Balingen

Die Suche nach der Kreativität im Sport

13.05.2017

von Vereinspressemitteilung

Der Balinger Verein Freiraum – Balingen kreativ hatte zur Diskussion ins Zollernschloss eingeladen und als Gesprächspartner und Experten Ulrich Derad engagiert.

Die Suche nach der Kreativität im Sport

© Privat

Frank Türke (rechts) im Gespräch mit Ulrich Derad über das Thema Kreativität im Sport.

Nicht Fehlerquoten sind relevant, sondern das gegenseitige Vertrauen im Team. Sport und Spiel gelten als Synonyme für Kreativität. Spielerische Ausnahmefiguren wie Messi oder Ronaldo werden zu Weltfußballern und sorgen immer wieder für außergewöhnliche Siege. Zugleich sind in den Mannschaftsportarten Fußball, Handball und Basketball – auch wegen des großen wirtschaftlichen Erfolgsdrucks der Vereine – analytische Methoden, taktische Vorgaben und das Training von „Standardsituationen“ auf dem Vormarsch. Damit, aber auch mit der Rolle der Kreativität im Sport ganz allgemein, beschäftigte sich Ulrich Derad aktuell im Zollernschloss.

Der Referent des Abends, der heute Geschäftsführer des baden-württembergischen Landessportbundes ist, startete seine aktive Karriere als Handballer beim TV Weilstetten, wechselte später zum VfL Gummersbach, wurde Nationalspieler und später Manager des THW Kiel. Bereits während seines Sportstudiums beschäftigte er sich intensiv mit Kreativität im Spielsport und war damit prädestiniert sowohl die wissenschaftlichen Grundlagen als auch die spielpraktischen Aspekte des Themas für die Gäste anschaulich darzustellen.

Die Kreativität im Sport, die Derad als die Fähigkeit definiert, schnell auf ein kurzfristig auftretendes Problem im Spiel zu reagieren und dadurch eine optimale Lösung zu finden, ist nicht voraussetzungslos, sondern entsteht in der Kindheit: Fehler machen, daraus zu lernen und Erfahrung zu gewinnen, das schafft Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein schafft Sicherheit, diese schafft schließlich später Raum für ungewöhnliche, kreative Spielzüge, die Gegner überraschen und Erfolg bringen können.

Dabei lässt sich die spielerische Technik durch diszipliniertes Training lernen, nicht aber das Entscheidende für einen kreativen Sportlertyp, nämlich die Gleichzeitigkeit von divergierendem und konvergentem Denken. Derad beschreibt dies als Verbindung von Problemwahrnehmung, von „kreativer Verrücktheit“ bei der Suche nach einer Lösung im Spiel und der für die Umsetzung nötigen Intelligenz.

Das kann allerdings nur funktionieren, wenn die Mannschaft diszipliniert zusammenarbeitet. Denn – so sagt Derad – was wäre aus Beckenbauer im Spiel geworden, wenn ihm nicht Hans-Georg („Katsche“) Schwarzenbeck und andere den Rücken freigehalten hätten. Damit das Team in diesem Sinne funktioniert, ist der Trainer gefragt. Er muss nach Derads Meinung, den Spielern die nötigen Freiräume lassen, Vertrauen schenken und eine positive Stimmung erzeugen.

Damit konnte, auch angeregt durch Fragen aus dem Publikum, der gedankliche Bogen in die Region geschlagen werden. Derad riet dazu, das Thema der (sportlichen) Kreativität weiter zu forcieren, das Potenzial vor Ort zu nutzen, dazu zählt für ihn auch die bisherige Leistung des HBW in der Handballbundesliga und das besondere Engagement der ehrenamtlichen Helfer des Vereins. Sein Ratschlag war hier ebenso einfach wie klar: Machen lassen, vor allem aber, Fehler zulassen.

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