinheit Talgang. Seit 2011 ist der Katholik Leiter von Exerzitien im Kloster Heiligenbronn und seit 2012 zusätzlich geistlicher Begleiter des Jakobhauses in Balingen.

Pilgerstab als Geschenk

Das Willkommensgeschenk war passgenau für ihn zugeschnitten. Bei seinem Angebot „Beten und gehen“ begleitet ihn künftig ein Pilgerstab, und zwar ein ganz besonderer, versehen mit dem Symbol der Palmbühlkirche.

Der Palmbühl genieße über die Grenzen des Oberen Schlichemtals eine hohe Bedeutung, betonte Schömbergs Bürgermeister Josef Sprenger, der ebenfalls ein Geschenk überreichte. Viele Menschen, die den sakralen Ort besuchten, bräuchten Personen, die Beistand leisten. Über Jahrzehnte hinweg habe es immer Seelsorger gegeben, die diese Aufgabe ausgeübt hätten. Von Holl erhofft sich der Stadtchef, dass er Altes bewahrt und Neues wagt.

Zusammenarbeit auf einem guten Weg

„Viel Kraft für das neue Amt“ wünschte Diakon Stefan Drobny vom Pastoralteam der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal. Er freue sich, dass Gott Holls Schritts auf den Palmbühl geführt habe. Dass die Zusammenarbeit auf einem guten Weg sei, zeigte er an einem tagesaktuellen Beispiel. Weil Pfarrer Josef Schäfer überraschend erkrankt ist, übernahmen er und Michael Holl am Vormittag spontan zusammen die Tiersegnung.

Michael Holl predigte über das Gleichnis vom verlorenen Schaf aus dem Lukas-Evangelium. Man solle sich von Jesus finden lassen und erkennen, wozu Kirche da sei. Er wolle Menschen aufrichten und zu Jesus ausrichten. Früher habe er das Gelände um den Palmbühl als Sammelsurium an Heiligen empfunden. Heute faszinieren ihn die Statuen der Nothelfer, „sie zeigen mir meinen Weg“. Ein besonderer Anziehungspunkt sei die Judas-Thaddäus-Kapelle, der Heilige Patron der guten Gedanken.

„Mit dir, Maria, singen wir …“ endete die gut einstündige Andacht, die ein Chor mit Sängern aus verschiedenen Kirchengemeinden des Dekanats Balingen umrahmte. Es schloss sich ein Stehempfang im Freien – und für diejenigen, denen es zu herbstlich-frisch war im Pilgerstüble an..

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