Rosenfeld

Einfaches, aber glückliches Leben: „Betha“ Schellhammer aus Heiligenzimmern ist 100 Jahre alt

10.05.2023

Von Bettina Stehle

Einfaches, aber glückliches Leben: „Betha“ Schellhammer aus Heiligenzimmern ist 100 Jahre alt

© Bettina Stehle

Immer ein Lächeln auf den Lippen: Elisabeth Schellhammer ist noch immer körperlich und geistig erstaunlich fit. Am Mittwoch feiert sie ihren 100. Geburtstag.

Elisabeth Schellhammer kann am Mittwoch ihren 100. Geburtstag feiern. Als Dorfälteste mit erstaunlicher geistiger Klarheit kann Betha, wie sie von allen genannt wird, mit 6 Kindern und deren Familien, darunter 13 Enkel und 19 Urenkel, diesen seltenen Jubiläumstag begehen. „Tue recht und scheue niemand“ sei ihr Lebensmotto, sagt die Jubilarin und blickt zurück auf ihr einfaches, aber glückliches Leben.

Als jüngstes Kind von dreien ist sie in Westernhausen an der Jagst am 10. Mai 1923 zur Welt gekommen. Ihr Vater starb, als sie ein halbes Jahr alt war. Nach der Volksschule half sie in der Landwirtschaft mit, und als ihr Bruder 1939 in den Krieg eingezogen wurde und ihre Schwester auswärts in Stellung war, musste sie mit ihrer Mutter die Landwirtschaft durchbringen. „Außer kräftemäßig bin ich den männlichen Bauern in Nichts nachgestanden“, erzählt die Hundertjährige im immer noch hörbaren hohenlohischen Dialekt.

Das mit dem Verloben ging schnell

Im Jahr 1942, während des Zweiten Weltkrieges, hat sie Verwandte in Heiligenzimmern besucht und ihren späteren Mann, Andreas Schellhammer, der gerade auf Fronturlaub war, kennengelernt. „Das ist ein schöner Kerl, der würde mir gefallen“, hat die damals 19-Jährige gedacht. Eine Woche lang hätten sie sich nur beäugt, bis „Andres“ sie einem Freund als seine Braut, „das Fräulein Betha“ vorstellte. „Da war ich sprachlos“ erinnert sie sich, „aber als er fragte, ob ich mir das vorstellen könne, habe ich ja gesagt und batsch, waren wir verlobt“.

Die Kinder sind ihr Glück

Die Heirat konnte aber erst 5 Jahre später stattfinden, da ihr Andres im Krieg und noch zwei Jahre in Gefangenschaft war. 1947 ist das frisch vermählte Paar dann in das elterliche Haus von Andres gezogen. „Es war nicht immer leicht in einem alten Haus, in der die angeheiratete Familie auch lebte, aber dann sind meine 6 Kinder auf die Welt gekommen und das war mein Glück und meine gute Ehe“, resümiert die Jubilarin.

Dazu Haushalt, Landwirtschaft, nähen und Gartenarbeit und eine gute Nachbarschaft in der „Höf“, ihrem Dorfteil – das war ihr Leben und hat ihr gereicht.

Nur zweimal im Urlaub

Erst mit 70 Jahren war sie erstmals an Jäckles Grab, einer örtlichen Sehenswürdigkeit im Wald. „In meinem ganzen Leben war ich nur zwei Mal im Urlaub und auf zwei Pilgerreisen in Lourdes. Ich habe nichts vermisst. Heiligenzimmern ist so schön“, sagt sie in ihrer Bescheidenheit. Obwohl sie auch Schicksalsschläge in der Familie hinnehmen musste und selber mehrere Operationen und zwei Krebserkrankungen überstand und den Tod ihres Mannes vor 21 Jahren, war sie immer zuversichtlich und hatte Gottvertrauen. Ihr Zeugnis dazu: „Ohne meinen Glauben hätte ich manches nicht ertragen“.

Am Dorf- und Weltgeschehen interessiert

Bis die Beine nicht mehr richtig mittun wollten, war sie eine fleißige Kirchgängerin und immer aufgeschlossen gegenüber modernen Liedern und Gottesdienstformen. Auch sonst war sie bis ins hohe Alter interessiert an vielen Dingen, Zeitunglesen und von der Sternenkunde über die Natur bis zur Politik.

Sie mag Dokumentationen

„Bei der Politik komme ich heute aber nicht mehr mit“, beklagt sie. Trotz ihrer Schwerhörigkeit und geringen Sehkraft begeistert sie sich nicht nur für Glaubenssendungen im Fernsehen, sondern auch für Dokumentationen und sagt danach beispielsweise: „Jetzt war ich gerade in Neuseeland“.

Der jungen Generation würde sie gerne ihren Glauben weitergeben, „aber deren Gebet ist das Handy“, bedauert sie. Das Glück der Familie ist der Dorfältesten auch heute hold, da sie noch zu Hause leben kann, von der Großfamilie, besonders von ihrer Tochter Claudia und ihrem Sohn Klaus liebevoll umsorgt.

Sie wünscht sich Frieden auf der Welt

Hat sie Angst vor dem Sterben? „Nein“, sagt sie bestimmt, „ich habe mein Leben gelebt.“ Und was wünscht sie sich zu ihrem Geburtstag? Ohne Zögern antwortet sie: „Frieden in der Familie und auf der Welt.“

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