Albstadt

Ein Münchner slammt sich auf der Alb zum Sieger der spielerischen Wortkunst

15.11.2019

Von Vera Bender

Ein Münchner slammt sich auf der Alb zum Sieger der spielerischen Wortkunst

© Vera Bender

Henk M. Fleming, Marcel Siedersberger, Kai Bosch, Caro Goebel, Natalie Friedrich und Gewinner Max Osswald (von links) begeisterten das Publikum.

Beim Poetry Slam in Tailfingen hat am Donnerstagabend Max Osswald aus München das Publikum für sich gewinnen können.

Auch der 5. Poetry Slam, veranstaltet vom Kulturverein TalgangArt im Rahmen der Literaturtage Albstadt, fand wieder großen Zulauf. Mit frenetischem Applaus klatschten die Besucher im Thalia in Tailfingen schließlich Slammer Max Osswald aus München zum Sieger.

Handballer in der Pinakothek

Themen wie Vereinssport, Alkohol und Religion verschafften dem sympathischen Handballer den kleinen, aber entscheidenden Vorteil. Vielleicht war es die Vorstellung, wie sich Handballer in der Pinakothek in München aufführen, wenn der Flachmann kursiert, alle im Chor wie Fußballfans „Van Gogh“ skandieren und das Spiel spielen „wer zuerst 100 Bilder anfasst, hat gewonnen“.

Wortspielerieien wie aus der Pistole geschossen

Max Osswalds Wortspielereien und philosophischen Schlussfolgerungen kamen wie aus der Pistole geschossen, so dass es manchmal etwas dauerte, bis der Witz beim Zuhörer ankam.

Ganz neue sprachliche Verbindungen

„Schwäbisch ist das beste Verhütungsmittel. Aber Gott kriegt dich trotzdem schwanger“ oder „im Sport ist es wie im Berufsleben – nur die Trägen kommen auf die Bank“ zeigten doch ganz neue Verbindungen auf und verhalfen Max zum Sieg.

Große Fragen aus Tübingen

Allerdings hatten auch die anderen fünf Teilnehmer ihre Anhänger im Publikum. Deshalb kam beispielsweise auch Henk M. Fleming aus Tübingen ins Finale. Hatte er im ersten Teil noch große Fragen aufgeworfen wie „Wer steckte den Reichstag in Brand? Und warum rauf ich mich um den Verstand?“, so outete sich Fleming im zweiten Teil als „inoffizieller sächsischer Kulturbotschafter“. Sein Thema drehte sich fortan um die Frage des Nachwuchses: „Kinder zu haben, ist materialistisch, dumm und selbstbezogen.“

Was passiert, wenn Stotternde demonstrieren?

Und auch Kai Bosch aus Stuttgart bekam eine zweite Chance. Mit viel Selbstironie nahm er die Inklusion auf die Schippe und forderte auf, Barrieren im Kopf zu lösen. Der Gehandicapte witzelte, dass Stotternde immer noch viel zu leise seien, obwohl, wenn sie im Chor demonstrierten, schnell ein Kanon daraus werde. Die Barrieren im Kopf der Besucher wurden bei so viel Humor und Prägnanz schnell gelöst.

„Faust“ in besonderer Version

Sehr gut präsentierten sich auch die drei Konkurrenten, die leider dennoch im Wettstreit der Literaten unterlagen. So rezitierte Natalie Friedrich aus Karlsruhe anlässlich ihres „Goethe-Traumas“ eine besondere Version des „Faust“.

Katzenkalender sorgten für Lacher

Marcel Siedersberger aus Sigmaringen rappte „leb dein Leben so gut du nur kannst“ und Caro Goebel aus Mannheim hatte als Rezept für Depressionen den Satz „du bist wunderschön“ auf Lager. Und wie immer überbrückte Profi-Slammer Johannes Elstner als Moderator die Pausen mit amüsanten Einwürfen. Sein Fokus lag dabei auf dem „literarischen Katzenkalender“, der für großes Gelächter sorgte.

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