Albstadt

Die Tagesstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung in Albstadt leistet wertvolle Arbeit

27.11.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Die Tagesstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung in Albstadt leistet wertvolle Arbeit

© Dagmar Stuhrmann

Mitarbeiter und Besucher der Albstädter Tagesstätte der BruderhausDiakonie für Menschen mit psychischen Erkrankungen (v.l.): Siegfried Friedlein, Jessica Zauner, Marcel Rebs und Michael Carbon.

Die Tagesstätte der BruderhausDiakonie in Albstadt ist für viele Menschen mit psychischer Erkrankung eine wichtige Anlaufstelle. Dabei ist der erste Schritt am schwierigsten: „Es kostet Kraft zuzugeben, dass die Seele kaputt ist“, sagt einer der Besucher. Die BruderhausDiakonie steht im Mittelpunkt der diesjährigen Weihnachtsspendenaktion des ZOLLERN-ALB-KURIER. Wir stellen deren Arbeit in mehreren Artikeln vor. Für den heutigen Beitrag haben wir uns in der Tagesstätte in der Sigmaringer Straße in Ebingen umgeschaut und mit Mitarbeitern und Besuchern gesprochen.

Die Grundhaltung des Teams ist so einfach wie klar: „Wir sind ansprechbar.“ Michael Carbon (64) bezeichnet sich selbst als „Urgestein“ der BruderhausDiakonie. Der Sozialarbeiter kennt die Probleme, mit denen die Besucher in die Tagesstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung in die Sigmaringer Straße 47 kommen, weiß, wie die Hilfe aussehen muss. Genauso wie seine Kollegin Jessica Zauner, die zwar erst seit gut einem Jahr in der Ebinger Tagesstätte der BruderhausDiakonie arbeitet, aber ihre Berufswahl noch keinen Tag bereut hat. „Es ist wirklich schön“, sagt sie, „dass jeder, der hierher kommt, so sein darf, wie er ist.“ Die Arbeit sei oft anstrengend – „weil jeder sein Päckle mitbringt“ –, aber es lohnt sich: „Man bekommt soviel Gutes zurück“, sagt die Ergotherapeutin Jessica Zauner.

Die Gemeinschaft tut gut

Die Besucher der Tagesstätte bestätigen das. Sie spüren, dass ihnen der Besuch der Tagesstätte „etwas bringt“. Dass manches leichter wird, anderes erträglicher, Ängste verschwinden können, dass man akzeptiert wird, Anerkennung bekommt, und dass der Kontakt, die Gemeinschaft gut tut. Wie etwa der 53-jährige Siegfried Friedlein, der inzwischen offen mit seiner Krankheit umgehen kann. „Ich bin froh, dass es dieses Angebot gibt. Man fühlt sich angenommen und findet immer ein offenes Ohr“, erzählt er.

Wie in einer großen Familie

Marcel Rebs (33) haben die Gespräche mit den Mitarbeitern der Tagesstätte ebenfalls geholfen, aus einem tiefen Loch, in dem er nach schlimmen Erfahrungen gelandet war, wieder Stück um Stück herauszufinden. Ein dritter Besucher, der namentlich nicht genannt sein möchte, fasst die Stimmungslage zusammen: „Es ist hier wie in einer großen Familie. Hier zu sein, hat mir sehr geholfen.“

Der erste Schritt ist am schwierigsten

Am schwierigsten sei der erste Schritt: Man müsse sich erst selbst und anderen gegenüber eingestehen, dass man psychische Probleme hat. Zuzugeben, dass „die Seele kaputt“ ist, koste Überwindung. Ist dieser Schritt getan, kann die Hilfe ansetzen: Es geht darum, den Alltag zu leben, den Tag zu strukturieren. Nach Möglichkeit werden die Besucher in anfallende Arbeiten einbezogen: man kann sich etwa durch Thekendienst oder als Beikoch einen kleinen Obolus dazuverdienen.

Niederschwelliges Angebot

Die Tagesstätte mit ihrem niederschwelligen Angebot ist Teil des Gemeindepsychiatrischen Zentrums. Im Gebäude in der Sigmaringer Straße gibt es weitere Beratungs- und Betreuungsangebote für Menschen mit psychischer Erkrankung.

Mittagessen wird sehr gut angenommen

Die Tagesstätte ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und sonntags vierzehntägig von 14.30 bis 16 Uhr geöffnet. Im Moment gelten Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. „Unser Mittagstisch wird sehr gut angenommen“, erzählt Jessica Zauner. Derzeit besteht diese Möglichkeit, mittags preisgünstig zu essen, aber coronabedingt nicht. Abholung und Lieferung sind aber möglich.

Das Café ist das Herzstück

Die Tagesstätte steht allen offen, die eine Anlaufstelle suchen. Dabei geht es nicht immer nur ums Reden, man kann auch einfach nur da sein und zuhören. Das Café ist das Herzstück. Hier trifft man sich, hier findet man aber auch professionelle Ansprechpartner. Im Wochenplan stehen verschiedene Angebote – Fußball, Backgammon, Tea-Time, ein Gartenprojekt, gemeinsames Frühstücken, Spaziergänge –, die den Besuchern helfen sollen, innere Schranken zu überwinden und sich in Gesellschaft wohl zu fühlen. Alles kann, nichts muss – das Betreuerteam macht keine Vorgaben, sondern ermuntert, wenn es nötig ist, spendet Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Spenden werden dringend benötigt

Der ZOLLERN-ALB-KURIER unterstützt in diesem Jahr die BruderhausDiakonie. Ein Teil der Spenden, die für die Fortsetzung der Arbeit dringend benötigt werden, wird auch der Ebinger Tagesstätte zugute kommen. „Wir sehen hier pro Jahr rund 250 Menschen“, sagt Michael Carbon. Im Durchschnitt werden pro Tag rund 40 Mittagessen ausgegeben. Manche Besucher kommen täglich, andere mehrmals pro Woche, andere nur gelegentlich. Im besten Fall, meint er, entwickelt sich im Lauf der Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen Besucher und Betreuern.

Spendenkonto ist offen

Das Spendenkonto der diesjährigen Weihnachtsspendenaktion des ZOLLERN-ALB-KURIER ist offen. Unter folgender Bankverbindung können Sie Ihre Spende einbezahlen:

Konto: BruderhausDiakonie

Evangelische Bank eG

IBAN: DE31 5206 0410 0000 0040 06

BIC: GENODEF1EK1

Verwendungszweck: ZAK Weihnachtsspende

Gern werden wir auch die Namen eines Spenders und dessen Spendensumme im ZAK veröffentlichen. Wer eine solche Veröffentlichung wünscht, sollte dies einfach beim oben bereits genannten Verwendungszweck mit vermerken.

Diesen Artikel teilen: