Albstadt

„Eine eingeschworene Gemeinschaft“: Wie die Lautlinger Kübele-Hannes silbernes Jubiläum feiern

06.01.2024

Von Hannah Irion

„Eine eingeschworene Gemeinschaft“: Wie die Lautlinger Kübele-Hannes silbernes Jubiläum feiern

© Archivbild: Holger Much

Jährlich ziehen die Kübele-Hannes bei ihrem Dorfumzug durch die Lautlinger Innenstadt. Anlässlich des Jubiläums und des Kinderringtreffens wird er in diesem Jahr ein wenig größer.

In diesem Jahr bekommt der Ruf „Ein dreifaches Kübele-Hannes“ eine ganz neue Bedeutung. Neben dem Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen findet auch das Kinderringtreffen in diesem Jahr am 20. Januar in Lautlingen statt. Obendrein ist das zunfteigene Ausmalbuch, das den kleinen Kübele-Hannes die Geschichte hinter ihrer Zunft näherbringen soll, gerade rechtzeitig fertiggeworden. Wie viel Wahrheit in dieser Erzählung steckt, was für den Jubiläumstag geplant ist und womit die Veranstalter ein wenig zu kämpfen hatten.

Für die Lautlinger Kübele-Hannes wird die diesjährige Fasnetszeit eine ganz besondere. Nicht über eins, nicht über zwei, nein, über gleich drei Highlights dürfen sie sich während der fünften Jahreszeit freuen.

1999 gründete der heutige Ortsvorsteher von Lautlingen, Heiko Peter Melle, die Albstädter Narrenzunft. 25 Jahre später darf sie daher nun ihr silbernes Jubiläum begehen. Doch die Fasnet war in Lautlingen schon Jahrhunderte vorher fester Bestandteil des Dorfes, erzählt Gründungszunftmeister Melle. Dokumente, teils aus dem 16. Jahrhundert, sind die stillen Zeitzeugen des damaligen Narrentreibens.

Einfach war das für die Lautlinger allerdings nie. „Gemeinsam mit Margrethausen sind wir eine katholische Enklave, eingeschlossen in sonst evangelisch geprägte Gemeinden“, so der Ortsvorsteher.

Rambazamba bei Hallenfasnet

Dennoch: Bis in die 80er-Jahre stand Hallenfasnet hoch im Kurs, woran sich auch Melle selbst bis heute gerne zurückerinnert: „Da war wirklich Rambazamba.“ Doch dann wurde es plötzlich still um die Narren. Viele Junge waren weggezogen, alles schien sich nach und nach aufzulösen.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, keimte 1998 schließlich die Idee einer eigenen Zunft, erzählt Melle. Und die brauchte selbstverständlich eine historische Grundlage. Größere Schwierigkeiten bereitete dies jedoch keine: „Mit einer Sage sind wir gut bedient“, freut sich Melle.

„Eine eingeschworene Gemeinschaft“: Wie die Lautlinger Kübele-Hannes silbernes Jubiläum feiern

© Hannah Irion

Nicht nur die Mitglieder der Narrenzunft Kübele Hannes, darunter Ehrenzunftmeister Heiko Peter Melle (rechts) und Zunftmeister Micha Fürst (links), sondern auch Außenstehende wie der Präsident des Narrenfreundschaftsrings Walter Sieber (Mitte) sind stolz auf das bislang einzigartige Kinderausmalbuch.

Die Geschichte des Kübele-Hannes, zu diesem Zeitpunkt noch eine reine Sagenfigur, bot sich hierfür hervorragend an und dürfte den meisten Lautlingern ein Begriff sein.

Im Streit um den genauen Verlauf der Ortsgrenze zwischen Lautlingen und Hossingen veranlassten die beiden Bürgermeister, diese im Rahmen eines Wettlaufes endgültig zu bestimmen. Zwei Männer sollten jeweils zur gleichen Zeit aus ihrer Ortschaft loslaufen, und wo sie aufeinander treffen würden, sollte von da an die Grenze verlaufen, soweit die Erzählung.

Sein schlechtes Gewissen brachte ihn um

Einer von ihnen war der Lautlinger Hans Stauß, der spätere Kübele-Hannes, der sich laut der Sage auf betrügerische Art den Sieg holte. Ein Umstand, der ihm ein solch schlechtes Gewissen bereitete, dass er sich schließlich das Leben nahm. Begraben wurde er allerdings, so heißt es in der Geschichte, nicht auf einem Friedhof, sondern in einem Fass außerhalb des Dorfes.

Heute ist klar: Einiges davon ist tatsächlich so passiert. „Wir wissen, dass es Hans Stauß wirklich gab und auch die Grenzstreitigkeiten sind nachgewiesen“, erklärt Heiko Peter Melle. Der Suizid sei ebenfalls belegt, wenngleich in Dokumenten der Kirche davon nie die Rede sei, so der Ortsvorsteher. „Das ist der Zeit geschuldet. Statt von einem Selbstmord sprach man einfach von einem Verschwinden.“

„Eine eingeschworene Gemeinschaft“: Wie die Lautlinger Kübele-Hannes silbernes Jubiläum feiern

© Horst Schweizer

Vergangenen Samstag ließ man anlässlich des Häß-Abstaubens auch den Kübele-Hannes aus seinem Fass.

Dafür wurde Hans Stauß’ Tod durch Erhängen in einem Gerichtsprotokoll aus dem Jahr 1716 zweifelsfrei festgehalten. Darin wurde auch die außergewöhnliche Vorgehensweise der Bestattung durch die Grafen von Stauffenberg ausdrücklich befohlen, womit auch die Geschichte des Fasses bewiesen werden konnte.

Ein Stück Geschichte also, das hinter den markanten Häs der heutigen Narrenzunft steckt. Ein solch wichtiges, dass es von Generation zu Generation weitergegeben werden soll, so die Meinung der Zunftmitglieder. Und was würde sich dafür besser eignen als ein Ausmalbuch für Kinder?

Aus einer ersten Idee wurden die ersten Skizzen und schließlich das fertige Buch. Künstler und ZAK-Redakteur Holger Much kümmerte sich dabei um den illustratorischen Part und stellte die Protagonisten der Lautlinger Sage auf „schwäbisch-knitzige Art“ dar, so die Worte des heutigen Zunftmeisters Micha Fürst.

„Eine eingeschworene Gemeinschaft“: Wie die Lautlinger Kübele-Hannes silbernes Jubiläum feiern

© Holger Much

Eine der Seiten des neuen Ausmalbuchs.

Damit sollte es jedoch nicht getan sein, denn kurze Textpassagen sollen den Kindern die Geschichte noch näher bringen. Um Themen wie Suizid dabei altersgerecht aufzubereiten, übernahm diesen Teil des Projekts die erfahrene Kindergärtnerin Nicola Oßwald, die selbst Mitglied der Kübele-Hannes ist.

„Ich habe noch nie von einem vergleichbaren Projekt gehört“, erklärt Melle, worin ihn auch Zunftmeister Fürst bestärkt: „Das ist das erste Ausmalbuch in der Geschichte der schwäbisch-alemannischen Fasnet, und es ist mehr als gelungen.“

Da ist es für die Mitglieder der Narrenzunft gleich noch erfreulicher, dass sich am 20. Januar eine optimale Gelegenheit bietet, das Buch unter den zahlreichen kleinen Kübele-Hannes zu verteilen. Denn gerade für sie steht an diesem Tag das dritte Highlight an: das Kinderringtreffen, das in diesem Jahr in Lautlingen stattfinden wird.

Bereits das 23. Kinderringtreffen

Und was könnte besser passen, als dass das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen der Kübele-Hannes auf das 25. Kinderringtreffen im Kreis fällt. Eigentlich. Denn durch Corona war die Durchführung des Ringtreffens zwei Mal nicht möglich gewesen. Daher sei es erst das 23. Mal, erklärt Walter Sieber, Präsident des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb.

Der Vorfreude tut das laut Sieber aber keinen Abbruch, denn er sieht bei den Kübele-Hannes eine „eingeschworene Gemeinschaft“. Was hingegen ein wenig schade sei, so der Präsident, sei, dass es aufgrund der kurzen Fasnetszeit und den damit verbundenen Überschneidungen von Veranstaltungen in diesem Jahr nicht allen Zünften möglich sei, am Kinderringtreffen teilzunehmen. Aber das müsse man eben akzeptieren. „Wenn es nur drei Wochen Fasnet gibt, kann man nicht sechs Wochen feiern“, scherzt Sieber.

Vollsperrung der B463 erforderlich

Eine zusätzliche Herausforderung ist die B463, die zentral durch Lautlingen führt. Um die Sicherheit aller kleiner und großer Narren zu gewährleisten, sei eine Sperrung unumgänglich, versichert Zunftmeister Fürst. Doch hierfür braucht es eine Genehmigung der Stadtverwaltung, die bereits für die Dorfumzüge in den vergangenen Jahren jedes Jahr aufs Neue beantragt werden musste.

Erfreulich sei allerdings, so Walter Sieber, dass immer mehr Gemeinden planten, mehrjährige Genehmigungen für wiederkehrende Veranstaltungen zu erteilen. „Im Zollernalbkreis sind wir da auf einem sehr guten Weg“, freut sich der Präsident des Narrenfreundschaftsrings.

Was das Kinderringtreffen und das Jubiläumsfest am 20. Januar betreffe, sei die Straßensperrung schon so gut wie genehmigt. Dadurch soll es ab 12.30 Uhr eine siebenstündige Vollsperrung der B463 zwischen der Höristraße und der Eschachstraße in Lautlingen geben.

Volles Programm:

Die Veranstaltung selbst beginnt hingegen schon zwei Stunden früher. Begonnen wird der große Tag um 10.30 Uhr mit einer ökumenischen Kindernarrenmesse, bevor zum Empfang der Kinderzunftmeister in der Lautlinger Turn- und Festhalle übergangen wird. Der Kinderringumzug selbst startet um 13.30 Uhr in der Laufener Straße und führt zurück zur Festhalle, wo im Anschluss ein Programm von Kindern und für Kinder, wie es die Veranstalter nennen, stattfinden wird.

Um auch das 25-Jährige gebührend zu feiern, steht um 17.30 Uhr der Jubiläumszunftmeisterempfang auf der Tagesordnung, an den sich eine Stunde später der Jubiläumsumzug anschließt. Die Strecke entspricht der des Kinderumzuges. Auch hier wird es im Nachhinein ein Programm in der Festhalle geben, zudem zusätzlich ein Festzelt aufgebaut sein wird. Per Videoschalte können auch dort die Bühnenauftritte live verfolgt werden.

Obendrein wird es Besenwirtschaften geben und im ganzen Ort sollen Food-Trucks für die Verköstigung der Narren sorgen. Durchweg zuversichtlich, dass alles nach Plan laufen wird, zeigte sich der Präsident des Narrenfreundschaftsrings, mit den Worten: „Ein 3-faches Kübele-Hannes auf dieses Kinderringtreffen.“

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