Balingen

Elektrisch durch Eis und Schnee: Das Balinger Ehepaar Meyer wagt den Härtetest am Nordkap

28.02.2024

Von Nicole Leukhardt

Elektrisch durch Eis und Schnee: Das Balinger Ehepaar Meyer wagt den Härtetest am Nordkap

© Thomas Meyer

Kälte, Eis und Schnee können der Batterie des Elektroautos nichts anhaben: Thomas Meyer und seine Frau Marina haben auf einer Fahrt bis zum Nordkap den Härtetest gewagt.

Er verstehe nicht, weswegen die deutschen Autofahrer in Sachen Elektromobilität so zurückhaltend seien. Thomas Meyer, Chef im Hotel Thum in Balingen, hat mit seiner Frau Marina mit dem Elektroauto die Probe aufs Exempel gemacht: Relativ spontan sind die beiden zum Nordkap aufgebrochen. Ihr Fazit: Auch viele tausend Kilometer Fahrt sind mit dem E-Auto kein Problem.

Gebucht hatten sie im Voraus nichts. „Wir haben Proviant ins Auto gepackt und sind einfach losgefahren“, erinnert sich Thomas Meyer an den recht spontanen Urlaubsplan Anfang des Jahres. Das Nordkap war für ihn und seine Frau keine unbekannte Region, „wir haben es allerdings im Sommer gesehen und wollten es nun gerne im Winter erleben“, erzählt er.

Die Batterie war von der Kälte unbeeindruckt

Über Norddeutschland, Dänemark und Schweden führte die Route hinauf ans Nordkap. „Es war eine abenteuerliche Tour“, resümieren die beiden. Eine Tour, die mit mit regnerischem Wetter begann, das im hohen Norden aber immer kälter wurde. „Wir haben minus 26, minus 32, schließlich minus 34 Grad erlebt“, erzählt Marina Meyer. Das Elektro-Auto – davon unbeeindruckt. „Die Batterie hat das alles ohne Probleme mitgemacht“, schildert Thomas Meyer. Auch die Suche nach einer Lademöglichkeit habe sich nie schwierig gestaltet. „Über Nacht haben wir geladen, ansonsten etwa alle zweieinhalb Stunden mal Pause gemacht“, beschreibt er die Fahrt.

Die Stille ist ungewohnt

Fast 47 Stunden hat das Ehepaar bis ans Nordkap im Auto verbracht, dabei 3580 Kilometer zurückgelegt. „Kilometerweit haben wir zum Teil kein anderes Auto gesehen“, erzählt Marina Meyer. Je weiter nördlich, desto weniger Menschen waren unterwegs. Am Nordkap gar, in den Sommermonaten ein überfüllter Touristen-Hotspot, war lediglich ein anderes Pärchen beim Fotografieren zugegen. Eine Ruhe und Stille, die sie in ihrem hektischen Restaurant-Alltag sonst nicht gewohnt sind.

Reichweite war nie ein Problem

„Wir haben auf der Fahrt immer sogenannte Supercharger gefunden“, beschreibt Meyer die Lademöglichkeiten unterwegs. „Am Nordkap allerdings hätte man die Ladestation aus Eis und Schnee ausgraben müssen“, sagt er und lacht. Weniger Kilometer abseits ist das Paar fündig geworden. Dass die Reichweite bei Elektroautos ein Problem sein könnte, was viele als Argument gegen die Anschaffung eines E-Fahrzeugs anführen, weist der begeisterte Fahrer von sich. „Die Reichweite ist kein Problem, die meisten Leute fahren ohnehin nicht mehr als 40 Kilometer am Tag“, sagt er.

Rentiere, Elche, Schneemobile, Eishotels – das Ehepaar Meyer hat auf seiner 18-tägigen Fahrt kaum ein Highlight ausgelassen. Auch an kulinarischen Eindrücken und Inspirationen fürs eigene Restaurant fehlte es nicht. „Die Rückfahrt wollten wir eigentlich an der norwegischen Küste entlang machen“, erzählt der Restaurantchef. Allerdings seien viele Gebirgspässe wegen Schnee immer wieder gesperrt worden. „Wir hätten an geschlossenen Schranken immer auf den Schneepflug warten müssen“, beschreibt er. Um die Wartezeit zu vermeiden, entschied sich das Paar, die 3850 Kilometer lange Heimreise über das Baltikum anzutreten.

Die Wasserflaschen sind eingefroren

Gut 54 Stunden lang ging es über Estland, Lettland, Litauen, Polen und Tschechien wieder auf die Alb zurück. In den Baltischen Ländern sei die Versorgung mit E-Ladestationen zwar schlechter gewesen, dennoch aber ausreichend. „Ich verstehe nicht, warum man in Deutschland die Förderung der E-Mobilität erst eingeführt und dann wieder abgeschafft hat“, ärgert sich Meyer, der seit mehreren Jahren zwei E-Autos fährt. An der „Neuartigkeit“ der Technologie könne es nicht liegen: „In unserem Haus gibt es einen E-Motor, der seit 72 Jahren problemlos läuft, die Technik funktioniert“, sagt er. Das einzige, was auf der Fahrt gelitten hat, waren die Wasserflaschen im Auto: „Die Plastikflaschen sind uns eingefroren und hatten eine ganz andere Form, nachdem ihr Inhalt wieder flüssig war“, sagt Thomas Meyer. Das Elektroauto könne da aber freilich nichts dafür.

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