Meßstetten

EU-Projekttag in Meßstetten: Schülerinnen und Schüler für ein gemeinsames Europa

22.05.2023

Von Milijana Magarewitsch

EU-Projekttag in Meßstetten: Schülerinnen und Schüler für ein gemeinsames Europa

© Milijana Magarewitsch

Sind überzeugt von der blühenden Zukunft junger Menschen in Europa (von links): Schulleiter Steffen Strohhäcker, Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und der zweite stellvertretende Bürgermeister Ernst Berger.

Achtung der Menschenwürde, der Freiheit, der Demokratie, der Gleichheit und der Rechtsstaatlichkeit. Um nur einige der europäischen Werte aufzuzählen. Doch wie hoch wird die Relevanz dieser im Alltag junger Schülerinnen und Schüler bewertet?

In Vorbereitung auf den von Bund und Ländern organisierten EU-Projekttag haben sich sämtliche Neuntklässler der Realschule Meßstetten nicht nur einfach(e) Gedanken um die Europäische Union gemacht, sondern haben sich auch gezielt mit dem Hintergrund der 27 Mitgliedsstaaten zählenden Gemeinschaft auseinandergesetzt. Fragen ausarbeiten, Plakate entwerfen, Länder vorstellen: Eine spannende Gelegenheit, die EU jungen Menschen aktiv näherzubringen.

Jugendliche immer interessierter am europäischen Gedanken

Dieser einmalige Tag sei eine Bereicherung für den Unterricht. So sahen es sowohl Schulleiter Steffen Strohhäcker, als auch Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und der Zweite Stellvertreter des Meßstetter Bürgermeisters Frank Schroft, Ernst Berger, gleichermaßen.

Umfragen bei früheren EU-Projekttagen hätten ergeben, dass das Interesse der Kinder und Jugendlichen an Europa mit den Schulbesuchen steige. „Entschlüpft“ ist der EU-Projekttag der halbjährlich rotierenden Ratspräsidentschaft in er Europäischen Union.

Als der Rotationskegel von Januar bis Juni 2007 seinen Stopp bei der deutschen Bundesregierung einlegte, sollten „eine Anhäufung von Aufgaben“ geleitet und „Impulse in Politikbereichen“ gesetzt werden. Aus einem der vielen informellen Ratstreffen ist auch die Idee zum EU-Projekttag entstanden. Seither gehen Kabinettsmitglied oder Europa-Parlamentarier bundesweit auf jährliche Polit-Wanderschaft und rühren auf Einladung der Schulen die Werbetrommel für ein europäisches Miteinander.

„Wir-Gefühl“ immer stärker

Die bis dato jüngste Eurobarometer-Umfrage zu Jugend und Demokratie aus dem Jahr 2019 zeigt ganz deutlich, dass Schülerinnen und Schüler, trotz verschiedener Herkünfte und Ethnien, immer mehr zu einem „Wir sind eins“-Gefüge tendieren. Dieses europäische „Wir-Gefühl“ hob Lehrkraft Karla Sindlinger während des Veranstaltungstages besonders hervor.

Sindlinger leitete die vorangegangenen Projekttage an und sprach begeistert davon, dass jeder weitere Jahrgang noch ein Stückchen mehr in Richtung gemeinsames Europa rücke. Welche langfristigen Ziele die EU verfolgen würde, lautete eine der Fragen aus dem schülerbesetzten Publikum. Dazu Hoffmeister-Kraut: „Die Förderung des Friedens ist derzeit, in Hinblick auf den Angriffskrieg in der Ukraine, ungeheuer wichtig.“

Der Krieg in der Ukraine erschüttert

Sie mache es besonders traurig, dass man von der Abrüstungs- wieder hin zur Aufrüstungsstrategie müsse. „Dass ihr und ich einen solchen Krieg mitten in Europa erlebt müssen, davon wäre ich nie ausgegangen und das erschüttert mich zutiefst“. Auch die Frage nach dem ukrainischen EU-Beitritt wurde gestellt. Der Kandidatenstatus des Landes ermögliche zwar umfassende Verhandlungen, sei aber noch lange kein Beitrittsversprechen. Um weitere Spannungen mit Russland zu vermeiden, wäre der Beitritt Norwegens als Grenzland zu Russland wünschenswert.

Mit dieser Antwort gab sich der Schüler aber nicht zufrieden. Er wisse um die Werte der EU, aber er hätte sich über einen konkreteren Ausblick gefreut. Nicht langfristig, sondern lediglich die kommenden Jahre betreffend.

Dazu nannte Hoffmeister-Kraut die Schlagworte „Demokratie, Freizügigkeit und Menschenrechte“. Demokratie sei Privileg und Pflicht zugleich. „Stellt euch vor, ihr würdet ihn China leben. Das Land befindet sich zwar im wirtschaftlichen Aufschwung, seine Einwohner haben aber kaum Rechte“. Bei uns herrsche Meinungsfreiheit, soziale Absicherung und man könne sich innerhalb der EU frei bewegen, arbeiten und wohnen. „Und wir können von unseren Nachbarn lernen“, so Hoffmeister-Kraut. Andere Sprachen, kulturelle Unterschiede, Arbeitsweisen und Gepflogenheiten.

Was aber betrifft die heute schon oder bald 16-jährigen Schülerinnen und Schüler aus diesem Füllhorn europäischer Vorgaben tatsächlich? Vor allem die Berechtigung an Kommunalwahlen mitzuwirken. „Lasst euch das nicht nehmen, das macht wirklich Spaß. Es kann sein, dass heute etwas entschieden wird, dessen Umsetzung ihr schon kurz darauf mit begleiten dürft.“

Auf Kommunalebene entscheiden

Es könne beispielsweise das Amt des Bürgermeisters mitbestimmt, an Bürgerentscheiden teilgenommen oder über die Besetzung von Gemeinderäten entschieden werden. Zudem wäre es auch ein erster Schritt in Richtung Politik, was somit eine weitere Schülerfrage, wie man denn Politikerin werde, beantwortete. „Dazu befindet ihr euch beruflich in einer komfortablen Situation“, so Hoffmeister-Kraut. 100.000 unbesetzte Ausbildungs- und Arbeitsstellen würden auf qualifizierte Schulabgänger warten.

Erst kürzlich sei man mit einer Delegation in die norditalienische Lombardei gereist, um sich hier über mögliche Synergien mit Unternehmen auszutauschen. Angedacht sei ein „Austauschprogramm“ von einem zum anderen EU-Partner. So könnten künftige Auszubildende ihren Ausbildungsberuf auch aus einer anderen (Länder-)Warte kennenlernen. „Aber eigentlich könnt ihr sowieso einfach alles werden, denn eure Zukunft ist golden“.

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